Zunehmendes Problem

Was steckt hinter der „Animal Hoarding“-Störung?

Tierecke
02.10.2013 09:19

Auch in Österreich kommt es immer öfter vor, dass Menschen zu viele Tiere halten und mit deren Pflege überfordert sind. Tierschützer müssen dann ausrücken, um die vernachlässigten Vierbeiner meist gegen den Willen der Halter zu befreien. Doch wie kommt es eigentlich zu „Animal Hoarding“ und was steckt dahinter?

Es sind in erster Linie ältere, nicht berufstätige Frauen, die von dem Phänomen „Animal Hoarding" betroffen sind. Noch ist nicht geklärt, welche Faktoren dazu führen, dass eine Person zur Tierhorterin wird. Susanne Hemetsberger, Geschäftsführerin des Österreichischen Tierschutzvereins, kennt viele solche Fälle. „Einsamkeit und eine Wohnsituation in abgeschiedener Lage sind bei den meisten Betroffenen der Ausgangspunkt."

Am Anfang steht die Tierliebe
Es beginne meist mit großer Tierliebe und der Rettung von notleidenden Tieren, so Hemetsberger: „Schnell jedoch wachsen die Bedürfnisse der Tiere den Betroffenen über die Ohren, die Tiere vermehren sich mangels Kastration ungewollt und so setzt sich ein Teufelskreis in Bewegung."

Knöcheltief im Hundekot
Erst im April dieses Jahres nahm der Österreichische Tierschutzverein elf Hunde auf, die vom Amtstierarzt beschlagnahmt worden waren. Die Halterin und ihre Tiere hatten knöcheltief im eigenen Kot gelebt, der Ammoniakgestank hatte den Helfern die Tränen in die Augen getrieben. Solche Zustände können auch für Menschen gesundheitsgefährdend sein, doch die Betroffenen nehmen das nicht wahr, verdrängen das Offensichtliche.

15 unkastrierte Katzen
Nun ist der Verein erneut mit den Auswirkungen einer problematischen Tierhaltung konfrontiert: „Eine Dame hatte 15 unkastrierte Katzen in ihrer Wohnung gehalten und war mit deren Pflege völlig überfordert. Glücklicherweise griff ein beherzter Tierarzt ein, kastrierte die Katzen und bemühte sich um deren Unterbringung. Der Österreichische Tierschutzverein erklärte sich bereit, elf Katzen auf seinen Assisi-Höfen aufzunehmen."

Behörden werden erst spät aufmerksam
Wie auch beim ähnlichen Messie-Symdrom verweigern die Betroffenen häufig jede Hilfe. „,Animal Hoarder' haben wenige Bezugspersonen und diese werden meist vergrault, sobald sie Kritik an den Zuständen äußern", weiß Hemetsberger. „Oft werden Behörden auf die Tiersammler erst aufmerksam, wenn die Lage schon extrem kritisch ist. Dabei wäre ein früher Eingriff sowohl für die Tiere als auch deren Halter besser."

Hilfe sollte durch Profis erfolgen
Was können Freunde, Nachbarn und Familienangehörige bei einem Verdacht tun? „Es ist wichtig, dem Tiersammler mit Verständnis, Geduld und Respekt zu begegnen. Eine tiefe Vertrauensbasis ist nötig, um die Probleme anzugehen. Am besten sucht man sich Beistand bei Profis", rät Hemetsberger abschließend.

Benjamin Deppisch
Benjamin Deppisch
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