'Keine Unterstützung'

Veranstalter der Pro-Erdogan-Demo: Wurden privat aktiv

Österreich
25.06.2013 22:39
Bei der Planung der Wiener Großdemonstration zur Unterstützung des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan vergangenen Sonntag haben die Veranstalter laut dem Mitorganisator Abdurrahman Karayazili "weder aus der Türkei, noch von Organisationen in Österreich" Unterstützung erhalten. "Wir sind Jugendliche, die einfach eine Demonstration organisieren wollten", erklärte der 26-jährige Bauingenieur vor Journalisten am Dienstagabend in Anspielung auf Spekulationen über eine Steuerung oder Unterstützung durch türkische Regierungskreise.

Zur Vorbereitung der Demonstration hätten sich demnach rund 100 Einzelpersonen, die zum Teil auch an der ersten Pro-Erdogan-Demo mit rund 400 Teilnehmern am vorangegangenen Sonntag teilgenommen hatten, in thematischen Kleingruppen wie etwa "Medien" oder "Slogans" zusammengefunden. Nach Angaben Karayazilis wurden die zahlreichen, großformatigen Türkei-Flaggen aus verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich ausgeborgt.

Kritik an "sehr einseitiger Berichterstattung"
Mit der Pro-Erdogan-Demonstration wollte man gegen die Berichterstattung in Europa und den USA über die Anti-Regierungs-Demos in der Türkei protestieren: "Uns hat es gestört, dass Erdogan als Diktator bezeichnet und konservativ-islamisch als Gefahr dargestellt wird", so Karayazili. Das sei eine sehr einseitige Berichterstattung.

Erdogan sei schließlich demokratisch gewählt worden - und das türkische Volk könne ihn bei den bevorstehenden Wahlen im Herbst abwählen, wenn es das wolle. Dass die Polizei in Istanbul vor allem zu Beginn der Proteste im Gezi-Park "nicht richtig reagiert" habe, sehe aber auch die Gruppe der Veranstalter so und bedauere die Toten und die Übergriffe.

Die Ordnung und Organisation der über 8.000 Protestierenden am Sonntag in Wien hat aus Sicht Karayazilis deshalb so gut funktioniert, weil die Türkei die "meistbegrünte Politik Europas" betreibe. Deshalb sei etwa niemand über Rasenflächen gegangen. "Ich weiß nicht, warum das so unglaubwürdig klingt, dass Jugendliche so etwas auf die Beine stellen können", sagte Karayazili.

Keine weiteren Aktionen: "Eine Demo reicht"
"Die Demonstration war unsere Idee", beteuerten auch die 19-jährige Elif Berwaucar und die 16-jährige Yasemin Isik, welche die Veranstaltung polizeilich angemeldet hatten. Aus privaten Gründen wollten die beiden jungen Frauen ihre Identität erst nach dem Ende der Kundgebung preisgeben, Genaueres wollten sie dazu jedoch nicht sagen. Von dieser Organisatoren-Gruppe bestehend aus rund 100 Personen seien jedenfalls keine weiteren Pro-Erdogan-Kundgebungen mehr zu erwarten, so Isik. Man sei lediglich für die eine Demonstration zusammengekommen: "Eine Demo reicht."

Erneut Wirbel in der Türkei wegen Polizeigewalt
Indes haben in der Türkei am Dienstagabend Tausende Menschen gegen die Freilassung eines Polizisten demonstriert, der bei heftigen Protesten in Ankara einen Demonstranten erschossen haben soll. In Istanbul zogen die Menschen zum Taksim-Platz, wo die Polizei weiter starke Präsenz zeigte. Demonstrationen gab es auch in mehreren anderen Städten.

Der wegen eines tödlichen Schusses beschuldigte türkische Beamte war am Montag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Das in der Hauptstadt zuständige Gericht habe entschieden, dass der Polizist nach dem Stand der Ermittlungen in Notwehr gefeuert habe, berichteten türkische Medien. Deshalb sei er bis zur Verhandlung auf freien Fuß gesetzt worden.

Die tödlichen Verletzungen des Demonstranten Ethem Sarisülük sind auf einem Video dokumentiert. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Polizist in Ankara auf einen am Boden liegenden Demonstranten eintritt und dann in ein Handgemenge mit Steine werfenden Demonstranten zu geraten droht. Daraufhin feuert er aus seiner Waffe und rennt mit aufgesetztem Helm und dem im Gürtel hängenden Gummiknüppel weg.

Polizist: "Ich hatte Angst, dass sie mich lynchen"
Dem Demonstranten war in den Kopf geschossen worden. Er lag mehrere Tage in einem Krankenhaus und wurde dann für hirntot erklärt. In der Türkei hatte es heftige Kritik daran gegeben, dass die Polizeiführung die Identität des mutmaßlichen Schützen zunächst nicht preisgeben wollte. Die Demonstranten hätten ihn attackiert, zitierte die Zeitung "Hürriyet" den Polizisten. "Sie nahmen meinen Helm und meinen Knüppel. Sie griffen mich an und traten mich. Ich hatte Angst, dass sie mich lynchen. Um mich zu schützen, feuerte ich in die Luft."

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