Hart, aber herzlich

Faymann entscheidet Kanzlerduell für sich

Österreich
24.09.2013 23:09
"Hart, aber herzlich", so könnte man das mit Spannung erwartete ORF-Kanzlerduell vom Dienstag wohl am besten umschreiben. Obwohl sich die beiden Kontrahenten - wie auch schon in den bisherigen Diskussionen - weiterhin duzten, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Michael Spindelegger präsentierte sich dabei als "idealerer" Kanzler und griff Werner Faymann teils scharf an. Der SPÖ-Politiker erklärte hingegen, dass es "ganz gut" gewesen sei, dass er in den letzten fünf Jahren den Regierungsvorsitz innegehabt habe. Laut "Krone"-IMAS-Umfrage konnte sich Faymann klar gegen den ÖVP-Chef durchsetzen.

Gleich zu Beginn zückte der Vizekanzler - nein, nicht ein Taferl - einen 100-Euro-Schein, um die seiner Meinung nach zu hohe Steuerbelastung in diesem Land verbildlichen zu können. Faymann konterte spöttisch, dass er 100 Euro zuletzt bei Zauberer Magic Christian gesehen habe, dieser hätte dann aber daraus immerhin 200 Euro gemacht - ein Trick, den die Politik nicht bieten könne.

Spindelegger scharf gegen "Steuerzuckerl"
Für das Jahr 2015 kündigte er allerdings eine Steuerreform an, welche die Österreicher entlasten soll. Spindelegger warf dem Kanzler daraufhin vor, die Konsolidierung des Budgets damit über Bord zu werfen, und "nicht bei der Wahrheit zu bleiben". Er sprach sich gegen "Steuerzuckerl" aus, die dann durch das nächste Sparpaket wieder aufgefressen werden würden. Faymann sah eine Steuersenkung hingegen als eine Art Wiedergutmachung für die Bankenhilfe und das "solidarische Verhalten" der Bürger in der Krise.

Beim Thema "Millionärssteuer" warf Spindelegger dem Kanzler den Griff in die "Mottenkiste des Klassenkampfs" vor und warnte vor einer "Reichenflucht" und Rekordarbeitslosigkeit wie etwa in Frankreich. Faymann wies hingegen auf seiner Meinung nach erfolgreichere Beispiele wie Deutschland und Schweiz hin.

Keine Einigkeit beim Thema Bildung
Ein "Schulsystem 2018" würde laut Spindelegger alle bisher von den PISA-Studien angemerkten Defizite ausgebügelt sehen, "Gymnasium abschaffen" würde es mit ihm aber nicht geben. Den SPÖ-Plänen warf er - unter heftigen Protesten seines Gegenübers - Zwang und Entmündigung vor, er würde für Wahlfreiheit einstehen. Faymann verteidigte hingegen seine Forderung, dass für 50 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule zur Verfügung stehen solle, dafür würde er in den nächsten fünf Jahren sorgen.

Auf einen genauen Betrag für einen Mindestlohn wollte Spindelegger sich nicht genau festlegen, seiner Meinung nach würden hier die Kollektivverträge genug regeln. Die von der SPÖ geforderten 1.500 Euro würden Arbeitsplätze gefährden, Faymann würde schon zu lange im Bundeskanzleramt sitzen, um die wirtschaftliche Realität des Landes zu kennen. Der Kanzler warf nach diesem Untergriff der ÖVP hingegen vor, "auf der anderen Seite zu stehen", weil sie längere Arbeitszeiten und ein späteres Pensionsantrittsalter befürworte, daher "ist es gut, dass ich die letzten fünf Jahre im Bundeskanzleramt gesessen bin".

Faymann: Keine Experimente bei Pensionen
Gerade bei den Pensionen würde er sich gegen "Experimente" aussprechen, die Menschen müssten sich auf die Politik verlassen können, erklärte Faymann. In Folge ließ sich der ÖVP-Politiker teils nicht einmal mehr von Moderatorin Ingrid Thurnher stoppen und ritt Attacken gegen seinen Regierungskollegen.

Bei der finalen Diskussionsrunde zum Thema Deutschland-Wahl und Europaskeptizismus entwarf Faymann zuerst seine Vision von Europa, ehe Spindelegger zu einem Loblied auf die eben beeindruckend wiedergewählte Angela Merkel ansetzte. Der Kanzler sprach sich gegen Lohndumping und für den Schutz von Arbeitnehmern aus.

Kanzler setzt sich bei Umfrage durch
Laut IMAS-Umfrage im Auftrag der "Krone" konnte sich Faymann im Kanzlerduell letztlich klar durchsetzen. Faymann wurde von 309 befragten TV-Zusehern als "sympathischer", "sachlicher" und "überzeugender" bewertet. Relativ ausgeglichen waren Faymann und Spindelegger lediglich in der Kategorie "humorvoll". Insgesamt fanden 49 Prozent der Befragten, dass der SPÖ-Politiker besser abgeschnitten hat, 31 Prozent waren der Meinung, der ÖVP-Chef habe bei der ORF-Konfrontation besser gewirkt. Gleich gut empfanden 19 Prozent der Befragten die beiden Politiker, ein Prozent machte keine Angabe.

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