"Krone"-Interview

Sharon Stone über Waffen, Sex und Schönheit

Adabei
24.08.2013 17:00
Je älter, desto besser. Der Hollywoodstar ist wie guter Wein: lieblich, doch kühl. Sharon Stone betritt nicht den Raum, sie erscheint. In diesem Fall von Kopf bis Fuß in Ferragamo. Cocktaildress, High Heels, Tasche, Sonnenbrille. Das Kleid hat überall kleine Reißverschlüsse, die sich öffnen, nichts zeigen und nirgends hinführen. Frau Stone versteht etwas von Couture. Sie versteht viel von Präsentation. Aber das meiste versteht sie vom Business der Eigen-PR.

Auch wenn ihre Starpower längst nicht mehr das ist, was sie einmal war. Nehmen wir ihren neuesten Film "Lovelace". Darin spielt sie die Mutter des "Deep Throat"-Pornostars Linda Lovelace. Das ultimative Blowjob-Movie, doch die 55-Jährige überlässt darin Titeldarstellerin Amanda Seyfried die Sexarbeit. Sie selbst ist in ihrer Rolle fast unkenntlich.

"Krone": Bette Davis sagte einmal, der Mut zur Hässlichkeit unterscheidet die Schauspielerin vom Starlet. In "Lovelace" sind Sie kaum wiederzuerkennen. Besitzen Sie Mut zur Hässlichkeit?
Stone: Die erste Frage, und schon sprechen Sie mein Idol an! Ich habe ihr Foto an der Wand meines Heimkinos und habe sogar meine Katze nach ihr benannt – Miss Davis. Sie hatte sehr viel Mut. Genau wie die anderen Schauspielerinnen, die ich sehr bewundere: Geraldine Page, Jessica Tandy, Helen Hayes, Ava Gardner. Das sind meine Vorbilder. Sie hatten keine Angst, Frauen zu spielen, ihre Weiblichkeit zu zelebrieren. Sie spielten die ganze Palette: attraktive Frauen, unattraktive Frauen, Verrückte, Clevere, Frauen aus der Arbeiterklasse, die kämpfen mussten, und solche aus der Oberschicht, die sich ihre Träume leichter erfüllen können.

"Krone": Sie sagten einmal, dass Sie sich erst in Ihrer Haut wohlfühlten, als Sie eine Frau wurden, dass Sie mit dem jungen Mädchen nichts anfangen konnten. Geht das nicht total gegen alles, was Hollywood macht? Wann bemerkten Sie den Unterschied?
Stone: Ich glaube, dafür muss ich Paul Verhoeven dankbar sein. Er verstand, dass Schönheit nur das Kostüm der Rolle war, die ich in "Basic Instinct" hatte. Er definierte sie nicht über Schönheit und erlaubte mir, innerhalb dieses Kostüms einen interessanten, komplexen Part zu spielen, der halt zufällig attraktiv aussah. Und sie war auch nicht vordergründig eine Lesbe. Sie war eine Psychopathin. Ihre Sexualität wurde durch den Nutzen ihrer Begierden definiert.

"Krone": Hatten Sie je Schwierigkeiten, eine Rolle nicht zu bekommen, weil Sie zu attraktiv waren?
Stone: Nein, im Gegenteil, ich war als junges Mädchen ein Mauerblümchen, trug eine dicke Brille und war darauf getrimmt, gut in der Schule zu sein. Eine Intelligenzbestie, keine Schönheitskönigin. Als ich zu schauspielern begann und keine Rollen bekam, erklärte mir mein Manager, dass ich eben nicht hübsch genug, nicht sexy genug sei. Als es durch "Basic Instinct" auf einmal ins andere Extrem kippte, war ich nur noch dafür berühmt! Und ja, es machte Spaß, plötzlich als schön und sexy zu gelten. Aber als ich dann meinen Werbevertrag mit Dior bekam, stand da drin, dass ich meine Kleidergröße halten musste. Und das ist im mittleren Alter eine Herausforderung!

"Krone": Werden Frauen über 45 jetzt wirklich besser behandelt von Hollywood, wie es in den Branchenblättern heißt?
Stone: Ich habe nie mein Alter verheimlicht oder gelogen. Ich finde das ziemlich idiotisch. Im letzten Jahr habe ich sehr viele supercoole Angebote bekommen, ich kann mich also nicht beschweren.

"Krone": Sie sind ein Österreich-Fan, nicht wahr? Sie waren schon sehr oft hier.
Stone: Gerade erst!

"Krone": Auf Einladung der Glock-Familie. Es wird in den USA sehr viel über strengere Waffengesetze debattiert. Auf welcher Seite stehen Sie?
Stone: Ich bin mit Waffen aufgewachsen. Mein Vater war Jäger. Er erlegte Bären mit Pfeil und Bogen, er schoss unseren Truthahn für Thanksgiving, er schoss Rehe und Hirsche, die wir über den Winter aßen. Ich bin ein Riesenbefürworter von Waffenkontrolle. Ich war eine der Ersten, die nach dem Massaker an der Colombine-Schule meine neun Waffen bei der Polizei abgab. Weil ich so stark für strengere Gesetze bin, finde ich auch, jede Kugel sollte eine Markierung haben, genau wie bei uns jede Suppendose gekennzeichnet ist. Aber – ich bin der Meinung, dass Glock hervorragende Waffen macht, die sie vor allem an Exekutivorgane verkaufen, die zu unserem Schutz da sind.

Als ich noch Pistolen besaß, waren das eine 9mm- und eine 45er-Glock, und die Pistole, die ich in "The Quick And The Dead" hatte, war auch eine Glock. Ich konnte am allerschnellsten ziehen und am allerbesten schießen, weil ich das schon mit fünf Jahren gelernt hatte. Schon damals konnte ich eine Bierflasche aus zehn Metern Entfernung von einem Baumstrunk treffen.

Aber gerade weil ich mich so gut auskenne, plädiere ich so stark für strengere Gesetze.

"Krone": Wo sind Sie jetzt in Ihrem Leben? Wo sehen Sie sich?
Stone: Ich bin präsent. Ich lebe im Moment. Mit Körper, Geist, Seele. Ich bin glücklich und betrachte Glück als eine Disziplin, an der man arbeiten muss. Ich meditiere, ich fühle mich sehr gesund. Ich bin in meiner Mitte.

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(Bild: kmm)



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