Durch laute Schreie

Orang-Utans planen ihre Routen und kündigen sie an

Wissenschaft
11.09.2013 11:43
Orang-Utans planen oft im Voraus, wohin die Reise am nächsten Tag gehen soll. Das haben jetzt Anthropologen der Universität Zürich herausgefunden. Demnach teilen Männchen den Artgenossen mit lauten Schreien schon am Vorabend mit, in welche Richtung sie am Folgetag ziehen wollen. Die Rufe sollen Weibchen zum Mitziehen animieren und zudem rangniedrigere Männchen abschrecken.

Die Mitteilungen der Sumatra-Orang-Utans erfolgen nicht gerade subtil: Die Schreie der Menschenaffen dauern bis zu vier Minuten und sind selbst im dichten tropischen Sumpfwald einen Kilometer weit zu hören, berichten Carel van Schaik und sein Team in der Fachzeitschrift "PLOS One". Für die Lautstärke brauchen die Männchen dicke Backen: Dafür wachsen ihnen nach der Pubertät knorpelige Backenwülste (Bild), die den Schall verstärken. Wenn sie ihre Pläne am Morgen ändern, teilen sie dies durch einen Ruf in die neue Richtung an, so die Wissenschaftler.

Affen meist alleine unterwegs
Orang-Utans sind Einzelgänger und schwingen sich meist allein durch das Geäst des Tropenwaldes, wobei sie jedoch soziale Kontakte pflegen. Jeden Abend bauen sie sich in Baumwipfeln ein neues Nest. Die Forscher folgten einigen Tieren im Gunung Leuser Nationalpark im Norden der indonesischen Insel Sumatra tagelang. Die Affen bewegten sich in einem Gebiet von rund 2.000 Hektar und legten am Tag etwa einen Kilometer zurück.

Dass Menschenaffen vorausdenken können, wurde schon mehrfach nachgewiesen - allerdings bei Tieren in Gefangenschaft. Dass sie diese Fähigkeit auch in der Wildnis an den Tag legen, zeigt nun diese Untersuchung. "Unserer Studie macht deutlich, dass wilde Orang-Utans nicht nur im Hier und Jetzt leben, sondern sich die Zukunft vorstellen können und ihre Pläne sogar kommunizieren. In diesem Sinn sind sie uns damit wieder ein Stück ähnlicher geworden", sagt Van Schaik.

Tiere durch Abholzung bedroht
Auf Sumatra leben noch etwa 6.600 Orang-Utans, auf der indonesischen Insel Borneo noch 40.000 bis 60.000, schätzt Ian Singleton, Direktor des Sumatra-Orang-Utan-Schutzprogramms in Medan. Weil dort in großem Umfang Wälder vor allem für die Palmölindustrie gerodet werden, sind die rotbraunen Affen gefährdet. "Die bei Weitem größte Bedrohung für sie ist der Verlust ihres Lebensraums, vor allem durch Abholzung und Plantagenanbau", sagt Singleton. "Wir haben ein Riesenproblem auf Sumatra: Die Regierung von Aceh will noch mehr Wälder für den Bergbau und Straßenbau roden."

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