Live in Wien

Andreas Gabalier versetzte Stadthalle in Ekstase

Musik
01.12.2013 03:23
Am Samstagabend herrschte Ausnahmezustand in der Wiener Stadthalle. Andreas Gabalier, Österreichs aktuell erfolgreichster Musikexport, beendete seine mehrmonatige Tour mit Pauken und Trompeten. In der knapp dreistündigen Show gab's für jeden etwas und manchmal sogar noch ein bisschen mehr.
(Bild: kmm)

Niemand bedient die Klaviatur der Klischees so gekonnt wie Österreichs selbsternannter Volks-Rock-'n'-Roller Andreas Gabalier. Der 29-jährige Steirerbua singt von "Madln und Wadln", vom "Heimatland und Steirergwand", vom "Gipfel und dem Wipfel". Er transportiert die menschliche Kernigkeit des grünsten Bundeslandes mit Stolz, Freude und Inbrunst, wird dafür mit grenzenlosem Jubel bedacht und bringt so ganz nebenbei auch die augenzwinkernde Hassliebe zwischen Steirern und Wienern aus der Spur.

Mammutprogramm
Gut 13.000 Fans erblickt der populärste heimische Musiker bei seiner 29. und letzten Tour-Station in der Wiener Stadthalle. Dort, wo er letztes Jahr seine erfolgreiche DVD aufzeichnen ließ. Dort, wo er schlussendlich den entscheidenden Schritt für eine internationale Karriere startete. Von gut 200.000 verkauften Karten in Österreich, Deutschland und der Schweiz erzählt er zu Beginn des dreistündigen Mammutprogramms. Zu diesem Zeitpunkt noch eingehüllt in eine weiße Lederjacke, ausgestattet mit bekannten Accessoires wie rot-weiß-kariertem Schneuztuch, Hirschgeweih als Mikroständer und pinker Sonnenbrille, die er immer dann trägt, wenn die Songs richtig rocken.

Das tun sie für die Fans an diesem Abend sowieso. Die Mischung aus bedingungsloser Heimatliebe und internationaler Folklore lutscht sich nicht ab, ganz im Gegenteil. Dass auch das aktuelle Album "Home Sweet Home" trotz erhöhtem Englisch-Anteil bei den Texten gut zur gern getragenen Tracht passt, beweist Gabalier mit Songs wie "Traditional Clothing" oder "You're Just Bein' You". Hier herrscht Entertainment in Reinkultur. Urige Songs wie "12 Ender Hirsch" oder "Fesche Madln" paaren sich mit einer vertrauten, weil heimeligen Wohlfühlatmosphäre und der enormen Bühnenpräsenz des Künstlers.

Stärke in den ruhigen Momenten
Den Heimvorteil spürt Gabalier längst auch außerhalb der steirischen Landesgrenzen. Nicht nur, dass ein erklecklicher Anteil der Besucher in Tracht erscheint, jubeln und schreien sie den heimischen Superstar in himmlische Sphären. Dennoch bleiben vom großen Tourfinale besonders die sentimentalen Momente in Erinnerung. Die gänsehautverursachende Darbietung von "Amoi seg' ma uns wieder", die Gabalier seinem verstorbenen Vater und der verstorbenen Schwester widmet, hätte mehr Respekt aus dem Publikum verdient. "Vergiss die Heimat nie", eine zart zelebrierte Ode an seine 88-jährige Oma, vermischt balladeskes Schlagerfeeling mit Folk, und das neue "Home Sweet Home" kommt gar soulig aus den Verstärkern.

Den ganz großen Moment erfährt der sichtlich begeisterte Künstler aber nicht bei einem Top-Hit der Marke "Sweet Little Rehlein" oder dem etwas beliebigen "Zuckerpuppen", sondern bei "Steirerland". Sanft am Klavier vorgetragen, von einem Smartphone-Lichtermeer und Publikumsgesang unterstützt, wiederholt sich der Refrain das eine ums andere Mal, bevor das Lied unter Dezibelgrenzen-sprengendem Lärm bejubelt wird. Ein gemeinschaftlicher Triumphzug, den Gabalier selbst erst nach wenigen Minuten richtig realisiert.

Die große Verwandlung
In diesen Momenten vergisst man so manch flach geratenen Witz über Figurprobleme, Geschlechterrollen oder die Kirche, sondern fühlt sich mit dem Künstler zum Ursprung zurückgebeamt. An jenen ominösen 18. April 2009, an dem er mit kreuzbraver Frisur und schüchterner Ausstrahlung unbewusst seine einzigartige Karriere im "Musikantenstadl" startete. Jetzt spielt er nonchalant mit den Massen, erzählt auf der einen Seite, wie ihm Opa das Schnitzen beibrachte, auf der anderen von einem "anständigen Rausch“ und ironisch von seinem medial lancierten Sexleben ("Ich bin unschuldiger als ein Veilchen auf der Hochalm").

Zwischen Schlager, Ballade und Rock-'n'-Roll tänzelnd, erwischt Andreas Gabalier in erster Linie eines: den Zeitgeist. Egal, ob er "I sing a Liad für di" schmettert oder "Sag zum Abschied leise Servus" wiedergibt – hier hat alles Hand und Fuß. Musik, Outfit und Live-Qualitäten ergeben ein unaufhaltsames Erfolgskonstrukt, das noch lange nicht am Zenit angelangt scheint. Volks-Rock-'n'-Roll gilt als Dachbegriff für die Zusammenführung von Jung und Alt und das Vermischen von Tradition und Moderne. Und wer Wiener und Steirer für einen Abend in die wechselseitige Glückseligkeit führt, dem gehört wohl sowieso bald die Welt.

Voraussichtlich müssen sich die Fans von Andreas Gabalier noch bis zum Sommer gedulden, denn am 15. August spielt der 29-Jährige ein großes Open-Air in der Wiener Krieau. Karten für die Veranstaltung erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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