Brach in Tränen aus

Figueroa in Mordprozess freigesprochen

Österreich
10.10.2013 17:12
Der ehemalige Polizei-Subdirektor von Guatemala, Javier Figueroa, ist am Donnerstag am Landesgericht Ried im Innkreis von dem Vorwurf freigesprochen worden, an der Erschießung von sieben Häftlingen in seinem Heimatland beteiligt gewesen zu sein. Der 42-jährige Angeklagte, der zuletzt mit Asylstatus im Innviertel lebte, brach bei der Urteilsverkündung in Tränen aus. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Prozess im Innviertel ist notwendig geworden, weil das Oberlandesgericht Linz eine Auslieferung Figueroas abgelehnt hatte. Der Fall, in dem auch eine internationale Sonderstaatsanwaltschaft ermittelt, ist komplex: Das Gefängnis Pavon in Guatemala stand seit Jahren unter der Kontrolle der Häftlinge und war Ausgangspunkt zahlreicher krimineller Machenschaften. Am 25. September 2006 sollte durch die Umsiedlung der Insassen die staatliche Kontrolle wiederhergestellt werden. Bei der Aktion gab es sieben Tote.

Hinrichtungen nach Plan
Laut Anklage sei Figueroa Teil einer ranghohen kriminellen Gruppe im Sicherheitsapparat gewesen, die zum offiziellen Einsatzplan einen Parallelplan schmiedete und umsetzte. Demnach sollten bestimmte Gefangene anhand von Listen ausgesondert und an Ort und Stelle getötet werden. Als Motiv vermutete die Staatsanwältin schlicht eine Machtdemonstration. Die Anklage stützt sich u. a. auf die Obduktionsberichte, nach denen die Opfer entgegen der offiziellen Version nicht in einem Schusswechsel mit Polizisten, sondern gezielt aus kurzer Distanz getötet wurden.

"Habe erst in Österreich davon erfahren"
Figueroa, zu dessen Entlastung sich sogar der ehemalige guatemaltekische Staatspräsident Oscar Berger nach Ried bemühte, leugnete stets alle Vorwürfe. "Ich habe erst in Österreich erfahren, dass Dinge passiert sind, die illegal waren. Ich habe damit aber nichts zu tun", beteuerte er in seinen Schlussworten an die Geschworenen. Sein Verteidiger bat um einen Freispruch. "Diese sieben Personen sind niedergemäht worden", sagte er, aber man dürfe Figueroa aber nicht zum Sündenbock für die Verbrechen anderer machen.

Verfahren gegen "große Fische"
In der Hierarchie standen über Figueroa noch der ehemalige Polizeidirektor und der damalige Innenminister. Gegen die beiden laut Verteidiger "großen Fische" laufen Verfahren in der Schweiz bzw. in Spanien. Andere mögliche Beteiligte sind bereits tot.

Nach insgesamt 13 Verhandlungstagen, an denen etliche Zeugen gehört wurden, sprachen die Geschworenen nach mehrstündiger Beratung den 42-Jährigen vom Vorwurf, an den Morden beteiligt gewesen zu sein, frei. Der Spruch der Geschworenen erfolgte mit sechs zu zwei Stimmen. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

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