"Digital Gespräche sind ein fruchtbarer Boden für Täuschung, weil Menschen ihre Identitäten darin leicht verbergen können und ihre Botschaften oft glaubwürdiger erscheinen", sagt Tom Meservy, Professor für Informationssysteme an der Brigham Young University. Unglücklicherweise sei der Mensch aber ganz schlecht darin, Lügen zu erkennen: Nur etwas mehr als jede zweite Lüge (54 Prozent) werde auch tatsächlich als solche erkannt. Noch schwerer werde es, wenn "digital" gelogen werde, da Indikatoren wie die Stimme oder Gesichtsausdrücke wegfielen.
Zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten von Nebraska und Arizona machte sich Meservy daher daran, mithilfe eines Experiments Anzeichen für Lügen in der Online-Kommunikation ausfindig zu machen. Sie entwickelten ein spezielles Computerprogramm zur Konversation, das den rund 100 Versuchspersonen jeweils 30 Fragen stellte, von denen ungefähr die Hälfte falsch zu beantworten war, also mit einer Lüge.
Wer lügt, braucht länger
Ergebnis: Für die nicht wahrheitsgemäße Beantwortung einer Frage benötigten die Versuchspersonen im Schnitt rund zehn Prozent länger, als wenn sie die Wahrheit schrieben. Außerdem fiel auf, dass die gelogenen Antworten vor dem Abschicken häufiger überarbeitet wurden und insgesamt kürzer ausformuliert waren als bei den wahrheitsgemäßen Angaben sonst üblich.
Lügen-Erkennung in Echtzeit
Die Forschung stünde noch am Anfang, sagte Meservy und betonte, dass nicht jeder automatisch ein Lügner sei, nur weil er sich bei der Beantwortung einer Frage länger Zeit ließe. Ziel der Wissenschaftler sei es nun, weitere verlässliche Daten zu sammeln, um so eines Tages bei Chat-basierten Systemen Lügen in Echtzeit identifizieren zu können, so die Universität in einer Mitteilung.
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