HDR-GW66VE

Auf Tauchstation mit Sonys wasserdichter Handycam

Elektronik
03.08.2013 09:00
Da können die Hersteller noch so oft "wasserdicht" draufschreiben – das erste Abtauchen ins kühle Nass mit einem Gadget bedarf stets einer gewissen Überwindung. Nicht anders bei Sonys Handycam HDR-GW66VE. Der "Offroad-Camcorder" der Japaner soll nicht nur Wasser, sondern auch Staub, Schmutz, Stürzen und Minustemperaturen trotzen. krone.at hat es ausprobiert.

"Wasserdicht" scheint derzeit das große Thema bei Sony zu sein. Bei seiner Handycam HDR-GW66VE geht der Hersteller allerdings etwas weiter als zuletzt beispielsweise bei seinen Xperia-Smartphones oder dem dazugehörigen Tablet. Während diese lediglich einer Wassertiefe von bis zu einem Meter trotzen, soll der Sony-Camcorder Tauchgänge von bis zu zehn Metern unbeschadet überstehen. Auch Stöße und Stürze aus bis zu 1,5 Metern Höhe, Staub, Schmutz und frostige Temperaturen bis zu minus zehn Grad Celsius sollen der Videokamera nichts anhaben können.

Kompakter Camcorder mit ergonomischen Schwächen
Erfreulich: Trotz ihrer Robustheit ist die Handycam weder unförmig noch klobig. Im Gegenteil: Mit ihren Abmessungen von 108,5 x 32,5 x 70 mm und einem Gewicht von lediglich 188 Gramm (ohne Akku) ist sie überraschend schmal und handlich. Letzteres könnte Nutzern mit großen Händen allerdings schnell zum Nachteil gedeihen: Wer nicht aufpasst, rutscht mit dem Zeigefinger trotz aufgerauter und damit griffiger Oberfläche an der Vorderseite leicht vor das Objektiv.

Die Auslöser auf der Rückseite – eine Start-/Stopp-Taste für Videos sowie eine dezidierte Taste fürs Fotografieren – erschienen uns im Gegenzug als zu niedrig angebracht. Um sie mit dem Daumen zu erreichen, muss der Griff gelockert und die Kamera weiter unten angefasst werden, was sie wiederum anfälliger für Wackler und Stürze macht.

Ungünstig gelöst erschien uns auch der kreisförmig um den Start-/Stopp-Knopf angelegte Zoom-Schalter: Durch eine kleine Drehung nach rechts sollte er unserem Verständnis nach eigentlich den zehnfach optischen Zoom (Brennweite 29,8 bis 298 mm) aktivieren und hinauszoomen, überraschenderweise verhält es sich jedoch genau andersherum. Das ist gewöhnungsbedürftig. Immerhin: Der Zoom arbeitet schnell und vor allem leise.

Direkt unterhalb der Auslösetasten auf der Rückseite befindet sich ein per Gummidichtung vor Wasser geschütztes Fach, in dem der Akku, die Speicherkarte (Memory Stick Micro bzw. microSD/SDHC/SDXC), eine USB- sowie eine Mini-HDMI-Schnittstelle Platz finden. An der Unterseite befinden sich außerdem ein Stativgewinde sowie ein ausklappbarer Bügel, der der Handycam einen besseren Stand verleiht.

Selbstporträts unter erschwerten Bedingungen
Auf der Vorderseite, direkt unterhalb des mit einer Anfangsblendenöffnung von F/1,8 sehr lichtstarken Objektivs, befindet sich schließlich ein zweiter Aufnahmeknopf. In Zusammenspiel mit dem um 270 Grad nach hinten drehbaren, drei Zoll großen Klapp-Touchdisplay soll er besonders einfach Selbstporträts ermöglichen.

Einziges Manko: Die Aufnahmetaste bietet kaum Widerstand und rastet auch nicht spürbar ein. Gerade unter Wasser, wo die Sicht auf das Display ohnehin eingeschränkt ist, fällt es daher oftmals schwer, abzuschätzen, ob man sich nun bereits selber filmt oder nicht, zumal ein eindeutigerer Hinweis darauf - wie zum Beispiel eine rote Aufnahmeleuchte - fehlt.

Einfach für Einsteiger, umständlich für Fortgeschrittene
Zum Teil gewöhnungsbedürftig ist auch, dass Sony – wohl nicht zuletzt aus Gründen der Wasserdichtheit – das Bedienkonzept auf besagte Aufnahmetasten plus Zoom-Drehschalter beschränkt. Das erleichtert zwar gerade Einsteigern die Bedienung, zwingt im Gegenzug aber all jene, die öfter manuell Veränderungen an den Einstellungen vornehmen wollen, über den Umweg ins Menü. Ein paar dezidierte Tasten für gesonderte Funktionen wären hier wünschenswert gewesen.

Sensibles Touch-Display
Zugutehalten muss man Sony jedoch, dass das Menü klar strukturiert, aufgeräumt und selbsterklärend ist. Auch das Touchdisplay lässt keine Wünsche offen und reagiert selbst in den Ecken zuverlässig auf Eingaben – sogar unter Wasser und wenn es noch nass ist. Aufpassen sollte man allerdings bei zu heftigem Planschen: Im Test kam es vor, dass durch einen Wasserschwall auf das Display plötzlich unfreiwillig die Einstellungen verändert wurden.

Wasserdicht blieb die Handycam im Test jedenfalls, auch wenn es keine zehn, sondern maximal zwei Meter Tiefe waren. Mehrere Stürze auf den Rasen überstand die Videokamera ebenfalls unbeschadet – allerdings mit eingeklapptem Display. Die Sorge, dass dieses im ausgeklappten Zustand in einem ungünstigen Winkel aufschlagen und schlimmstenfalls sogar abbrechen könnte, war dann doch zu groß, obwohl es einen insgesamt sehr soliden und stabilen Eindruck hinterließ.

Lichtstark
Bild- und Tonqualität – getestet wurde überwiegend unter Wasser - wussten schlussendlich ebenfalls zu überzeugen. Sonys mit 20,4 Megapixeln auflösender Exmor-R-Bildsensor sorgte selbst in den schattigen Ecken des Test-Pools für klare und detaillierte Aufnahmen, während der optische Bildstabilisator auch bei einhändigen Schwimmversuchen (die andere Hand musste schließlich die Kamera halten) Wackler weitgehend ausbügelte und für ruhige Aufnahmen sorgte.

Gespeichert werden diese übrigens wahlweise im AVCHD-, MPEG2- oder MP4-Format. Der integrierte Akku leistet dabei laut Sony in voll geladenem Zustand und bei Full-HD-Auflösung bis zu zwei Stunden am Stück seine Arbeit. Mit aktiviertem GPS, über das die Handycam sicherlich zur Freude vieler Outdoor-Fans auch verfügt, dürfte die Laufzeit aber deutlich sinken – ein Zweit-Akku dürfte daher für alle Vielfilmer eine lohnende Investition sein.

Fazit: So viel Spaß beim Testen wie mit Sonys Handycam HDR-GW66VE hatten wir schon lange nicht mehr – was vielleicht jedoch auch daran lag, dass der Test weitgehend unter Wasser stattfand, während darüber die Sonne erbarmungslos brutzelte. Einen zweischneidigen Eindruck hinterließ indes das Bedienkonzept: Zwar kommt die Beschränkung auf einige wenige Tasten Einsteigern zugute, Profis müssen jedoch unnötig "Menü-Meter" zurücklegen. Auch in puncto Ergonomie gibt es unserer Meinung nach noch Verbesserungspotenzial - daher unbedingt vor dem Kauf ausprobieren, ob die Handycam auch tatsächlich "handy" ist. Nichts auszusetzen hatten wir hingegen an der Bild- und Tonqualität. Auch Verarbeitung und Ausstattung des Geräts lassen kaum Wünsche offen. Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von rund 480 Euro ist die Sony-Handycam im Vergleich zu dezidierten Action-Cams, die Ähnliches leisten, allerdings nicht gerade ein Schnäppchen.

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