Das Gesicht des Vaters blau angelaufen, der Mann schnappt schwer nach Luft, dann gar kein Atemzug mehr. Draußen ist es tiefste Nacht, zeigt die Uhr doch 1.31 Uhr an. Sohn Peter greift zum Telefon und ruft 144 - am anderen Ende der Leitung meldet sich der Leitstellendisponent der Berufsrettung, Alexander Schrammel. Für den 28-Jährigen in Wien-Favoriten, der vor seinem sterbenden Vater hockt, beginnen die "schrecklichsten zehn Minuten" seines Lebens.
Schritt für Schritt lotst der Disponent den Geschockten durch die Wiederbelebung seines Vaters. Der Papa liegt auf dem Sofa, kann nicht bewegt werden. "Jetzt den Kopf nach hinten strecken", sagt Schrammel am Telefon. Der Sohn führt jede Anweisung genau aus, dennoch hört der Vater auf zu atmen. "Ich erkläre Ihnen jetzt die Herzdruckmassage", beruhigt der Leitstellendisponent. "Damit ja nicht aufhören, das hält den Kreislauf aufrecht."
Sohn: "Das war furchtbar anstrengend"
Zehn Minuten dauert das Martyrium im Wohnzimmer, bis die erlösenden Rettungskräfte eintreffen. "Das war furchtbar anstrengend", schildert der Sohn die dramatischen Szenen. "Das Sofa hat dauernd nachgefedert, ich musste mit voller Kraft in den Brustkorb drücken."
Drei Monate später geht es Reinhard Gös bestens. Beim Besuch in der Rettungszentrale am Dienstag bedankt er sich bei seinen Rettern - bei dem, dem er selbst einmal das Leben geschenkt hat, und bei dem, der in der Leitstelle sitzt. Es kommen ihm sogar kurz die Tränen. Denn der 65-Jährige weiß: Ohne die beiden wäre er jetzt nicht mehr am Leben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.