Vergessene Schönheit

Nordirland – von der Titanic zum Damm des Riesen

Reisen & Urlaub
03.08.2013 17:00
Von den sanften Hügeln, der schroffen Küste entlang zum spektakulären Damm des Riesen: Nordirland will das Image als Land der ewigen Konflikte hinter sich lassen und begeistert mit atemberaubenden Landschaften und unvergesslichen Eindrücken.

Schaulustige klettern auf Hausdächer, ganz Belfast ist auf den Beinen: Eine Stadt jubelt, als am 31. Mai 1911 um 12 Uhr mittags die "Titanic" in der "Harland & Wolff"-Werft vom Stapel läuft. Das Schicksal des Superdampfers ist bekannt: ein Eisberg, ein Notsignal – der Untergang forderte 1.500 Menschenleben.

Exakt an jener Stelle, an dem das legendäre Schiff einst vom Stapel lief, erzählt heute das Multimedia-Spektakel "Titanic Experience" die tragische Geschichte des Dampfers und seiner Passagiere. Eine Geschichte von Stolz, dramatischen Minuten im Atlantik, von einer lebenden Legende.

Belfasts Titanic-Ausstellung als Besuchermagnet
"800.000 Besucher im ersten Jahr nach der Eröffnung haben all unsere Erwartungen übertroffen", jubelt Alex McGreevy von "Titanic Belfast". Schlechtes Omen hin oder her – im originalgetreuen Nachbau des "Titanic"-Festsaales können Hochzeiten gefeiert werden, im Shop für die "Titanics" gibt's alles – vom "Titanic"-Tee bis zur "Duft-Titanic" fürs Auto. Das alles für ein havariertes Schiff?

"Built by the Irish, sunk by the English", lächeln die Iren. Während das Schiffswrack heute in knapp 4.000 Meter Tiefe am Grund des Nordatlantik liegt, nimmt die brandneu für Besucher geöffnete "SS Nomadic" – einst Zubringerschiff der gesunkenen Legende und einziges bis heute erhaltenes Relikt der "White Starline Flotte" – Interessierte noch einmal mit auf eine Zeitreise.

Junge Iren wollen nichts mehr von Konflikten wissen
Diese führt Nordirland-Besucher unweigerlich in die dunkle Ära des Nordirlandkonfliktes, die "Troubles", wie es die Iren nennen. 2.000 "Murals", teils martialische Malereien auf Hausmauern, zeugen heute noch von der Zeit des Krieges zwischen katholischen Nationalisten und dem Union Jack treuen Protestanten.

Zwar keimen die Spannungen immer wieder auf, vor allem junge Nordiren wollen davon aber nichts mehr wissen. "Abends trinken wir gemeinsam im Pub ein Bier – da spielt es keine Rolle, aus welchem Viertel dein Gegenüber kommt", erzählt einer von ihnen.

Immer mehr wollen das Gemeinsame vor das Trennende stellen und die "Troubles" endlich hinter sich lassen. Es gibt sogar Pläne, die "Peace Walls", die die Streitparteien voneinander trennen, endlich einzureißen. Auch im traditionsreichsten Pub in Belfast, dem "Crown Liquor Saloon", sind die "Troubles" an diesem Abend kein Thema. Die Reise geht weiter Richtung Norden.

Schafe und Wolken in der grünen Weite
Eine atemberaubende Küstenkulisse und ein Farbenspiel ganz in Grün lassen das Drama um die "Titanic" und den Konflikt in der Stadt bald in weite Ferne rücken. Imposante Wolkenformationen werfen ihre Schatten auf die saftigen Wiesen. Neben leuchtend gelben Ginster-Sträuchern und zahllosen Schafen der einzige Kontrast in der grünen Weite.

Nach einem Stopp bei den prächtigen Gärten von Glenarm Castle und dem Glenariff Forest Park im Gebiet der Glens of Antrim geht's zum atemberaubenden "Giant's Causeway" (Bild). Ein Damm, geschaffen vom mächtigen Riesen Finn McCool, so der Mythos.

Eine Laune der Natur, bei der abkühlende Lavaströme Zehntausende sechseckige Basaltsäulen geschaffen haben, behaupten die Geologen. Sagengestalt oder Naturgewalt – das atemberaubende Naturphänomen verlangt jedenfalls geradezu danach, erwandert und entdeckt zu werden. Auf Wagemutige wartet die "Carrick-a-Rede"-Seilbrücke.

Irland ist ein sagenumwobenes Land
Ob Glens, schroffe Felsküste, einsame Inseln oder Märchenlandschaften: Zahllose Mythen und Legenden von Feen, Kobolden und kühnen Helden ranken sich um diese Gegenden. Wie um die "Dark Hedges", eine Allee Hunderte Jahre alter und ineinander verschlungener Buchen-Bäume nahe Ballymoney – durch die hin und wieder eine "Grey Lady" streifen soll.

Zurück in der Realität, führt die Entdeckungsreise nach Londonderry-Derry, "UK Kulturstadt 2013". Im Jahr 1969 kam es hier zu Straßenschlachten, drei Jahre später wurden am "Bloody Sunday" unbewaffnete Demonstranten erschossen. Museen und Ausstellungen erzählen die Geschichten der IRA, der Unruhen. Die Originalschauplätze liegen gleich um die Ecke – auch das ist Nordirland.

Ein Land, das es nunmehr eher als Treffpunkt der G8-Staaten oder als Gastland des Dalai Lama in die Weltnachrichten schafft. Ein Land, das mit seiner unglaublichen landschaftlichen Schönheit und Gastfreundschaft immer mehr Besucher in seinen Bann zieht.

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