Polizei öffnet Tore

Thailand: Opposition erklärt Sieg über Regierung

Ausland
03.12.2013 13:51
Lächeln und Umarmungen statt Brandsätzen und Tränengas: Thailands Polizei hat am Dienstag ihre Strategie geändert und den regierungsfeindlichen Demonstranten einfach die Tore geöffnet und sogar Blumen verteilt. Hunderte Menschen strömten daraufhin in Bangkok auf das Gelände des Regierungssitzes und der Polizeistation und erklärten ihren Sieg. Wenig später zogen die meisten der Demonstranten wieder friedlich ab. Die Regierung ist - vorerst - weiterhin im Amt.

"Ich verliere lieber das Gesicht als zuzusehen, wie Demonstranten verletzt oder getötet werden", sagte Polizeichef Khamronvit. Angesichts der weiter eskalierenden Gewalt, die über das Wochenende bereits erste Todesopfer gefordert hatte, hat die in Bedrängnis geratene Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra angeordnet, den Polizeiwiderstand zu lockern. Und die Strategie scheint aufzugehen: Vorerst entspannt sich die Lage in Bangkok, das am Montag noch einem Schlachtfeld glich.

Nach Freude über "Sieg" zogen Demonstranten wieder ab
Einer der Protestorganisatoren, Taworn Senniem, kletterte nach der Erstürmung der Regierungszentrale auf einen Lastwagen und verkündete den Sieg der Opposition. "Ihr habt nicht versagt", meinte er zu Polizisten. "Ihr teilt Euch den Sieg mit dem Volk."

Die Demonstranten skandierten Slogans, schwenkten Fahnen und zogen danach friedlich ab. Allerdings hielt die Opposition an ihrer Forderung nach einem Rücktritt von Ministerpräsidentin Yingluck fest. Oppositionsführer Suthep Thaugsuban bekräftigte, dass die Proteste weitergehen werden, "bis das Thaksin-Regime hinweggefegt ist". Bei den Protesten waren in den vergangenen Tagen fünf Menschen getötet worden.

Regierung arbeitet derzeit in Ausweichquartieren
Die Demonstranten haben bisher jedoch keine ihrer Forderungen durchgesetzt. Sie wollten die Regierung stürzen und einen ungewählten Rat als Übergangsregierung einsetzen. "Sie wollten einen symbolischen Sieg, und das haben wir ihnen gegeben", sagte ein Polizeisprecher. "Wir haben Blutvergießen verhindert, das ist das Wichtigste." Der Regierungssitz war bereits geräumt gewesen, die Minister arbeiten derzeit in anderen Büros.

Unterstützung erhofft sich die Opposition von der Armee. "Wir müssen keine Angst haben, dass die Armee die Proteste auf Befehl der Premierministerin niederschlagen wird", gab sich Suthep überzeugt. Offenbar hofft der ehemalige Vizepremier auf ein Eingreifen der Armee wie 2006, als der Bruder Yinglucks, der frühere Premier Thaksin Shinawatra, nach Protesten seiner Gegner aus dem Amt geputscht wurde.

Suthep umstritten: Angst vor "Ende der Demokratie"
Viele Beobachter fürchten aber, dass es sich bei der Namensgebung von Sutheps "demokratischer Reform" um einen massiven Etikettenschwindel handeln könnte: "Suthep will die Demokratie in Thailand beenden", sagte etwa die 20-jährige Athitaya Sorathiwa, die in Bangkok studiert und noch bis vor Kurzem selbst gegen die Yingluck-Regierung auf die Straße gegangen ist. "Ich will auch einen Machtwechsel, aber Sutheps Pläne würden nur einer kleinen Elite helfen", wurde sie von "Spiegel Online" zitiert.

Oppositionsführer: "Reißt Polizisten Uniform vom Leib"
Wie Suthep als Machthaber in Thailand agieren würde, davon geben seine Brandreden gegen die Polizei eine Ahnung. Er forderte in den letzten Tagen seine Anhänger dazu auf, allen Polizisten, die sich nicht den Protesten anschließen, die Uniform vom Leib zu reißen. "Polizisten, die dem Thaksin-Regime dienen, haben es nicht länger verdient, ihre Uniform zu tragen. Wir werden sie nicht verletzen, aber wir werden sie erniedrigen", sagte Suthep. In Richtung der Beamten sagte er: "Zieht eure Uniform aus und schließt euch uns an, oder wir werden euch dabei helfen, die Uniform auszuziehen."

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