Gegen Homo-Ehe
Kroatien: “Traditionelle Ehe” kommt in Verfassung
Laut Gesetz tritt die Verfassungsänderung gleich nach dem Referendum in Kraft. Ein Parlamentsbeschluss ist nicht mehr notwendig. Es war das erste Referendum, das von Bürgern erzwungen wurde und das dritte nach der Unabhängigkeit Kroatiens 1991.
Die Volksabstimmung wurde von der kirchennahen Bürgerinitiative "Im Namen der Familie" initiiert, die präventiv verhindern wollte, dass homosexuelle Paare ihre Gemeinschaft jemals als Ehe bezeichnen dürfen. Die Mitte-links-Regierung will nun eingetragene Partnerschaften einführen - sowohl für hetero- als auch homosexuelle Paare.
Präsident: "Wird nicht zu Diskriminierung führen"
Staatspräsident Ivo Josipovic sagte: "Die Ergebnisse sind für manche vielleicht eine Enttäuschung, aber keine Überraschung. Das wird aber nicht zu neuen Spaltungen in der Gesellschaft führen, schon gar nicht zur Diskriminierung von Bürgern, die anders sind."
Premier Zoran Milanovic kündigte an, dass die Regierung schon in den kommenden zwei Wochen einen entsprechenden Gesetzesvorschlag beschließen will. Der Sozialdemokrat, der am Sonntag selbst gegen die Verfassungsänderung stimmte, hatte die Abstimmung als ein "trauriges und sinnloses Referendum" bezeichnet und sprach von "versteckter Homophobie".
Oppositionschef: "Traditionelle Werte schützen"
Oppositionschef Tomislav Karamarko von der rechtskonservativen HDZ stimmte für die Verfassungsänderung. "Wir wollen die traditionellen Werte schützen und wollen niemandem seine Rechte streitig machen, sondern lediglich unsere Rechte behalten", so Karamarko nach der Stimmabgabe.
Zehntausende demonstrierten für Rechte von Homosexuellen
Noch am Samstag hatten sich in Kroatien Zehntausende Menschen versammelt, um für die Rechte von Homosexuellen zu demonstrieren (siehe Bild oben). Die meisten Medien hatten sich in den vergangenen Wochen klar deklariert und auf die Seite der Gegner des Referendums gestellt.
In der Folge sorgte "Im Namen der Familie" für einen Eklat, indem sie zahlreichen Medien im Gegenzug die Akkreditierung für die Berichterstattung aus ihrer Zentrale verweigerte. Andere Medienhäuser sagten aus Protest ihre Berichterstattung aus dem Zentrum der Organisatoren ab.
Medienprotest: Kroatische Flagge mit Hakenkreuz
Die meisten Medien berichteten am Sonntagabend nüchtern über das Ergebnis, das Portal Index.hr jedoch veröffentlichte zum Bericht auch ein provokantes Bild: Es zeigt die kroatischen Flagge mit einem rot-weiß karierten Hakenkreuz statt des Wappens mit Schachbrettmuster.
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