Nach Wolkenbruch

OÖ: Historischer Ortskern von Hallstatt vermurt

Österreich
19.06.2013 10:09
Ein heftiges Unwetter hat am Dienstagabend eine Mure verursacht, die den historischen Ortskern von Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut verwüstete. Nach einem Wolkenbruch war der Mühlbach über die Ufer getreten. Mehrere Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, Katastrophenalarm wurde ausgerufen. Allein der Schaden an der Infrastruktur belaufe sich laut LH-Stv. Josef Ackerl auf rund eine Million Euro.

Zuerst habe es am Dienstagabend ein heftiges Gewitter gegeben, schilderte Alexander Scheutz, Bürgermeister des kleinen Ortes Hallstatt, der im Jahr 1997 zusammen mit der Region Dachstein/Salzkammergut zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden war. "Es ist über Hallstatt gehangen und hat sich immer wieder gedreht. Der Regen hat nicht aufgehört", sagte das Gemeindeoberhaupt. Plötzlich seien Bäche an Stellen herausgekommen, wo dies noch nie der Fall gewesen sei.

Besonders dramatische Folgen hatte die Verklausung des Mühlbachs: Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen bahnten sich ihren Weg mitten durch das Ortszentrum. Der Marktplatz und etwa 30 Gebäude mit rund 150 Bewohnern sind betroffen. Aus dem Hotel "Grüner Baum" mussten rund 30 Gäste evakuiert werden. Der Strom floss auch am Mittwoch noch durch das Gasthaus "Seewirt".

Alle verfügbaren Kräfte im Einsatz
Die freiwillige Feuerwehr Hallstatt stand am Mittwochvormittag mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Allerdings gibt es in dem kleinen Ort nur etwa zwei Dutzend Helfer. Deshalb kam Unterstützung aus den benachbarten Orten Obertraun und Bad Goisern, insgesamt um die 50 Mann. Zusätzlich waren aus der Umgebung spontan freiwillige Helfer angereist. Etwa 100 Personen - Feuerwehrleute, Freiwillige aus der Bevölkerung und Schüler der Holzfachschule Hallstatt - waren mit Schaufeln, Baggern und Kehren beschäftigt. Scheutz ist dankbar: "Wir können jetzt jede helfende Hand brauchen."

Das Bundesheer half mit mehreren Großgeräten, die Bagger und Kipper stellte das Panzerstabsbataillon 4 aus Linz-Ebelsberg zur Verfügung. Auch ein Offizier der Pioniere sei zur Erkundung der Lage nach Hallstatt gefahren, teilte das Bundesheer mit. Rund 100 Soldaten werden helfend zur Stelle sein.

"Alles muss händisch gemacht werden"
Zuallererst müsse nun versucht werden, die Verklausung des Mühlbaches zu beseitigen, damit er nicht mehr durch den Ort fließt. Allerdings sei das Gelände sehr eng. Damit sei ein Einsatz von schwerem Gerät nicht möglich, analysierte der Bürgermeister: "Das muss alles händisch gemacht werden."

Nicht weit von Hallstatt sind auch auf die Pass-Gschütt-Bundesstraße im Gemeindegebiet von Gosau zwei Muren beziehungsweise Steinlawinen abgegangen. Die Straße wurde dabei auf einer Länge von etwa 80 Metern teilweise bis zu vier Meter hoch verschüttet. Sie musste gesperrt werden. Gosau kann vorerst nur über Salzburg erreicht werden. Ortskundige Autofahrer wurden von der Polizei gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren.

Etwaige Zerstörungen "langfristig beobachten"
So verheerend die Auswirkungen der Mure auf den historischen Ortskern Hallstatts derzeit auch sein mögen - unmittelbare Folgen auf den Status als UNESCO-Weltkulturerbe scheint sie nicht zu haben. Wie Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Österreichischen UNESCO-Kommission, betonte, werde man etwaige Zerstörungen "langfristig beobachten". In der derzeitigen Krisensituation sei dies aber ohnehin zweitrangig.

Der Name Hallstatt steht heute weltweit nicht nur für eine historische Epoche, der 1.000-Einwohner-Ort und die gesamte Region geben auch Zeugnis von nicht weniger als 4.500 Jahren Geschichte im europäischen Raum - und alles drehte sich ums Salz. Die Popularität trieb auch recht sonderbare Blüten - in China wurde im Vorjahr eine maßstabsgetreue Kopie Hallstatts eröffnet.

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