UN-Weltklimabericht

Bis 2100 werden Meeresspiegel bis zu 82 cm steigen

Wissenschaft
27.09.2013 10:17
Der am Freitagvormittag in Stockholm vorgestellte UN-Klimabericht geht von einer weiteren Erwärmung unserer Erde mit dramatischen Auswirkungen auf das Wetter, die Meeresspiegel - die bis 2100 um bis zu 82 Zentimeter ansteigen werden - und die Arktis aus. Die Verantwortung dafür trägt laut Angaben des Klimarates IPCC mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (95 bis 100 Prozent) der Mensch.

"Der IPCC-Report zeigt, dass wir die Emissionen weltweit reduzieren müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden", sagte der Generalsekretär der World Meteorolgist Organsiation (WMO), Michel Jarraud, bei der Präsentation des Berichts, in dem über 800 Wissenschaftler aus aller Welt die erschreckende Wirklichkeit, dass die Erde sich immer weiter erwärmt, beschreiben.

Meeresspiegel steigen schneller an
Seit dem letzten Bericht im Jahr 2007 zeigt sich, dass die Gletscherschmelze und der Anstieg des Meeresspiegels beängstigend voranschreiten. Der Bericht der IPCC-Wissenschaftler zeigt auch, dass sich die Folgen der Klimaerwärmung viel stärker auf die Meere auswirken als bislang angenommen. Bis zum Jahr 2100 wird - je nach Szenario - ein Meeresspiegelanstieg von 29 bis 82 Zentimeter erwartet, heißt es in der Zusammenfassung des ersten Teils des Berichts, der am Freitag in Stockholm verabschiedet wurde.

Das zeige sich schon jetzt, so die Forscher: In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Anstieg des Meeresspiegels nahezu verdoppelt. Durch den höheren Meeresspiegel könnten Inseln und flache Küstengebiete dauerhaft überflutet werden. 2007 hatte der IPCC noch Anstiege zwischen von 18 bis 59 Zentimetern vorhergesagt.

Zugleich hat sich die Versauerung der Ozeane seit 1900 um fast 30 Prozent verstärkt, da große Mengen der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen im Meerwasser gebunden werden.

Zukunft zwischen Sintflut und Wüste droht
Ohne drastische Emissionsminderungen werde sich die Welt auf eine Klimaerwärmung von zwei bis 4,5 Grad ab dem Jahr 2100 gegenüber vorindustriellen Werten einstellen müssen – mit zerstörerischen Folgen wie extremen Temperaturschwankungen, der Zunahme tropischer Stürme, verstärkten Überflutungen in einigen Regionen sowie Dürren und Wüstenbildung in anderen, heißt es im IPCC-Bericht. Dabei müsse jeweils noch berücksichtigt werden, dass die Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ohnehin bereits um etwa 0,8 Grad angestiegen ist.

In den Beratungen über ein neues weltweites Klimaschutzabkommen, das bis 2015 stehen soll, hatte sich die internationale Gemeinschaft daher grundsätzlich auf das Zwei-Grad-Ziel verständigt.

"Weckruf für die ganze Menschheit"
Die großen Umweltschutzorganisationen haben mit Appellen zum raschen Handeln auf die Präsentation des Weltklimaberichts reagiert. Sie forderten die Regierungen dazu auf, die Warnungen der internationalen Wissenschafter ernst zu nehmen. "Der wissenschaftliche Konsens ist so groß wie nie. Heute leugnet kaum noch jemand, dass der Klimawandel zum überwiegenden Teil von Menschen verursacht wird", so Julia Kerschbaumsteiner, Klimasprecherin von Greenpeace.

Global 2000 sah den Bericht als Weckruf für die ganze Menschheit: "Alle müssen jetzt zusammenarbeiten, damit wir nicht in die schlimmste Krise seit Beginn der menschlichen Zivilisation stürzen", appellierte Klimasprecher Johannes Wahlmüller. "Bis jetzt war Klimawandel im Wahlkampf trotz Jahrhunderthochwasser und Dürre kaum ein Thema, die zukünftige Regierung muss sich dem Problem aber dringend stellen."

Kompletter Bericht ab Montag im Web
Die 36-seitige Zusammenfassung des ersten Berichtsteils hatten die 195 Mitgliedsstaaten des IPCC seit Montag Wort für Wort verabschiedet. Der komplette Text des Berichtsteils soll am Montag auf der IPCC-Webseite freigeschaltet werden. Dann werden auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die einzelnen Weltregionen, darunter auch auf Österreich als Teil Mitteleuropas präsentiert.

Das mehrere hundert Seiten umfassende Dokument beschäftigt sich mit den klimatischen Veränderungen und deren Ursachen. Im März und April folgen die beiden Berichtsteile zu den Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsstrategien sowie zu den Möglichkeiten einer Abmilderung des Klimawandels. Die Zusammenfassung aller Ergebnisse erscheint Ende Oktober 2014.

Der IPCC war 1988 gegründet worden, um die politischen Entscheidungsträger in aller Welt möglichst umfassend und objektiv über den Stand der Klimaforschung zu informieren. Das Gremium forscht nicht selbst, sondern trägt die Ergebnisse in seinen Sachstandsberichten zusammen. Am neuen Bericht haben 830 Hauptautoren in aller Welt mitgearbeitet.

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