"Stirb, Nagl, stirb"

Grazer wegen “Kunstvideo” vor Gericht – Diversion

Österreich
26.11.2013 13:21
Weil zwei Grazer im Sommer ein Video mit dem Titel "Stirb, Nagl, stirb" auf YouTube veröffentlicht haben, mussten sie sich am Dienstag vor dem Straflandesgericht verantworten. Die beiden Männer - ein Student und ein Künstler - bezeichneten das Video, in dem sie zum Mord am Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl aufgerufen hatten, vor Gericht als "Schnapsidee" mit "Restfett'n". Sie kamen mit einer Diversion davon, der Staatsanwalt kündigte Beschwerde an.

Das Video dauerte nur etwa 45 Sekunden, beinhaltete aber gleich drei Delikte, so der Vorwurf von Staatsanwalt Johannes Winklhofer: Beleidigung, gefährliche Drohung und Anstiftung zu einer Straftat.

In dem Video war der 29-jährige Künstler zu sehen, wie er den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl als "bekennendes Arschloch" beschimpfte und anschließend mit einem Fleischhammer auf den Genitalbereich eines Nagl-Abbilds aus Karton schlug. Schließlich sagte er noch, dass die Zuseher es ihm gleich tun sollen. Sein Freund stellte das "Kunstwerk" online.

Künstler: "Das war Schwachsinn, blöd und ohne Inhalt"
Beide Männer fühlten sich schuldig, wollten aber den Bürgermeister weder verängstigen noch andere zu Gewalttaten oder Beschimpfungen auffordern. Dem Künstler war sein Werk nach dem Abspielen im Gerichtssaal fast peinlich: "Das war Schwachsinn, blöd und ohne Inhalt", bemerkte der 29-Jährige. Der Titel des Videos sei "hart" gewählt gewesen, weil er schon sein "ganzes Leben lang schockieren will". Das sei aber tatsächlich zu weit gegangen, gestand er ein.

Am Tag nach der Produktion habe der Zweitangeklagte in Absprache mit dem 29-Jährigen das Video im Internet hochgeladen. Beide seien zu dem Zeitpunkt noch alkoholisiert gewesen und hätten "nicht darüber nachgedacht". Als er einen Tag später durch Anrufe der Presse geweckt wurde, seien ihm die Konsequenzen erst bewusst geworden. Er nahm das Video sofort von der Plattform.

Video 450 bis 500 Mal angeklickt
Als Gründe für die "Attacke" auf das Nagl-Konterfei nannte der Künstler diverse Lokalschließungen in Graz, was ihn frustriert habe. "Wer mich nicht kennt, könnte das als Aufruf zum Mord sehen - so bin ich aber nicht", meinte der 29-Jährige. Etwa 450 bis 500 Mal wurde das Video angeklickt, bevor es offline genommen wurde.

"In Zeiten, wo sich alles wie ein Lauffeuer über digitale Medien verbreitet, muss man aufpassen, was man sagt", meinte Richter Christoph Lichtenberg. Er empfand die Schuld der beiden als nicht schwer, weil "eher spontan und alkoholbedingt" und ließ sich auf eine Diversion ein: Beide Beschuldigten müssen 200 Stunden gemeinnützige Arbeit binnen sechs Monaten leisten. Der Staatsanwalt forderte dagegen eine Strafe und will das auch rechtlich noch durchsetzen.

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