Live im Gasometer

Alter Bridge: Stimmgewaltiges Rock-Spektakel

Musik
08.11.2013 02:07
Am Donnerstagabend stand der Gasometer ganz im Zeichen des Hard Rock. Die US-Band Alter Bridge mit Ausnahmesänger Myles Kennedy machte in der Bundeshauptstadt Station, um neben ihren zahlreichen Hits auch Material des neuen Albums "Fortress" zu präsentieren. Ein stimm- und stimmungsgewaltiges Erlebnis.
(Bild: kmm)

Manchmal, nur ganz selten, gibt es Konzertabende, die einfach das gewisse Etwas beinhalten. Wo die Bands noch motivierter, die Halle noch voller und das Publikum noch ekstatischer ist als sonst. Oder auf die Praxis umgelegt: Wo sich Alter Bridge zu Hause fühlen und vor nahezu ausverkauftem Haus mit tobender Begeisterung durch die breit ausgelegte Setlist getragen werden.

Topstimmung beim Support
Dass der Abend im Wiener Gasometer an diesem fast schon frühlingshaft warmen Novemberdonnerstag besonders gelingen würde, fühlt man angesichts der Warteschlangen, die sich schon Stunden vor dem Einlass bilden, sehr früh. Bestätigt wird die These bei den US-Rockern Halestorm rund um die sympathisch-extrovertierte Frontfrau Lzzy Hale. Knackige Rock-Hymnen wie "Love Bites (So I Do)", "Freak Like Me" oder "I Get Off" funktionieren perfekt als Anheizer für den Headliner.

Dass der Sound gar arg dumpf aus den Boxen dröhnt, ist angesichts der Kurzweil der Show verkraftbar. Held der Band ist aber nicht die hübsche Frontfrau mit der hervorragenden Stimme, sondern ihr Bruderherz Arejay an den Drums. Mit blonder Zottelmähne und hyperaktivem Auftreten präsentiert er nicht nur ein exzellentes Drum-Solo, sondern beweist mit Stickwerfen, Luftsprüngen und Schlagzeugspielen im Stehen seine kreative Ader. Es ist sehr selten, dass die Halle bereits bei der Vorband bebt.

Pannen trotz Stimmungsorkan
Als die Top-Rocker Alter Bridge die Bühne betreten und das knackige "Addicted To Pain" vom brandneuen Album "Fortress" in das Oval jagen, entfachen die Besucher einen wahren Stimmungsorkan. Dabei ist die Band keinesfalls vor Pannen gefeit – vor allem Stimmwunder Myles Kennedy hat nicht nur Probleme mit dem Gitarrensound, sondern offensichtlich auch mit der Rückkoppelung, wie die ständigen Griffe gen Ohr beweisen. Gerade anfangs bei "White Knuckles" oder "I Know It Hurts" müssen die Rocker erst noch richtig in die Spur finden.

Myles Kennedy übt sich von Beginn an in Bescheidenheit und ist als Gitarrist und Sänger am rechten Bühnenrand zu finden. Die große Mitte bleibt frei – schließlich sahen sich die US-Rocker schon immer als Bandgefüge ohne Solo-Eitelkeiten. Bei einem derartigen Überangebot an renommierten Musikern schlagen auch die Songs in eine verspielte Kerbe. Lead-Gitarrist Mark Tremonti bekommt fast bei allen Liedern die Chance, ein Solo zu verbraten, die Rhythmussektion spielt unauffällig aber hochpräzise und Myles Kennedy muss sich mit den Hunderten Augenpaaren anfreunden, die trotz seiner abseitigen Bühnenposition unaufhaltsam auf ihn gerichtet sind.

"The Voice Of Rock"
"Wir sind Alter Bridge und in den USA spielen wir Countrymusik", ist der eher schüchterne Frontmann auch zu Scherzen aufgelegt, ehe er nach einer kurzen Country-Rock-Vorstellung sanft zum epischen "Cry Of Achilles" überleitet. Der Chorus dieses neuen Songs ist prägend für die Stimmgewalt, die aus der Kehle dieses kleinen, aber trainierten Mannes kommt. Spätestens seit er regelmäßig mit Slash tourt und knapp bei einem Led-Zeppelin-Casting scheiterte, weiß man, dass er eine der größten und umfangreichsten Rockstimmen der Gegenwart besitzt.

Die Mischung aus Alt und Neu hält die Spannung hoch. Zu hören gibt es Songs vom gefeierten Debütalbum "One Day Remains" ("Broken Wings", "Open Your Eyes") bis hin zum aktuellen Werk "Fortress". Dazwischen bleibt nicht nur viel Platz für das Top-Album "Blackbird" (u.a. "Before Tomorrow Comes" und "Watch Over You" als berührendes Akustikduett zwischen Myles und Halestorm-Lzzy), sondern auch für das umstrittene, weil nicht so eingängige "AB III" ("Ghost Of Days Gone By", "Isolation"). Dazwischen übernimmt Tremonti gekonnt die Lead-Vocals für "Waters Rising" und platziert Scott Phillips ein kurzes Drum-Solo.

Schuster, bleib bei deinen Leisten
Kennedys "Wien, wenn wir könnten, würden wir jeden Abend hier bei euch spielen" klingt im ersten Moment nach fadenscheiniger Anbiederung, beinhaltet bei genauerem Hinsehen aber eine Portion Wahrheit. Nur selten wird man in Österreich Zeuge eines derart begeisterten Auditoriums, das die gesamte Setlist einer Band mühelos mitsingen kann und mitunter für Gänsehautatmosphäre sorgt. Für den großen Stadionrock fehlen Alter Bridge noch die zwingenden Hymnen – in dieser Verfassung bleibt aber ohnehin zu hoffen, dass sie einfach konsequent ihren Weg weiter verfolgen.

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