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Scharfe Kurven: Die krummen OLED-Fernseher kommen

Elektronik
28.08.2013 13:59
Samsung hat am Mittwoch in Wien den Europastart seines krummen OLED-Fernsehers KE55S9C verkündet. Der 55-Zoll-TV bietet Full-HD-Auflösung, 3D- und Smart-TV-Funktionen und überzeugte bei einem ersten Blick auf die Bildqualität mit dem besten TV-Bild, das die Augen des krone.at-Reporters je erblickt haben. Das krumme Ding hat allerdings seinen Preis: 8.000 Euro will Samsung dafür haben. Der zeitgleich in Deutschland gestartete krumme OLED-Fernseher EA9809 von LG (Bild 2) kostet sogar noch tausend Euro mehr.

Neben den erst kürzlich in Österreich gestarteten extrem hochauflösenden 4K-Fernsehern (siehe Infobox) sehen die TV-Hersteller OLED als nächsten großen Trend. Nachdem die selbstleuchtenden organischen Leuchtdioden bereits seit Jahren in Handys ihren Dienst verrichten und Smartphone-User mit sattem Schwarz und leuchtenden Farben erfreuen, gibt es die vielversprechende Bildschirmtechnologie jetzt auch in Groß. Im 55-Zoll-Format, um genau zu sein.

Teurer Spaß: Krumme OLED-TVs gibt's ab 8.000 Euro
Zeitgleich bringen die beiden koreanischen Elektronikriesen LG und Samsung ihre Beiträge zum Thema gekrümmte OLED-Fernseher in Europa auf den Markt. Samsung für 8.000, LG laut deutschen Medienberichten für 9.000 Euro. Für 55-Zoll-Geräte ein mehr als stolzer Preis, der größere Verkaufszahlen vorerst unrealistisch erscheinen lässt. Vonseiten Samsungs, dessen krummen Fernseher krone.at in Wien bereits in Aktion erleben durfte, heißt es, man erwarte rund 500 verkaufte OLED-Fernseher bis Jahresende.

Dass die Geräte technisch auf der Höhe der Zeit sind, versteht sich angesichts des Preises von selbst. Der Samsung KE55S9C bietet Full-HD-Auflösung, verzichtet aber ebenso wie das LG-Pendant vorerst auf 4K-Auflösung. Der Grund: Laut Samsung starte die Herstellung der großen OLED-Panels erst. Weil die Herstellung aufwendig ist, habe man vorerst auf 4K-Panels mit OLED-Technologie verzichtet, weil sie preislich nochmal in einer ganz anderen Liga als das ohnehin schon sehr teure Full-HD-Panel spielen.

Stellt zwei TV-Programme gleichzeitig dar
Bei Samsung ebenfalls an Bord: 3D und Smart-TV-Funktionen. Letztere sind ebenso wie bei den 4K-Flaggschiffen des TV-Weltmarktführers in eine eigene Box ausgelagert, die bei Bedarf gegen Bares durch eine neue ersetzt werden kann – etwa, um neue Anschlüsse nachzurüsten. Eine Funktion, die auf Basis der geschauten Programme Sendungen empfiehlt, ist ebenso an Bord wie die Möglichkeit, gleichzeitig zwei unterschiedliche TV-Programme zu betrachten.

Das funktioniert mithilfe der pro Akkuladung rund zehn Stunden durchhaltenden 3D-Brillen, von denen Samsung dem Gerät zwei Stück beilegt. Die Bilder werden vom TV-Gerät übereinander dargestellt und von den mit Kopfhörern ausgestatteten Brillen so gefiltert, dass jeder Zuseher sein eigenes TV-Programm genießen kann. Das funktioniert laut Samsung etwa auch mit gleichzeitiger Spielkonsolennutzung und TV sowie mit BluRay-Videos und dem TV-Programm. Sogar mit zwei gleichzeitigen 3D-Filmen soll die krumme Mattscheibe klarkommen.

Ersteindruck: Beste derzeit verfügbare Bildqualität
Das TV-Gerät im gebürsteten Alu-Design ist, wie bereits angedeutet, krumm. Die Seiten sind also um einige Zentimeter näher am Zuseher als die Bildmitte. Laut Samsung soll das zweidimensionalen Bildern einen Hauch Dreidimensionalität verleihen. Tatsächlich macht die Krümmung unserer Ansicht nach keinen allzu großen Unterschied, das Bild wäre durch die OLED-Technologie auch bei einem geraden Panel hervorragend gewesen. Zum Problem wird die Krümmung des Gerätes unterdessen bei der Wandmontage, weshalb Samsung empfiehlt, das Gerät stehend zu nutzen.

Was die Bildqualität von Samsungs OLED-TV angeht, ist das Gerät unserer Einschätzung nach über jeden Zweifel erhaben. Sattes Schwarz, wie man es im TV-Bereich sonst nur von Plasmafernsehern kennt, wird durch die OLED-Technologie mit kräftigen, strahlenden Farben kombiniert, die sowohl Plasma als auch LCD in den Schatten stellen. Dass das Gerät keine 4K-, sondern "nur" Full-HD-Auflösung bietet, ist aus unserer Sicht kein Nachteil. 4K-Material gibt's ohnedies noch nicht, zudem bemerkt man die leuchtenden OLED-Farben und das satte Schwarz im Gegensatz zur Ultra-HD-Auflösung auch bei größeren Betrachtungsabständen noch.

Verkaufszahlen und Lebensdauer fraglich
Aber auch, wenn die Bildqualität eines großen OLED-Fernsehers alle anderen derzeit erhältlichen TV-Technologien in den Schatten stellt: Bis die Bildschirmtechnologie am Massenmarkt ankommt, wird es noch eine ganze Weile dauern. 8.000 Euro für einen 55-Zöller sind für den Normalverbraucher schlicht eine astronomisch hohe Summe.

Unklar ist unterdessen auch, wie es um die Langlebigkeit der neuen OLED-Geräte steht. Im Vergleich zu anderen Bildschirmtechnologien gilt OLED als eher kurzlebig. Das mag bei Smartphones, die üblicherweise ohnedies alle zwei Jahre gewechselt werden, nicht weiter ins Gewicht fallen.

Bei einem TV-Koloss mit 55 Zoll zu diesem Preis darf der geneigte Käufer jedoch eine gewisse Langlebigkeit erwarten. Auch wenn Samsung beteuert, dass der OLED-TV keine Probleme mit im Laufe der Zeit nachlassender Bildqualität haben soll, muss sich die Technologie im Langzeiteinsatz erst noch beweisen.

Warten auf den OLED-"Volksfernseher" geht weiter
OLEDs, also organische Leuchtdioden, gelten als Displaytechnologie der Zukunft. Sony hatte bereits vor einigen Jahren einen OLED-Fernseher auf den Markt gebracht, das Gerät hatte aber keinen Erfolg. Kein Wunder: Der Sony-Fernseher kostete bei einer Diagonale von gerade einmal elf Zoll 2.500 Dollar. Man darf gespannt sein, ob es Samsung und LG gelingt, die als kompliziert in der Herstellung bekannte Bildschirmtechnologie so weit zu kommerzialisieren, dass sich irgendwann auch Normalbenutzer ein OLED-Gerät leisten können.

Wünschenswert wäre es. OLED-Displays bieten im Vergleich zu LCD-Panels nicht nur die schönere Farbwiedergabe, sondern gelten auch als stromsparender. Der Verzicht auf eine Hintergrundbeleuchtung – die einzelnen OLED-Pixel sind selbstleuchtend – sorgt einerseits für das satte Schwarz und ermöglicht andererseits besonders dünne Geräte. Dass man OLED-Panels auch in krummer Form bauen kann, ist angesichts dieser Vorteile unserer Meinung nach mehr eine nette Dreingabe als tatsächlich relevant.

Man darf davon ausgehen, dass auf der nächste Woche in Berlin stattfindenden Internationalen Funkausstellung IFA weitere OLED-Fernseher gezeigt werden und auch Samsung und LG ihre Geräte noch einmal der Öffentlichkeit demonstrieren werden.

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