Dementi im Jemen

Jugendamt: Kindsbraut weder verheiratet noch tot

Ausland
10.09.2013 15:16
Im Jemen sind Zweifel an dem Bericht über den Tod einer acht Jahre alten Kindsbraut aufgekommen. Die jemenitische Website "Al-Maschhad" hatte am Montag gemeldet, das Mädchen namens Rawan sei beim erzwungenen Geschlechtsverkehr in seiner Hochzeitsnacht gestorben (siehe Infobox). Das Jugendamt der Stadt Haradh stellte den Bericht nun gegenüber der Nachrichtenagentur dpa als erfunden hin.

Nabil Schalef, Leiter des Jugendamtes, sagte, er habe die Familie von Rawan gefunden. Das Kind sei demnach weder tot, noch sei es von seinen Eltern verheiratet worden. Außerdem sei Rawan nicht acht, sondern elf Jahre alt. Die Schulabbrecherin lebt Schalefs Angaben zufolge in Haradh, einer Stadt in der Nähe der Grenze zu Saudi-Arabien, zusammen mit ihren Eltern und fünf Geschwistern.

Schalef konnte allerdings nicht erklären, wie er feststellen habe können, dass es sich bei der elfjährigen Rawan und ihren Angehörigen tatsächlich um die richtige Familie handle. Der ursprünglich für die Geschichte verantwortliche Journalist Mohammed Radhman hatte den Familiennamen des Kindes nämlich nicht erwähnt.

Dementi, um Beziehung zu Saudis nicht zu gefährden?
Während einige Beobachter vermuten, die Behörden versuchten, einen tragischen Vorfall unter den Teppich zu kehren, der die Beziehungen zu Saudi-Arabien belasten könnte (der Bräutigam des Mädchens soll aus Saudi-Arabien stammen), glauben wiederum andere an eine Inszenierung von Hilfsorganisationen. So solle lediglich, lautet der Verdacht, mit einer Horrormeldung auf die Problematik der Zwangsverheiratung von Kindern aufmerksam gemacht werden.

Die Website "Al-Maschhad" blieb am Dienstag jedenfalls bei ihrer Version der Ereignisse. Ein Mitarbeiter des Innenministeriums in der Hauptstadt Sanaa sagte, die Ermittlungen zu dem Fall liefen noch.

Vater will Journalisten wegen Story verklagen
Rawans Vater, Mohammed Ibrahim Hassaan, will nach Angaben eines Menschenrechtlers jetzt den Journalisten Radhman verklagen. Dieser hatte die Geschichte unter Berufung auf Nachbarn geschrieben und erklärte gegenüber arabischen Medien, seine Informanten seien auch bereit, vor Gericht auszusagen.

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