"Ideale Zuwanderer"

Uni-Vizerektor ortet Mängel bei Rot-Weiß-Rot-Card

Österreich
28.11.2013 12:45
Ausländische Uni-Absolventen sind für den Vizerektor der Universität Wien, Heinz Faßmann, "ideale Zuwanderer". Sie seien hoch qualifiziert, hätten gute Deutschkenntnisse und erste Integrationsschritte hinter sich. "Doch Österreich ist nicht in der Lage oder bereit dazu, sie im Land zu halten", sparte Faßmann am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien nicht mit Kritik an den Mängeln bei der Rot-Weiß-Rot-Card.

Nur rund 16 Prozent der Studenten aus Drittstaaten bleiben nach ihrem Studienabschluss in Österreich, in Deutschland seien es 25 Prozent, in Kanada 33 Prozent, zitierte Faßmann aus aktuellen OECD-Zahlen. Er forderte - wie zuletzt auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl - Verbesserungen bei der 2011 eingeführten Rot-Weiß-Rot-Card, etwa die Ausweitung auf Bachelor-Studenten (derzeit erst ab Master-Level, Anm.), die Festlegung realistischer Einkommensgrenzen oder die Erhöhung der Job-Suchdauer von derzeit sechs auf zwölf Monate, denn Deutschland habe auf 18 Monate erhöht.

Die Rot-Weiß-Rot-Card, über die Zuwanderer eine Aufenthaltsmöglichkeit in Österreich erhalten, habe zu keiner Vereinfachung bürokratischer Abläufe geführt, diese seien in Österreich "mühsamer als in Deutschland". So werde die Karte etwa von drei Ministerien administriert, es sei ein "komplexes und langsames System mit Schnittstellenproblemen", so Faßmann.

"Tausende Kilometer für Fingerprintabgabe zurücklegen"
Eine Beschleunigung und Vereinfachung der Verfahren wäre nach Ansicht Faßmanns möglich. So müsste derzeit etwa ein kanadischer Wissenschafter, der in Vancouver lebt und ein Visum für Österreich braucht, Tausende Kilometer zur österreichischen Botschaft in Ottawa reisen, um die notwendigen Fingerprints abgeben zu können.

Deutschland, mit dem Österreich im Wettbewerb um Fachkräfte und Hochqualifizierte in Konkurrenz stehe, sei hier "ganz aktiv" geworden, verwies Faßmann etwa auf das Koalitionsabkommen der neuen Regierung. Darin strebt das Nachbarland an, bis 2020 den Anteil ausländischer Studenten auf ein Drittel zu steigern, die Hälfte aller Studenten sollte Auslandserfahrung haben.

"Globale Universität": 28 Prozent ausländische Studenten
Die Uni Wien selbst sei "eine wirklich globale Universität", meinte Faßmann unter Berufung auf Zahlen aus dem kürzlich veröffentlichten "International Report 2013" der Hochschule. 28 Prozent der rund 92.000 Studenten kämen aus dem Ausland, womit man weit vor anderen Unis liege. Die wichtigsten Herkunftsländer sind laut dem Bericht Deutschland, Türkei und Italien, wobei die Zahl der Studenten aus Ost- und Südosteuropa fast so groß ist wie jene aus Deutschland.

Knapp 29 Prozent der Uni-Wien-Absolventen haben einen Auslandsaufenthalt absolviert, von 100 wissenschaftlichen Mitarbeitern würden 36 eine nicht-österreichische Staatsbürgerschaft aufweisen, von 100 neuen Professoren wurden 70 aus dem Ausland berufen. 20 Prozent der 2012 eingeworbenen Drittmittel in Höhe von 77 Millionen Euro käme aus internationalen Töpfen. "Weil die inländischen Töpfe nicht größer werden, bleibt uns nichts Anderes übrig", erklärte Faßmann.

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