Wanzen, Laser & Co.

Lauschangriff: So gelangen Spione an geheime Infos

Elektronik
04.07.2013 14:59
In der US-Spionageaffäre geht es längst nicht mehr nur um Datennetze. Auch Berichte über Lauschangriffe des Geheimdiensts NSA auf Botschaften und Einrichtungen der EU sorgen seit Tagen für Aufruhr. Spionen steht für derartige Missionen ein eindrucksvolles Arsenal zur Verfügung - darunter Technik, die mit dem klassischen Hacken von Computernetzwerken gar nichts mehr zu tun hat und direkt aus einem Agentenfilm stammen könnte.

Computer und Bildschirme strahlen elektromagnetische Wellen ab, aus denen sich mit geeigneter Technik selbst aus einer Entfernung von etlichen Metern und durch Wände hindurch Informationen gewinnen lassen. Diese "kompromittierende Abstrahlung", mit der sich unter anderem die Darstellung geheimer Dokumente auf einem Bildschirm rekonstruieren lässt, ist Experten schon seit Jahrzehnten unter dem Schlagwort "Tempest" bekannt.

Inhalt von Flachbildschirmen besonders leicht auszuspähen
Bei modernen LCD-Flachbildschirmen mit DVI- oder HDMI-Schnittstellen ist das Problem nach Angaben des deutschen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) teils sogar noch akuter als bei alten Röhrengeräten.

Selbst die Bauteile im Inneren eines Notebooks sondern demnach verräterische Strahlung ab und dienen so als Einfallstor für Spionage. Auch metallische Kabel und Leitungen leiten diese Wellen dem BSI zufolge wie Antennen weiter - und strahlen sie sogar klarer und weiter ab als die Endgeräte selbst.

Computer lassen sich zwar generell gegen die unerwünschte Abstrahlung abschirmen, bei der Nutzung für geheime Behördenunterlagen gelten gewisse Schutzstandards. Die Sicherung von kompletten Gebäuden aber ist sehr teuer und aufwendig. Die NSA-Zentrale in Ford Meade in den USA etwa verfügt nach Angaben von Experten unter ihrer schwarzen, spiegelnden Außenhaut über eine zweite kupferne Schutzhülle, die elektromagnetische Strahlung stoppt.

Gebäude werden durch Materialschwingungen abgehört
Gespräche in einem Gebäude lassen sich auf verschiedene Arten belauschen. Immer noch im Einsatz ist die klassische Wanze, die sich heimlich in Rauchmeldern oder in Blumentöpfen platzieren lässt. Es gibt allerdings auch ganz andere Möglichkeiten: Sie basieren darauf, dass sich Schall nicht nur durch die Luft überträgt, sondern auch Oberflächen zum Schwingen bringt.

Mit Körperschallmikrofonen lassen sich derartige Vibrationen etwa von einem Nachbarbüro aus über Rohre einer Heizungs- oder Klimaanlage abgreifen und aufzeichnen. Längst bekannt ist auch die Variante, die Schwingungen einer Fensterscheibe mit hochempfindlichen Laserstrahlen abzutasten und so ein Gespräch aus sicherer Entfernung zu belauschen.

Zur Abwehr solcher Angriffe kommen unter anderem Rauschgeneratoren zum Einsatz, die Schallwellen in Räumen überlagern. Gegen das Abtasten per Laser helfen Resonanzmodulatoren, die Glas in Schwingungen versetzen. Der US-Geheimdienstexperte James Bamford berichtete einst, dass das Fenster im Büro des NSA-Chefs aus mehreren Glasschichten bestehe. In dem Zwischenraum werde Musik abgespielt, um Laser zu irritieren.

Zugriff auf sensible Informationen über Telefon oder Fax
In jedem Büro stehen Faxgeräte, Drucker und Telefonanlagen, die sich ebenfalls für Spionagezwecke nutzen lassen. Viele Faxgeräte und Drucker legen Dokumente etwa in internen Pufferspeichern ab, wo sie als "Restinformationen" eine gewisse Zeit abgegriffen werden können. Agenten, die sich etwa als Mitarbeiter von Wartungsfirmen für die häufig nur gemieteten Geräte tarnen, könnten sie ohne weitere technische Mittel rekonstruieren.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Abhörtechnik direkt in die Endgeräte einzubauen oder deren Software für externe Zugriffe zu modifizieren. Telefonanlagen oder Handys können so auch zum Abhören von Räumen genutzt werden.

Durch Fernwartungs-Optionen in modernen Telekommunikationsanlagen ist ein Anzapfen möglich, ohne ein Gebäude zu betreten. So berichtete das Nachrichtenmagazin "Spiegel" erst kürzlich, dass der mutmaßliche Lauschangriff der NSA auf die EU in Brüssel deshalb aufgefallen sei, weil verdächtige Anrufe am Anschluss für die Telefon-Fernwartung eingingen.

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