Politbasar um Sender

ORF: SPÖ und ÖVP feilschen um Doppelführung

Österreich
19.10.2013 18:20
Bereits am Wahlabend vor drei Wochen war von SPÖ und ÖVP hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass man vor allem mit der ORF-Berichterstattung und damit der Führung des Staatsfunks unzufrieden sei. Personelle Konsequenzen sollen folgen. Der politische Basar um den ORF ist jedenfalls schon losgegangen. Grünen-Chefin Eva Glawischnig verspricht Widerstand.

Seit seinem Amtsantritt im August 2006 hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bereits mehrere Ablöseversuche politisch überleben können. Besonders heftigen Angriffen seitens der Regierung war Wrabetz nach den Wahlen im Jahr 2008 ausgesetzt.

Seit einigen Tagen mehren sich nun die Hinweise aus Kreisen der Koalitionsverhandler, dass ein erneuter Anlauf unternommen werde, den ORF-Chef abzusetzen. Als Auslöser für den Unmut der Regierung mit der aktuellen ORF-Führung gelten die zahlreichen TV-Wahlduelle. In den Zentralen der Koalitionsparteien werden diese quotenmäßig vergleichsweise erfolgreichen Fernsehsendungen außerordentlich kritisch gesehen. Die Verantwortung wird dafür vor allem ORF-Chef Wrabetz und Programmchefin Kathrin Zechner gegeben. Zechner gilt allerdings auch ORF-intern seit Längerem als Ablösekandidatin.

Als mögliche Nachfolger für Spitzenpositionen wurde zuletzt mehrfach der ORF-Programmmanager Stefan Ströbitzer ins Spiel gebracht. Ströbitzer gilt bei den Spitzen der SPÖ als verlässlich. Zugleich pflegt Ströbitzer aber auch zur ÖVP in Niederösterreich gute Verhältnisse.

Heftiger Streit beim Heurigen
Noch bessere Beziehungen zum niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll hat allerdings der Finanzdirektor des ORF, Richard Grasl, der als Vertrauensmann des mächtigsten ÖVP-Politikers gilt. Erst unlängst soll es zwischen Erwin Pröll und der ORF-Führung eine heftige Auseinandersetzung um einen kritischen Beitrag der "ZiB" über die Hypo-Niederösterreich gegeben haben, berichtet das Nachrichtenmagazin "profil". Danach soll es bei einem Heurigen zu heftigen Meinungsverschiedenheiten zwischen ORF-General Alexander Wrabetz, Programmchefin Zechner und Finanzdirektor Grasl gekommen sein. Unter anderem sei es um Einsparungsfragen gegangen.

Innerhalb der Koalition wird nun als Nebenschauplatz der Regierungsverhandlungen und hinter den Kulissen um eine rot-schwarze Doppelspitze als Führungsgremium des ORF gefeilscht, berichten Teilnehmer solcher Gespräche. Finanzdirektor Grasl habe dabei vor allem die Unterstützung von Erwin Pröll. Sollte sich Wrabetz mit der Machtteilung nach dem Proporzprinzip nicht abfinden wollen, könnte er auf einen prestigeträchtigen Managementposten bei der Union der Europäischen Rundfunkorganisationen (EBU) weggelobt werden. International genießt Wrabetz hohes Ansehen.

Glawischnig befürchtet "Rückfall in üble Proporzzeiten"
Grünen-Chefin Glawischnig beobachtet "diese Entwicklung mit zunehmender Empörung". SPÖ und ÖVP können "nicht den ORF für ihre Wahlergebnisse verantwortlich machen". Und eine rot-schwarze Doppelspitze wäre "ein Rückfall in üble Proporzzeiten". Dagegen werde sie kämpfen.

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