Skandal in Japan
Yakuza-Gangster werden zu “Bankern mit Waffen”
Im September kam heraus, dass die Mizuho Bank Mitgliedern des organisierten Verbrechens viel Geld geliehen hatte. Doch es war nur die Spitze des Eisbergs: Nacheinander mussten vier weitere japanische Banken dasselbe eingestehen - darunter das größte Geldinstitut des Landes, die Mitsubishi UFJ Financial Group.
Yakuza fühlen sich in Finanzwelt wohl
Während die Öffentlichkeit ob des Ausmaßes des Skandals empört ist, sind andere nicht überrascht, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Die Yakuza seien inzwischen gut vernetzt im Finanzwesen, berichtet etwa Kriminalromanautor Jake Adelstein, ein ehemaliger Redakteur der japanischen Zeitung "Yomiuri". "Insiderhandel ist riesig geworden - man kann viel mehr Geld verdienen durch die Manipulation von Aktien", so Adelstein. Die größte Organisation der Yakuza, die Yamaguchi-gumi, sei zu "Goldman Sachs mit Waffen" geworden.
Auch optisch hätten sich die Gangster an die Banker angeglichen: Statt Ganzkörpertattoos stünden nun maßgeschneiderte Anzüge auf dem Programm. Die Finanzwelt sei wie für die Yakuza gemacht, weiß Adelstein - sie seien "gerissene Investoren" und "zocken gern".
Druck aus dem Ausland
Die Yakuza werden in Japan gefürchtet wie verehrt und verdienen mit diversen illegalen Aktivitäten von Glücksspiel, Drogen, Prostitution bis zu Schutzgelderpressung jedes Jahr Milliarden. Bisher wurden sie von den Behörden oft toleriert, doch das Ausland - vor allem die USA - macht Druck. Schließlich verdienen die Gangster auch außerhalb Japans blendend.
So half auch ein Vorstoß des US-Finanzministeriums, das die Konten der Yakuza außerhalb Japans einzufrieren gedenkt, die Verflechtung der Gangster mit der Finanzwelt ans Licht zu bringen. Besondere Aufregung entstand, als die Bank Mizuho nach längerem Leugnen zugeben musste, dass auch zahlreiche Führungskräfte über die Geschäfte Bescheid wussten. Über 50 Angestellte in Spitzenpositionen wurden firmenintern mit Gehaltskürzungen bestraft.
Großes Aufräumen bis Olympia
Nun will das Land einen neuen Anlauf starten, die Yakuza aus legalen Geschäften zu halten. So gibt es nun etwa eine Datenbank, um mit den Kriminellen verbandelte Personen zu identifizieren. Spätestens bis zur Olympiade 2020 in Tokio soll aufgeräumt sein, so die Hoffnungen.
Doch ob das so einfach funktioniert, bezweifelt etwa Autor Adelstein. Schließlich würden viele Politiker ihre Jobs Bekannten der Yakuza verdanken. Erst letztes Jahr musste ausgerechnet Justizminister Keishu Tanaka zurücktreten, nachdem ihm Verbindungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt worden waren.
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