Oma-Mord in OÖ

Sohn zog Aussage zurück: “Vater nicht manipulativ”

Österreich
02.09.2013 22:56
Der Prozess um den Mord an einer 68-jährigen Oberösterreicherin bleibt weiterhin spannend: Am Montag wurde ein Lokalaugenschein gemeinsam mit dem 19-jährigen Angeklagten und seinem ebenfalls angeklagten 72-jährigen Großvater durchgeführt. Außerdem wurde ein Onkel bzw. Sohn der beiden Angeklagten einvernommen, der seine frühere Charakterisierung des 72-Jährigen als Anstifter vor Gericht zurückzog. Das Interesse an dem Prozess ist indes ungebrochen.

Um mit dem Tatabend vergleichbare Lichtverhältnisse zu haben, wurde kurz nach 20 Uhr mit dem Lokalaugenschein begonnen. Zuerst betraten die Geschworenen das unscheinbare Einfamilienhaus am Rande des Ortszentrums der 3.000-Einwohner-Gemeinde Taufkirchen an der Pram. Dann wurden der Großvater und der Enkel ins Gebäude geführt.

Der 72-Jährige beschrieb dabei sein Heimkommen nach der Bluttat und wich in seinen Schilderungen abermals von jenen in früheren Einvernahmen ab. Auch von den Geschworenen wurden die Ausführungen des Beschuldigten bei dem rund einstündigen Lokalaugenschein mehrmals kritisch hinterfragt. "Die Darstellungen wechseln", meinte der Verteidiger des jüngeren Angeklagten im Anschluss zu Journalisten.

72-Jähriger als "manipulativer Machtmensch"
Als "manipulativer Machtmensch" wird Leopold D. immer wieder beschrieben. Geprägt hatte diesen Ausdruck sein 45 Jahre alter Sohn in einer Presseerklärung, die er nach dem Tod seiner Mutter Renate D. sowie der Verhaftung seines Neffen Lukas als Täter und seines Vaters Leopold D. als mutmaßlicher Auftraggeber veröffentlichte.

"Hat nie versucht, mich in eine Richtung zu drängen"
Vor Gericht ruderte der Psychologe am Montag allerdings zurück: Die Aussagen über die Ehe seiner Eltern hätten sich auf die Geschehnisse vor 30 Jahren bezogen, und er persönlich sei vom Vater nie manipuliert worden.

"Heute sehe ich alles anders: Er hat nie verdeckt versucht, mich in eine Richtung zu drängen." Von Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner musste er sich daraufhin die Frage gefallen lassen, ob er als Psychologe nicht gewusst habe, was manipulativ bedeutet. Als Zeuge stellte sich der 45-jährige Sohn - wie schon zuvor auch seine Schwester - ganz auf die Seite des Vaters.

"Lukas am Klavier nur durchschnittlich begabt"
Weniger schmeichelhaft seine Beurteilung für seinen Neffen Lukas: "Was ich nicht verstanden habe, ist das Tamtam, das man um Lukas gemacht hat. Es war früh zu sehen, dass er am Klavier eigentlich nur durchschnittlich begabt ist."

Die Angeklagten folgten diesen Äußerungen wie immer mit stoischer Miene. Ganz anders, als am Nachmittag dann Gerichtsmedizinerin Edith Dutsch-Bauer über die tödlichen Verletzungen von Renate D. sprach und dabei die Axt und das Messer vorzeigte, mit denen Lukas seine Großmutter getötet hat. Da konnte Leopold D. die Tränen nicht mehr zurückhalten, und auch Lukas, der den Ausführungen mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen gefolgt war, weinte.

Mutter: "Sehr enges Verhältnis zwischen Großvater und Enkel"
Danach kam die Mutter des 19-Jährigen zu Wort. In der Ehe ihrer Eltern sei es stets wichtig gewesen, dass die Fassade aufrecht erhalten bleibe, erklärte sie vor Gericht. Dennoch waren die Seitensprünge des 73-Jährigen und dessen unehelicher Tochter immer ein Thema gewesen. Das Verhältnis des Großvaters zu Lukas bezeichnete die Frau als "sehr eng", was ihr und ihrem Eheman nicht immer behagt habe - jedoch hätten sie dem 19-Jährigen niemals die vom Großvater ermöglichte musikalische Ausbildung bieten können, so die Mutter.

Ein Motiv für den Mord an seiner Großmutter hätte Lukas von sich aus nicht gehabt, beteuerte die Frau. Er habe ihn nur verübt, weil ihn der Großvater angeordnet habe, zeigte sie sich überzeugt. Leopold D. habe damit den 19-Jährigen für immer an sich gebunden. Nach dem Mord soll er bereits Pläne geschmiedet haben, wonach er zu ihm ziehen sollte.

Warten auf freien Platz im Gerichtssaal
Das Interesse an dem Mordprozess ist ungemindert. Die ersten Gerichtskiebitze hatten sich bereits um 7 Uhr vor dem Gerichtseingang postiert, und auch zu Mittag wartete dort noch ein kleines Grüppchen auf einen freien Platz.

Am Mittwoch wird Gerichtspsychiaterin Kastner ihr Gutachten erörtern. Sie hat sowohl Großvater als auch Enkel untersucht und verfolgt seit Beginn des Prozesses die Aussagen von Angeklagten und Zeugen. Ein Urteil wird am Freitag erwartet.

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