Keine Regeneration

Facebook und Co. nehmen Gehirn den Leerlaufmodus

Wissenschaft
23.09.2013 14:57
Auch unser Gehirn braucht hin und wieder eine Pause. Doch wer dauernd online ist, Facebook-Nachrichten checkt und permanent auf sein Smartphone, Tablet oder den PC starrt, nimmt seinem Denkorgan wichtige Leerlaufzeit. Diese bräuchte es allerdings, um sich zu regenerieren, warnt jetzt ein schwedischer Wissenschaftler.

Zwar ist das Gehirn auch in Phasen des Leerlaufs aktiv, wenn wir untätig sind, herumträumen oder sogar vor uns hin dösen. Aber gerade diese Phasen sind nötig, um später wieder volle Leistung zu bringen, sagt Erik Fransen vom Königlichen Institut für Technologie in Stockholm in einer Aussendung: "Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es zwischendurch immer in einen weniger aktiven Zustand verfällt. Das mag uns als Verschwendung erscheinen, ist aber wichtig, denn in dieser Zeit werden Erinnerungen gefestigt und Informationen vom Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis übertragen."

Allerdings gehen diese Phasen des Entspannens zunehmend verloren: In der U-Bahn, im Wartezimmer bei Arzt oder in der Mittagspause verwenden wir unsere Smartphones und Tablets, um ständig das Neueste aus unserem sozialen Netzwerk oder dem Weltgeschehen abzurufen. Doch damit nehmen wir unserem Gehirn den wichtigen Leerlaufmodus, denn auch diese Informationen gelangen zunächst in unser Arbeitsgedächtnis.

Keine Pause mehr durch Facebook und Co.
"Das Arbeitsgedächtnis filtert Informationen und entnimmt gezielt das aus der Kommunikation, was wir brauchen", erklärt Fransen. "Dieser Teil des Gedächtnisses ist es auch, der arbeitet, wenn wir online sind und uns die dort gesehenen Dinge merken." Allerdings hat unser Arbeitsgedächtnis nur eine begrenzte Kapazität - ähnlich wie der Arbeitsspeicher eines Computers.

Mithilfe von Computermodellen der Hirnfunktion ermittelte Fransen, dass wir nur etwa drei bis vier Dinge gleichzeitig in unserem Arbeitsgedächtnis merken können. Versuchen wir, mehr aufzunehmen, wird das System überlastet und Daten gehen verloren. Das könne beispielsweise passieren, wenn man während der Arbeit chatte oder auf Facebook sei und dabei große Mengen an Informationen auf einmal die Wahrnehmung überfluten. Denn die über die verschiedenen Sinne einströmenden Reize benötigen alle die gleiche begrenzte Ressource: Platz im Arbeitsgedächtnis.

Überlast schwächt Gehirnkapazität
Diese Überlast trainiere nicht das Gedächtnis, es schwäche es durch ständiges Störfeuer neuer Daten, erläutert der Forscher. Dadurch werde die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses kleiner und auch die Verarbeitung der Daten funktioniere nicht mehr so reibungslos. Wenn dann auch noch der Leerlauf wegfällt, könne das Arbeitsgedächtnis diese Überlast nicht abarbeiten, als Folge gingen Daten verloren. "Wenn wir durch diese Technologien unsere komplette wache Zeit ausfüllen, nehmen wir dem Gehirn die Zeit für die Verarbeitung - das kann auf Dauer nicht funktionieren", so Fransen.

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