Kührer-Prozess

Familie und Freunde beschrieben Julia und Umfeld

Österreich
11.09.2013 17:17
Der zweite Tag im Korneuburger Prozess um den Fall Julia Kührer ist im Zeichen von Zeugenbefragungen gestanden. Zu Wort kamen am Mittwoch u. a. Schulfreundinnen und die Familie der 16-jährigen Julia, deren Schicksal nach ihrem Verschwinden aus ihrem Heimatort Pulkau im Juni 2006 fünf Jahre lang ungeklärt war, bis ihre sterblichen Überreste 2011 in einem Erdkeller auf dem Grundstück des Angeklagten Michael K. entdeckt wurden.

Eigentlich sollte zu Beginn der Ex-Freund der damals 16-jährigen Julia Kührer befragt werden. Er ließ sich allerdings, wie Richter Helmut Neumar mitteilte, krankheitshalber entschuldigen. Er wurde im Krankenhaus stationär aufgenommen und sei nicht vernehmungsfähig.

Als Erster wurde dann dessen damaliger bester Freund aufgerufen. Warum er das jetzt nicht mehr sei, begründete der Hilfsarbeiter mit "verschiedenen Interessen". Julias Freund - die Trennung erfolgte kurz vor ihrem Verschwinden - habe sie schlecht behandelt und ständig betrogen, sagte er. Anderen Aussagen zufolge war der Zeuge selbst in das Mädchen verliebt. 2006 war man eine Clique, die sich oft traf und auch in der Videothek des Angeklagten in Pulkau "abhing".

"K. war nett zu Julia"
Er habe von Redereien gehört, dass Michael K. "ungut" zu Frauen sei, aber selbst nie beobachtet, dass er ein Mädchen "betatscht" hätte, sagte der Zeuge. Zu Julia sei K. "nett" gewesen. Der Darstellung des Angeklagten, Julia sei lediglich zwei oder drei Mal in der Videothek gewesen, widersprach der junge Mann: Das sei viel öfter gewesen.

Von Konsum oder Handel mit Crystal Meth habe er nichts mitbekommen. Verteidiger Farid Rifaat beleuchtete in der Folge unter Vorhalt seiner früheren Aussagen - "fast ganz Pulkau hat gekifft" - den Marihuana-Konsum der Clique: Demnach sei das Suchtgift von einer jungen Frau bezogen worden, Julias Ex-Freund habe Sammelbestellungen aus der Region aufgenommen.

Freunde beschrieben Jugendszene
Daraufhin gab eine Reihe von Schulfreunden und -freundinnen Auskunft über die damalige Jugendszene in Pulkau, wobei auch der Haschischkonsum thematisiert wurde. Dass es in der Videothek des Angeklagten Drogen zu kaufen gab, wusste bzw. bestätigte niemand. Ein junger Mann gab an, ihr Freund habe Julia "nicht so leiwand" behandelt. Er selbst habe das Mädchen mehrmals in der Videothek gesehen. Dass Michael K. "blöd redet", sei ihm aufgefallen. "Mir war der Michi immer suspekt", sagte eine junge Frau. Sein Ruf sei dubios gewesen.

Eine 22-Jährige, die Julia zuletzt am Vortag ihres Verschwindens gesehen hatte, meinte, Julia habe in der Schule keine Probleme gehabt, aber ihre Eltern als streng empfunden und Kummer wegen der Trennung von ihrem Freund gehabt. Die 16-Jährige sei in depressiver Stimmung gewesen.

Julias Mutter: "Vielleicht war ich verblendet"
Julias Eltern berichteten von "normalen" Problemen in der Pubertät und beschrieben ihre Tochter als ruhig und introvertiert. Dass ihre Stimmungsschwankungen auf Drogenkonsum zurückzuführen sein könnten, hatte die Mutter damals nicht in Erwägung gezogen: "Vielleicht war ich da auch ein bisschen verblendet", erklärte sie vor Gericht.

Mit ihr über Drogen gesprochen habe sie nicht, obwohl der Bruder des Teenagers gegenüber der Mutter den Verdacht geäußert hatte, Julia könnte durch ihren Freund mit Suchtgift in Kontakt gekommen sein. Denn dieser sei das "Heiligtum" der 16-Jährigen gewesen.

Ex-Mitarbeiter: "K. gab sich als Frauenheld"
Auch ein ehemaliger Mitarbeiter des Angeklagten Michael K. kam am Mittwoch zu Wort. Die meiste Zeit sei er in der Videothek gewesen, während sein Chef viel unterwegs war. Julia sei öfters da gewesen, nicht nur zusammen mit ihrem Freund. Er bestätigte, dass K. sich als Frauenheld gegeben habe, dem jüngere Frauen gefielen. Eine Freundin habe er nicht gut behandelt: "Einmal hat sie ein blaues Aug' gehabt." Eines Tages sei die Tschechin einfach weg gewesen. Einmal habe sich K. sogar - quasi prahlerisch - vor ihm entblößt. Dessen abgeriegeltes Grundstück in Dietmannsdorf hätte er wegen der Hunde nicht zu betreten gewagt, meinte der Zeuge.

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