Figueroa-Prozess

Experte: Videos zeigen “eindeutig Mündungsfeuer”

Österreich
23.09.2013 12:26
Der Prozess gegen den ehemaligen Polizei-Subdirektor von Guatemala, Javier Figueroa, dem die Beteiligung an der Erschießung von sieben Häftlingen in seinem Heimatland vorgeworfen wird, ist am Montag im Landesgericht Ried im Innkreis in Oberösterreich fortgesetzt worden. Am Wort war der Sachverständige für Schießwesen. Er hatte zwei Videos, von denen sich der Angeklagte Entlastung verspricht, analysiert.

In dem Prozess geht es um einen Polizei-Einsatz am 25. September 2006, durch den die von den Insassen übernommene Haftanstalt Pavon wieder unter staatliche Kontrolle gebracht werden sollte. Dabei starben sieben Häftlinge. Figueroa wird vorgeworfen, an einem Plan mitgewirkt zu haben, wonach diese ausgesuchten Rädelsführer an Ort und Stelle exekutiert werden sollten. Er bestreitet das.

Mit zwei Videos will die Verteidigung beweisen, dass sich die Häftlinge - anders als die Anklage sagt - sehr wohl gegen die Einsatzkräfte gewehrt hätten. Auf den jeweils nur drei bis vier Sekunden langen Sequenzen, die dasselbe Geschehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeigen, sind Lichtblitze aus Richtung einer Gefangenenunterkunft zu sehen. Um abzusichern, ob es sich dabei um Mündungsfeuer handelt, bestellte das Gericht einen Sachverständigen.

Videos zeigen "eindeutig Mündungsfeuer"
Der Gutachter analysierte die Einzelbilder sowie den Ton und kam zu dem Schluss, dass "eindeutig Mündungsfeuer" aufgenommen wurde. Er bestätigte auch, dass Schüsse aus bzw. aus Richtung der Gefangenenunterkunft in Richtung Polizei abgegeben worden seien. Insgesamt habe er vier verschiedene Mündungsfeuer ausmachen können, so der Gutachter. Eines dürfte von der in die Anstalt eindringenden Polizei stammen, zumindest zwei von der Unterkunft her kommen.

17 Mal aus automatischen Waffen gefeuert
Nach Ansicht des Experten wurde 17 Mal aus automatischen Waffen gefeuert. Bei diesen Modellen können pro Salve bis zu zehn Schüsse abgegeben werden, erklärte er. Figueroa hatte ausgesagt, dass er zu diesem Zeitpunkt hinter einer Polizeigruppe war, die beschossen worden sei. Drei Schüsse auf dem Videomaterial unterschieden sich in ihrer Akustik allerdings von den anderen. Der Experte schließt daraus, dass sie im Inneren eines Hauses und aus einer nicht automatischen Waffe abgegeben wurden. Von wem sie stammen könnten, blieb offen.

Urteil soll am 8. Oktober fallen
Am Mittwoch sowie an den folgenden Verhandlungstagen stehen noch zahlreiche Zeugenaussagen, die im Vorfeld auf Video aufgenommen wurden, auf dem Programm. Viele der Einvernommenen sind Mitglieder des damaligen Sicherheitsapparats, die an dem Einsatz oder dessen Planung beteiligt waren, und Figueroa belasten dürften. Dabei gibt es Widersprüche zu den Angaben der zuletzt persönlich erschienen Entlastungszeugen. Insgesamt 50 Stunden Aufnahmen bekommen die Geschworenen zu sehen, bevor sie - voraussichtlich am 8. Oktober - ein Urteil sprechen.

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