Keith Alexander ist ein Mann, nach dem sich kaum jemand in der US-Hauptstadt Washington umdrehen würde. Die dünnen grauen Haare hinter der Stirnglatze und seine Brille vom Typ Krankenkassengestell lassen ihn - zumindest ohne Uniform – überaus durchschnittlich wirken. Doch hinter der harmlosen Fassade steckt einer der mächtigsten US-Militärs. Der 61 Jahre alte Vier-Sterne-General ist nicht nur Chef des gewaltigen US-Nachrichtendienstes NSA, sondern führt auch den militärischen Auslandsgeheimdienst CSS (Central Security Service) und das Cyber Command, das man als Amerikas neue Truppe für Internetkriege beschreiben könnte.
Ihm unterstehen Zehntausende Soldaten, Mathematiker, Spione, Informatiker. Und er verfügt über das, was man auf der "dunkleren Seite der Technologie und nationalen Sicherheit" so benötigt, wie die "Washington Post" es ausdrückt. Das Magazin "Wired" urteilte jüngst: "Nie zuvor ist jemand in Amerikas Geheimdienstsphäre an so viel Macht gekommen."
"Der Cowboy der NSA"
Letztere dürfte ihm schließlich ein wenig zu Kopf gestiegen sein. Wie US-Journalist Shane Harris in einem ausführlichen Porträt über den NSA-Chef für das Magazin "Foreign Policy" unter dem Titel "The Cowboy of the NSA" schreibt, soll sich Alexander in einem Stützpunkt in Fort Belvoir im US-Bundesstaat Virginia eine Kommandobrücke nach Vorbild der Science-Fiction-Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" gebaut haben.
Während seiner Zeit als Chef des U.S. Army Intelligence and Security Command (INSCOM), dem obersten Nachrichtendienst der US Army, soll er mit dieser zwischen 2001 und 2003 in Virginia mächtig Eindruck bei politischen Entscheidungsträgern geschunden haben. Er habe viele seiner künftigen Verbündeten nach Fort Belvoir für eine Tour durch seine Operationsbasis gebracht – eine Einrichtung, die unter dem Namen "Information Dominance Center" (in etwa Zentrum für Informationsherrschaft) bekannt sei, heißt es.
Kulissenbauer aus Hollywood baute Brücke
Diese, schreibt Harris, sei von einem Kulissenbauer aus Hollywood der berühmten Kommandobrücke aus der SciFi-Serie nachempfunden worden – mit Armaturen aus Chrom, Computerstationen, einem riesigen Fernsehbildschirm an der Stirnseite sowie Türen, die beim Öffnen und Schließen das für die Serie typische Zisch-Geräusch imitiert hätten.
Jeder wollte einmal Jean-Luc Picard sein
Gesetzgeber und andere wichtige hochrangige Beamten hätten in einem "Sessel für den Captain" aus Leder in der Mitte des Raumes Platz genommen und beobachtet, wie der Science-Fiction-Fan Alexander seine Daten-Tools auf der großen Leinwand demonstrierte, so der Bericht weiter. "Jeder wollte auf dem Sessel sitzen, um zumindest einmal behaupten zu können, er sei Jean-Luc Picard", zitiert der Bericht einen ehemaligen US-Offizier.
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