CD-Rezension

Musiker Shantel bringt Sonne in den Spätsommer

Musik
25.10.2013 17:00
Der Frankfurter Musiker und Produzent Shantel hat im August 2007 mit "Disko Partizani" einen veritablen Mainstream-Hit gelandet, sich selbst und seine Musik aber niemals nach kommerziellen Interessen ausgerichtet. Auf seinem neuen Album "Anarchy & Romance" findet er den Weg zur sommerlichen Leichtfüßigkeit.
(Bild: kmm)

Wenn man seit jeher sämtliche Stilgrenzen ad absurdum führt, lässt sich die Kunst auch wirklich als solche bezeichnen. Frei von allen Zwängen und mit dem bewussten Blick zum Vielfältigen und Andersartigen. Ein Musiker, der sich schon immer von gängigen Branchendogmen entfernt hat, ist der Frankfurter Stefan Hantel, der unter seinem Pseudonym Shantel und dem Bucovina Club Orkestar nicht nur dem landauf, landab bekannten Hit "Disko Partizani" zu breitflächigen Radio-Ehren verhalf, sondern allgemein einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert für den Balkan-Pop im deutschsprachigen Segment hat.

Zuckerbrot & Peitsche
Konzentrierte sich der 45-jährige Produzent und Soundtüftler in den 90er-Jahren auf die interessante Vermischung von exotischen Klängen und Electronica, wirkt er auf seinem brandneuen Studioalbum "Anarchy & Romance" in allen Belangen gereift. Was schon der Albumtitel ankündigt, wird vom Inhalt geliefert: Shantel verteilt gleichermaßen Zuckerbrot und Peitschenhiebe, lässt sich zu keinem Zeitpunkt auf gängige Normen festlegen und trippelt mit einer bewusst analog angelegten Produktion leichtfüßig zwischen funkiger Fröhlichkeit, bewusster Rückschau im Vintage-Gewand und tanzbaren Rock-'n'-Roll-Klängen, ohne dabei völlig auf computergenerierte Sounds zu verzichten.

Wer nun vorschnell "Hipster" oder "Ausverkauf" plärren möchte, sollte sich lieber die Zeit nehmen, um in die gesetzlose Romantikwelt des Klangästheten einzutauchen. Dabei wird sehr schnell klar, dass sich Shantel bewusst von Trends fernhält, um vielmehr den Trendsetter abseits schnöder Mainstream-Kunst darzustellen. Das vermag dem guten Mann vielleicht nicht über die ganzen 15 Songs zu gelingen, doch die Erschaffung von Gute-Laune-Rhythmen ohne zwanghafte Anbiederung an den Hörer gelingt ihm immer noch besser und geschickter als so manch Flachwitze klopfende Sommerclub-Animateurscombo mit der Beständigkeit einer Eintagsfliege.

Musik für alle Schichten
Wer schon Filmmusik für Fatih Akin und Sacha Baron Cohen schrieb, ein deutschsprachiger Pionier beim legendären Glastonbury Festival war und daneben noch Liveshows im vierstelligen Bereich in den Knochen hat, darf seine Ideenvielfalt auch gerne in einfachere Tücher wickeln. Wenn der gute Mann seine Musik selbst als Mischung aus "Popkultur, Hochkultur und Streetcredibility" bezeichnet, ist man durchaus geneigt, diese These zumindest mit Vorbehalt zu unterschreiben. Das Haschen nach Dancefloor-Hymnen ist bei Songs wie "Lenny Soda", "Your Nose Is Punk" oder "The Masterplan" einer freudvollen Ode an das Leben gewichen. Und das kennt bekanntlich genauso wenig Grenzen wie Shantels Musik.

So fein "Anarchy & Romance" auch Spätsommerstimmung zu versprühen weiß, richtig erheiternd sind Shantel-Songs seit jeher schweißnass bei einem Livekonzert in einem vollgefüllten Club zu genießen. Diese Möglichkeit gibt es am 15. Dezember im St. Pöltner Cinema Paradiso, am 17. Dezember im Posthof Linz, am 18. Dezember im Grazer ppc, am 19. Dezember im Wiener WUK und am 23. Dezember im Dornbirner Conrad Sohm. Karten für die Veranstaltungen erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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