Allergie-Antikörper

Forscher immunisieren Mäuse gegen Schlangengift

Wissenschaft
25.11.2013 11:20
Antikörper, die Allergien auslösen, wenn sie harmlose Substanzen angreifen, können den Körper vor Gift schützen. Das fand ein US-Forscherteam mit österreichischer Beteiligung heraus. Mäuse, denen die Forscher geringe Mengen an Bienen- oder Schlangengift spritzten, bildeten sogenannte IgE-Antikörper dagegen, die die Tiere später vor tödlichen Giftdosen retteten, berichten die Wissenschaftler in dem Fachmagazin "Immunity".

Die Forscher unter der Leitung von Stephen Galli von der Stanford University School of Medicine in Kalifornien verabreichten zuerst Mäusen etwa so viel Bienengift, wie diese bei ein bis fünf Bienenstichen abbekommen würden. Dabei zeigte sich, dass das Immunsystem der Tiere mit einer allergieähnlichen Reaktion antwortete und speziell gegen das Bienengift gerichtete "IgE-Antikörper" erzeugte. "Wie bei einer Impfung schien der Körper dadurch eine Art Immunschutz gegen Bienengift aufzubauen", erklärte Philipp Starkl, der im Rahmen eines Auslandsstipendiums der Akademie der Wissenschaften an der aktuellen Studie maßgeblich beteiligt war.

Versuche auch bei Schlagengift erfolgreich
Bei genetisch veränderten Mäusen, die keine solchen Antikörper bilden konnten, funktionierte das Ganze jedoch nicht. Dies zeige, dass die Immunreaktion mit "IgE-Antikörpern" tatsächlich gegen das Bienengift schützt, so die Forscher. Sie wiederholten die Versuche mit dem Gift der Kettenviper, einer Schlange, die in Indien, China und Südostasien vorkommt und mit ihren Bissen im Jahr angeblich Hunderte Menschen tötet. Mit geringen Mengen des Schlangengifts konnten die Forscher Mäuse tatsächlich vor später verabreichten, potenziell tödlichen Dosen schützen.

"IgE-Antikörper" sind vor allem von Allergien bekannt, wo sie sich gegen harmlose Substanzen wie Hausstaubmilben-Exkremente, Pflanzenpollen und Katzenhaare richten. Bereits 1991 hatte die US-Evolutionsbiologin Margie Profet vorgeschlagen, dass eine allergische Reaktion ein Schutzmechanismus sein könnte, der Gifte unschädlich macht und dafür sorgt, dass man zum Beispiel Nahrungsmittel meidet, die solche Stoffe enthalten.

Dies war vermutlich in der Evolution des Menschen wichtig und verlor erst in der modernen Zeit an Bedeutung, so die Forscher rund um Galli. Doch gerade weil dieser Teil des Immunsystems mittlerweile "unterbeschäftigt" sei, würden sich möglicherweise extreme, unkontrollierte Formen häufen, die zu Allergien und mitunter tödlichen Immunantworten (anaphylaktischer Schock) etwa bei Bienenstichen oder Lebensmittel-Allergien führen können.

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