Klein, aber fein

Reiche Kultur und ein Stück Geschichte auf Malta

Reisen & Urlaub
30.08.2013 15:32
Malta gehört zu den kleinsten Staaten der Erde, hat aber ziemlich viel zu bieten: reiche Kultur, herrliche Bausubstanz, blaues Meer und nicht zuletzt südliche Sonne bis weit in den Herbst. Kurz: Es ist sehr geeignet, um den Sommer zu verlängern!

Wer sich Malta vom Wasserweg her nähert, erlebt einen der schönsten Naturhäfen der Welt. Der Anblick ist schier grandios, während unser Schiff seinen Anlegeplatz sucht. Der Morgen dämmert bereits, die Sonne lässt die liebevoll renovierten ehemaligen Speicher an der "Waterfront" im sanften Licht erscheinen.

Das Meer vor der bunten Haustür
Verschieden gestrichene Türen zeigten den damals leseunkundigen Matrosen den Weg, wohin die Waren zu liefern waren. Noch ist es still, aber später füllen sich hier die schicken Restaurants mit Leben. Man braucht nur die Gangway überschreiten, schon ist man mittendrin. Keine weiten Wege, auch nicht zum Hotel Phoenicia, das einst das erste Fünf-Sterne-Hotel der Insel war und noch immer einen ganz besonderen, leicht verblichenen britischen Charme versprüht.

Nirgendwo sonst lässt sich ein großer Pool direkt an den gewaltigen Festungsmauern finden, nur ein kurzer Weg durch einen prächtigen Garten ist zurückzulegen. Die Zeit beim Sonnen und Plantschen geht schnell vorüber. Uns zieht es in die Stadt, vor deren Toren wir Quartier genommen haben.

Neues Stadttor in alter Bausubstanz
Wenige Schritte, und wir erreichen über eine Brücke das Stadttor, nunmehr das fünfte, das soeben nach Plänen des italienischen Stararchitekten Renzo Piano umgesetzt wurde und einen Neubau der Briten aus dem Jahre 1964 ersetzt.

Obwohl modern, finde ich es gelungen in die alte Bausubstanz integriert. Genau das Gegenteil denken die Malteser, hören wir am nächsten Tag von unserer Fremdenführerin Dagmar, einer Deutschen, die die Sonne und die Liebe hier vor mehr als zwanzig Jahren sesshaft werden ließ.

Christliches Bollwerk im Mittelmeer
Die Pracht der Macht ist gegenwärtig, genauso wie die reiche Geschichte. Jahrhundertelang war Malta christliches Bollwerk gegen den Islam. Gut 93 Prozent der etwa 400.000 Einwohner zählenden Bevölkerung ist katholisch, Scheidung erst seit Kurzem überhaupt möglich.

Angeblich gibt es so viele Kirchen, wie das Jahr Tage hat. Und das ganze Jahr über finden hier Patronatsfeste zu Ehren verschiedener Schutzpatrone statt. Das erklärt, warum die Stadt festlich geschmückt ist und überall lebensgroße Heiligenfiguren stehen.

Umkämpfte Zuflucht der Johanniter
1530 landeten die Johanniter auf Malta, das ihnen Karl V. als Lehen vermacht hatte. Der Orden suchte eine neue Heimat, nachdem die Türken sie aus Rhodos vertrieben hatten. Und auch hier sind es immer wieder die gefürchteten Osmanen, mit denen es Kämpfe auszutragen gab.

1565 trotzte man erfolgreich der Türkengefahr, doch Großmeister Jean Parisot de la Valette stellte mit Entsetzen fest, wie leicht die feindlichen Kanonen den Ordenssitz Birgu, das heutige Vittoriosa, in Schutt und Asche hätten legen können. Papst Pius IV. schickte Francesco Laparelli da Cortona, einen Schüler des berühmten Michelangelo und einen der besten Festungsbaumeister der damaligen Zeit, zur Unterstützung nach Malta.

Festungen hoch über dem Kreuzfahrthafen
So entstand nach der strengen Geometrie eines Militärlagers Valletta auf dem Monte Sciberras. Die Landzunge überragt das gesamte Hafengebiet, beide Hafenbecken können von dort kontrolliert werden. Besonders empfohlen sei an dieser Stelle ein Abstecher zu den Upper Barrakka Gardens, wo einst die Ritter exerzierten.

Heute erinnern alte Kanonen an die strategische Bedeutung. Der Blick von hier aus über den Grand Harbour mit seinen Befestigungen ist überwältigend. Gegenüber liegt das Fort St. Angelo über der Kulisse der Drei Städte – Birgu (Vittoriosa), L-Isla (Senglea) und Bormla (Cospicua). Auch die "Waterfront" präsentiert sich von hier oben wunderbar zum Fotografieren; meist sieht man dort auch mindestens ein Kreuzfahrtschiff, denn Malta ist ein beliebter Anlaufhafen auf den Routen im Mittelmeer.

Tote Ritter und eindrucksvolle Gemälde
Wer nach Valletta kommt, muss unbedingt auch einen Blick in die Johanneskathedrale werfen, die barocke Prachtentfaltung pur bietet. Der Fußboden strotzt von kostbaren Einlegearbeiten in Marmor. Unter diesen kunstvollen Grabplatten fanden etwa 400 Ritter ihre letzte Ruhestätte.

Im Oratorium ist eines der eindrucksvollsten Gemälde europäischer Malerei, "Die Enthauptung Johannes des Täufers", von Michelangelo da Caravaggio ausgestellt. Nicht minder interessant erscheint ein Besuch des Großmeisterpalastes, der alle anderen Gebäude am Republic Square in den Schatten stellt, wo heute das Parlament tagt, der Präsident Staatsgäste empfängt, aber auch Besichtigungen der Prunkzimmer im Piano Nobile möglich sind.

Deutscher Prinz als Großwildjäger
Prachtvolle Wandteppiche im Gobelinsaal erzählen von den Jagdabenteuern des deutschen Prinzen Moritz von Nassau in Südamerika, Indien und Afrika. Großmeister Perellos ließ die wertvollen Tapisserien im Jahr 1700 in der königlichen Gobelinmanufaktur Ludwigs XIV. herstellen.

Der vollständig erhaltene Satz mit den Szenen der Flora und Fauna aus den tropischen Kolonien ist einmalig in seiner Art, ebenso wie die Präsentation mit den Malereien auf dem Fries, wo berühmte Schlachten des Ordens dargestellt sind. Wer einen guten Überblick über die reiche Geschichte der Insel bekommen möchte, der ist in "Malta 5D", einer spür- und sichtbaren Kinopräsentation, gut aufgehoben. Valletta ist ein Gesamtkunstwerk und zählt auch zum UNESCO-Welterbe.

Köstlicher Fisch bei traumhaftem Ausblick
Besichtigungen machen hungrig – wir nehmen deshalb eines der entzückenden Wassertaxis, Dghajsa genannt, und begeben uns zum Mittagessen stilvoll (und ohne Stau) in die Drei Städte, genauer nach Birgu an die sogenannte Waterfront zu Don Berto, wo köstlicher Fisch genossen werden kann – traumhafter Ausblick inkludiert.

Hier könnte man ewig sitzen, würde nicht noch Mdina im Landesinneren warten. Einst Hauptstadt, thront die "Città Notabile" stolz auf einem Hügelsporn. Sie ist bekannt als die "stille Stadt". Nur wenige Menschen wohnen hier; durchwegs Adelsfamilien, die in Palästen mit stolzen Fassaden residieren. Die Türen bleiben fest verschlossen, die Pracht kann man als Tourist nur erahnen.

Autos haben in den mittelalterlichen Gassen keinen Platz, die müssen vor der Stadtmauer bleiben, was zusätzlich ein Gefühl der Ruhe vermittelt. Nur Pferdekutschen verkehren in der Stadt des Adels, lassen Touristen in dieser besonderen Atmosphäre ihren Gedanken nachhängen – wobei ich mir sicher bin wiederzukommen, mit mehr Zeit, um nicht nur den Hauch der Geschichte zu spüren, sondern auch ein wenig Strandvergnügen am Mittelmeer zu erleben!

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