Sport im Mittelpunkt

England: Audienz in der Heimat des Fußballs

Reisen & Urlaub
30.11.2013 17:00
Manchester United gegen Arsenal London 1:0, Torschütze van Persie! Wenn im ehrwürdigen Old-Trafford-Stadion von Manchester vor 75.138 Besuchern die Post abgeht, dann läuft die Gänsehaut. Rauf und runter. "We love United", schallt es melodiös durchs Oval. "Rooney, Rooney, Rooney", untermalen die Fans alle Ballkontakte des Publikumslieblings. Nein, Sie haben sich nicht verklickt. Es folgt auch kein (sportlicher) Spielbericht vom Evergreen des englischen Fußballs. Das Match war zwar der Höhepunkt unserer Fußball-Reise durch England, das Ergebnis vom 10. November dieses Jahres spielt(e) aber nur eine klitzekleine Nebenrolle.

Was dem fußballerisch nicht gerade verwöhnten Fan aus Österreich in Erinnerung bleibt, ist allein schon der Moment, in dem man das Ticket für solch ein Spiel in die Hand bekommt. "Wir buchen lange im Voraus, sonst gibt's keine Chance auf einen Platz im Stadion", verrät Ferdinand Weiss, der sich von der Steiermark aus auf Reisen dieser Art spezialisiert hat.

Plätze im Old Trafford sind schwer zu bekommen
Schön, dass er diesen Weitblick hat und hatte. Denn die Stimmung im Old Trafford ist ganz einfach speziell. Hin und wieder ertappt sich sogar der selbst ernannte Fußballexperte dabei, dass er den Zusehern beim Zusehen zusieht und nicht den Kickern beim Kicken.

Das "Theatre of Dreams", so nennt Manchester United sein mächtiges Heimstadion, ist für sich alleine schon eine Attraktion. Deshalb bieten die Klubverantwortlichen auch dann großes Theater, wenn geniale Hauptdarsteller wie Wayne Rooney oder Robin van Persie gar nicht auf der Fußballbühne stehen.

Stadiontour führt bis in die Umkleiden
Demgemäß hat unsere "Audienz bei König Fußball" auch schon einen Tag vor dem sonntäglichen Höhepunkt begonnen. Wer lässt sich schon eine Stadiontour, die bis in die Umkleidekabinen und auf den "heiligen" Rasen führt, entgehen? Wer das Museum mit unzähligen Exponaten, Trophäen und fast schon grotesker Heldenverehrung? Pro Tag sind es tausend Besucher, die daran nicht vorbeikommen und jeweils 18 Pfund (21,50 Euro) berappen.

Während andere Museen und Galerien in Manchester allesamt mit freiem Eintritt locken, klingelt bei "König Fußball" die Kassa. "Bei Heimspielen unserer Klubs (Manchester United und Manchester City buhlen um die Gunst der Fans, Anm.) sind so gut wie alle Zimmer in der Stadt ausgebucht", weiß unser Tourguide um die Bedeutung des Fußballs, der längst einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in der Region darstellt. Geschätzte 800 Millionen Pfund werden rund um das Leder umgesetzt.

Moderne Glasbauten statt Fabrikschloten
Die rauchenden Kamine der vermeintlichen Fabriksstadt, die in der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert eine Schlüsselrolle spielte, sind längst von den modernen Bürotürmen der Finanzindustrie verdrängt worden. Zumindest dort, hinter den modernen Glasfassaden, scheint der Rubel zu rollen; was fast überall und unter Garantie rollt, ist der Fußball.

Im Pub, im Taxi, an der Hotelbar, im Smalltalk – die schönste Nebensache der Welt ist allgegenwärtig, läuft im Radio und auf unzähligen Bildschirmen quasi rund um die Uhr. Und weil noch etwas Schönes so nah liegt, geht's am Sonntag vor dem Match noch nach Liverpool. 45 Minuten dauert die Taxifahrt zum "ewigen Rivalen". Einst ging es um die wirtschaftliche Vormachtstellung, heute vor allem auch um Fußball.

Gänsehaut im Liverpool-Stadion
An der Anfield Road liegt das altehrwürdige Stadion des FC Liverpool. Lieber heute als morgen würde man dort die Zuschauer-Kapazität auf 60.000 erhöhen, schließlich will man den Anschluss an die Klubs aus Manchester nicht verpassen.

Wäre auch schade. Allein die Tour (16,50 Pfund) durch das Stadion und das Museum, die Triumphe und Tragödien des Klubs so herrlich nachzeichnet, verursacht schon Gänsehaut. "The Kop" heißt etwa die legendäre Stehplatztribüne, die an der Entstehung der englischen Fankultur mit Schlachtgesängen maßgeblich beteiligt war. Sie ist leer, weil die "Reds" an diesem Sonntagvormittag spielfrei haben, aber der Fan-Beauftragte füllt sie allein mit seinen Geschichten rund um "König Fußball" mit Leben.

"Manchester muss noch warten"
So richtig lebt er aber im Museum bei der Champions-League-Trophäe auf. Die höchste Auszeichnung im europäischen Klubfußball geht nämlich erst nach fünf Siegen in den Besitz des jeweiligen Klubs über. "Bayern München, Ajax Amsterdam, AC Mailand, Real Madrid – und als einziger englischer Klub der FC Liverpool haben das geschafft. Manchester muss noch warten", kann er sich den Seitenhieb auf die Rivalen nicht verkneifen.

Das Stichwort für die Rückfahrt nach Old Trafford ist gefallen. Es sind die erwähnten Match-Tickets für Manchester United gegen Arsenal London, die den Abschied aus der schmucken Hafenstadt mit Beatles-Museum und geschichtsträchtigen Gebäuden etwas erleichtern. Und schon spielt wieder der Fußball die Hauptrolle.

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