Atomruine evakuiert

Schweres Erdbeben erschütterte Region Fukushima

Ausland
25.10.2013 22:32
Ein Erdbeben der Stärke 7,1 hat in der Nacht auf Samstag die japanische Region Fukushima erschüttert. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es jedoch bislang nicht. Nach Auskunft des Betreibers Tepco gab es auch an der Atomruine Fukushima (Bild), die vorsorglich teilweise evakuiert wurde, keine neuen Schäden. Gegen 3 Uhr erreichten dann kleinere, weniger als einen halben Meter hohe Flutwellen die Pazifikküste des Landes.

Der japanische Wetterdienst gab die Stärke des Erdbebens mit 7,1 an, in ersten Schätzungen war sie mit 6,8 beziffert worden. Die US-Erdbebenzentrale USGS hatte zunächst sogar 7,3 angegeben. Das Epizentrum lag in rund zehn Kilometern Tiefe und etwa 370 Kilometer vor der Ostküste Japans, rund 475 Kilometer von der Hauptstadt Tokio entfernt. Auch dort gerieten Gebäude von den sich lang hinziehenden Erschütterungen ins Schwanken.

Eine zunächst ausgegebene Warnung vor einem bis zu einem Meter hohen Tsunami hob die Meteorologische Behörde rund zwei Stunden nach dem Beben vom Samstag, 2.10 Uhr Ortszeit, wieder auf. Entlang der Pazifikküste waren in Folge des Bebens lediglich kleinere Flutwellen von 30 Zentimetern Höhe beobachtet worden. Berichte über Schäden oder Verletzte lagen vorerst keine vor.

Laut Betreiber keine neuen Schäden an Atomruine
Auch in der Atomruine Fukushima gebe es in Folge des neuen starken Erdbebens bislang keine Auffälligkeiten, hieß es vonseiten des Betreiberkonzerns Tepco. Dennoch sei vorsorglich die Evakuierung des Kraftwerks angeordnet worden. Die Arbeiter in der Atomruine seien aufgerufen worden, die Bereiche an der Küste zu verlassen, präzisierte der Fernsehsender NHK die Maßnahmen.

Unterdessen rückt ein heftiger Taifun näher an Japan heran. "Francisco" bedroht das Land mit weiterem starkem Regen. Heftige Regenfälle haben den Boden in der Region Fukushima bereits stark aufgeweicht. Es könnte in Folge von Erschütterungen zu Erdrutschen kommen, so die Sorge der Behörden. Die Bewohner in Orten entlang der Pazifikküste wurden zur Wachsamkeit aufgefordert.

In der Atomruine pumpten die Reparaturtrupps unterdessen als Vorsichtsmaßnahme Auffangbecken für Tanks mit hochgradig strahlendem Wasser in unterirdische Zwischenlager ab. Der vorherige Taifun "Wipha" hatte die Auffangbecken in der vergangenen Woche zum Überlaufen gebracht.

Am 11. März 2011 hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 den Nordosten Japans erschüttert und einen bis zu 20 Meter hohen Tsunami ausgelöst - das Epizentrum lag 2011 aber wesentlich näher an Japans Ostküste. Die Zahl der Todesopfer wurde im September offiziell mit 18.537 angegeben, von denen 2.654 noch nicht gefunden worden seien. Bei dem Erdbeben und dem Tsunami wurde das Atomkraftwerk Fukushima so schwer beschädigt, dass es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Es war der schwerste Atomunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986.

Ärzte befürchten Verharmlosung durch UNO
Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) warnten am Freitag vor einer Verharmlosung der gesundheitlichen Folgen der Fukushima-Katastrophe durch die Vereinten Nationen. Bei dem Bericht des UN-Komitees für die Folgen von Strahlung (UNSCEAR), der am Freitag in New York vorgestellt wird, handle es sich um eine gezielte Missinformation der Öffentlichkeit.

Es sei falsch, dass durch die Strahlenbelastung kein erkennbarer Anstieg von Krebserkrankungen zu erwarten sei, sagte der stellvertretende Vorsitzende der deutschen IPPNW, Alex Rosen, in Berlin. Die IPPNW rechnen vielmehr mit 10.000 bis 20.000 zusätzlichen Krebsfällen infolge der Atom-Katastrophe.

Kritik an Quellen: Einseitig, fehlerhaft, veraltet
In einem Gegenpapier kritisieren mehrere nationale Sektionen der IPPNW unter anderem eine einseitige Auswahl der Quellen für den UN-Bericht. Dieser beruhe auf Angaben der Fukushima-Betreiberfirma Tepco, der japanischen Behörden sowie der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, sagte Rosen. Dabei stünden die Experten der IAEO erheblich unter dem Einfluss der Atomindustrie.

Außerdem seien die strahlenbiologischen Annahmen in dem UN-Bericht fehlerhaft und veraltet, nach denen unterhalb eines gewissen Grenzwertes Entwarnung gegeben werden könne, kritisierten die IPPNW. "Es gibt keine sichere Menge an Strahlung", warnte Rosen. Darüber hinaus kritisierte er, dass Krebsfälle in Statistiken ausgedrückt und kleine Fallzahlen als trivial bezeichnet würden. "Das finden wir als Ärzte sehr zynisch."

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