Zweiter Prozesstag

Großmutter-Mord in OÖ: Suche nach Tatmotiven

Österreich
27.08.2013 16:22
Der Prozess um den Mord an einer 68-Jährigen Oberösterreicherin, zu dem ihr Mann den Enkel angestiftet haben soll, ist am Dienstag im Landesgericht Ried mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt worden. Sie beschrieben die Ehe als unauffällig, berichteten aber von Problemen zwischen dem späteren Opfer und dem 72-jährigen Angeklagten. "Am liebsten würd' ich mich scheiden lassen", erinnerte sich der Orgellehrer des 19-jährigen Tatverdächtigen an Worte der Frau aus dem Jahr 2001. "Für mich war diese Ehe eine glückliche", sagte dagegen eine andere Zeugin.

Am zweiten Verhandlungstag ging es deutlich ruhiger zu im Rieder Schwurgerichtssaal. Die beiden Angeklagten waren nur Zuhörer, als mehrere Szenen einer Ehe von 18 Zeugen der Verteidigung aufgerollt wurden. Denn Staatsanwalt Alois Ebner nennt in der Anklage ein klares Motiv, warum der 72-jährige Opa seinen hochbegabten Lieblingsenkel zum Mörder gemacht haben könnte: Der ehemalige Hauptschuldirektor soll demnach die Vorhaltungen seiner Ehefrau wegen Seitensprüngen und einer außerehelichen Tochter leid gewesen sein. Sein Enkel gestand, die Oma erschlagen und erstochen zu haben, während der Opa am Tag der Tat, dem 26. Oktober 2012, an einem Maturatreffen teilnahm.

"Wenn das noch einmal passiert, bin ich weg"
Für die Zeugen war die Tat eigentlich unvorstellbar. Zuerst berichteten alle von einer "harmonischen Beziehung", so auch eine langjährige Bekannte der Eheleute. Auf Nachfrage von Richterin Claudia Lechner musste die Zeugin jedoch einräumen: "Renate hat mir einmal von Leopolds Ausrutscher erzählt, und gesagt: 'Wenn das noch einmal passiert, bin ich weg.'"

Auch ein Lehrerkollege berichtet von zwei Zusammentreffen, bei denen sich das Opfer über die Untreue und vor allem das uneheliche Kind des Gatten beschwert hatte. Die Aussage einer weiteren Lehrkraft überraschte: 2011 habe das Opfer selbst das Gespräch mit der Tochter ihres Mannes gesucht. Auch die Beziehung des mordverdächtigen Enkels zu seinen Großeltern war Thema der Zeugenbefragung. "Lukas war abhängig vom Großvater", meinte ein Befragter. "Er hat den Opa gebraucht, damit dieser ihm sagt, dass er der Größte ist."

"Böse Menschen haben keine Lieder"
Das außergewöhnliche musikalische Talent des Gymnasiasten bestätigte auch sein Klavier- und Orgellehrer, der auch Firmpate des jungen Angeklagten ist. Der Großvater habe dieses Talent gefördert und mit seinen Kontakten als Musiker dessen Karriere begleitet. Deshalb sei es für ihn wenig überraschend gewesen, dass der Großvater den damals 18-Jährigen zur Musikstunde gebracht habe.

Er selbst, so der Organist, sei enttäuscht gewesen, als ihm der junge Bursche im Jahr 2012 mitteilte, dass er anstatt der Künstlerkarriere doch den Lehrberuf anstrebe. Dass sein begabter Schüler ein Mörder ist, kann der Pädagoge noch immer nicht fassen: "Für mich galt immer: Wo man singt, dort lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder."

Enkel und Opa drohen lange Haftstrafen
Der Enkel, der wie der ältere Angeklagte bisher unbescholten ist, gilt strafrechtlich als "junger Erwachsener". Damit besteht für ihn im Fall einer Verurteilung ein gemilderter Strafrahmen von fünf bis 20 Jahren Haft. Dem Mitbeschuldigten drohen zehn bis 20 Jahre oder sogar lebenslange Haft, wenn er des Beitrags zum Mord schuldig gesprochen wird.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Ein Urteil wird für 6. September erwartet.

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