Hat keine Ohren

Seychellenfrosch kann mit dem Mund hören

Wissenschaft
03.09.2013 14:29
Sie quaken, sie hören andere quaken - und das, obwohl sie keine gewöhnlichen Ohren haben. Stattdessen hören die winzigen Seychellenfrösche einfach mit dem Mund. Dazu benutzen sie ihre Mundhöhle als Resonanzraum und leiten Töne durch sie hindurch ans Innenohr weiter, wie französische Forscher berichten.

Die Hörfähigkeit entstand vor etwa 200 bis 250 Millionen Jahren im Trias. Die grundlegenden Elemente - ein Mittelohr mit Trommelfell und Gehörknöchelchen - bildeten sich unabhängig voneinander bei verschiedenen Tierstämmen, so die Wissenschaftler.

Im Gegensatz zum Menschen besitzen aber einige Frösche kein Außenohr. Bei ihnen sitzt das Mittelohr mit dem Trommelfell direkt am Kopf. Das Prinzip des Hörens ist aber gleich: Ankommende Geräusche lassen das Trommelfell vibrieren. Diese Vibrationen werden dann über die Gehörknöchel ins Innenohr geleitet und dort von den Haarzellen in elektrische Signale verwandelt.

Tonaufnahmen von Artgenossen vorgespielt
Manche Froscharten haben aber überhaupt kein Mittelohr - so auch der Gardiners Seychellenfrosch (Sechellophryne gardineri). Er dürfte also theoretisch nicht hören können. Trotzdem quakt er - warum?

Um das herauszufinden, spielten die Forscher rund um Renaud Boistel von der Universite Paris XI (Orsay/Frankreich) den Fröschen in ihrem natürlichen Lebensraum Tonaufnahmen quakender Artgenossen vor. Die Frösche reagierten zwar darauf - allerdings nicht auf das Gequake artfremder Frösche. Dies belegte laut Wissenschaftlern, dass die Tiere hören können.

Geräusche werden in Mundhöhle verstärkt
Mithilfe spezieller Röntgenaufnahmen zeigten die Forscher dann, dass die Frösche mit ihrer Mundhöhle hören. Dort werden die Geräusche demnach verstärkt. Das Gewebe zwischen Mundhöhle und Innenohr sei außergewöhnlich dünn und bestehe aus weniger Schichten als gewöhnlich, berichten die Forscher. Dies erleichtere die Weitergabe der Geräusche, die dann über Knochen ans Innenohr geleitet würden. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") veröffentlicht.

Der Gardiners Seychellenfrosch gehört zu den kleinsten Fröschen der Welt. Er misst gerade einmal einen Zentimeter und lebt in den Regenwäldern der Seychellen. Die Frösche entwickelten sich dort isoliert für 47 bis 65 Millionen Jahren, seit die Inseln sich vom Kontinent abgespalten haben, sagte Boistel. Ihr Hörsystem sei ein Überbleibsel der Lebensformen des Superkontinents Gondwana.

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