Nova Rock, Tag 2

Star-Rocker Kiss: Von langen Zungen und alten Tophits

Musik
16.06.2013 12:38
Es gab mehr Wolken, trotzdem blieb es trocken und sommerlich heiß. Auch am zweiten Tag des Nova-Rock-Festivals gab es für die zahlreichen Fans wieder eine Wagenladung Musikgeschichte zu bestaunen. Vor allem die Hard-Rock-Urgesteine Kiss wussten am Samstag mit einem wahren Show-Furioso aufzuwarten.
(Bild: kmm)

Rammstein hatten am ersten Tag schon kräftig vorgelegt, doch die Pyromanie wurde von den kultigen Kiss auf die Spitze getrieben. Allein schon die Menge an Feuerwerkskörpern, die Gene Simmons und Konsorten nach dem Auftritt gen Himmel pulverten, hätten die Silvesterfeierlichkeiten einer Kleinstadt verblassen lassen. Zudem kamen die US-Amerikaner mit einer brandneuen Bühnenkonstruktion im Stile einer mechanischen Spinne auf das Nova Rock und griffen ganz tief in ihre reichhaltige Hit-Kiste.

Bunter Streifzug
Die Ankündigung, sich vorwiegend auf alte Hits zu konzentrieren, haben Kiss im Großen und Ganzen wahr gemacht. Der bunte Streifzug durch die 40-jährige Bandgeschichte beinhaltete Songs aus allen Epochen. Da reihte sich ein "Shout It Oud Loud" an den "Psycho Circus" oder schummelte sich das alte "Deuce" vor das relativ neue "Say Yeah". Trotz ihrer Wichtigkeit für die Rockgeschichte sind die Songs bei Kiss eher zweitrangig.

Im Vordergrund stehen die Show und die Protagonisten an sich – in diesen Bereichen kann den New Yorkern niemand etwas vormachen. Da stört es auch nicht, wenn "Starchild" Paul Stanley wieder mal so manchen Einsatz und Ton verfehlt oder Teufelszunge Gene Simmons das Festivalpublikum über die gesamte Show hinweg mit "Vienna"-Schreien animiert. Letzterer durfte übrigens seinen Kumpel Frank Stronach am Festivalgelände begrüßen.

Perfektes Showerlebnis
Nach "War Machine" wurde Feuer gespuckt, bei "God Of Thunder" wurde Simmons auf die Oberkonstruktion der Bühne gehoben, und im hochklassigen "Love Gun" segelte Paul Stanley über das Publikum hinweg. "Lick It Up", "I Love It Loud" oder "Rock And Roll All Nite" bewiesen schon vor dem Zugabenblock, dass die alten Hadern halt noch immer am besten ziehen. Da können die Herren noch so viel Feuer verpulvern – an die Qualität von früher kommen die aktuellen Kompositionen einfach nicht heran. Die feurige Show mit Konfettiregen und phänomenalen Hebebühnen war trotzdem über alle Zweifel erhaben, und der ewig in der zweiten Reihe stehende Gitarrist Tommy Thayer bewies eindrucksvoll, dass er das musikalische Rückgrat der Band ist.

Auf der "Blue Stage" ging der Nachmittag vor dem Kiss-Gig noch viel härter vonstatten. Da war der finnische Co-Headliner HIM rund um seinen charismatischen und gewohnt elfenhaft-blassen Frontmann Ville Valo noch die mildere Variante. Für Staubwolken und reihenweise Moshpits sorgte die australische Metalcore-Band Parkway Drive, bei der neben knallharten Riffs und viel Bewegung vor allem Sänger Winston McCalls ehrliche Freude über die gute Stimmung im Publikum auffiel. Cradle-Of-Filth-Frontmann Dani Filth motivierte sich angesichts des überschaubaren Publikums mit Galgenhumor.

Schwere Technikprobleme
Die schwedischen Viking-Death-Metaller Amon Amarth wiederum riefen zum Methörner-in-die-Luft-strecken und untermalten diese Aufforderung mit melodischen und nahezu fehlerlos gespielten Metalsongs. Von gutem Sound und funktionierender Technik war vor allem bei Dragonforce nichts zu sehen. Sänger Marc Hudson mühte sich auf der Bühne eine Zeit lang umsonst ab, da das Mikrofon ausgeschaltet war. Gelungen präsentierten sich die heimischen Acts auf der "Red Bull Brandwagen Stage". Soulstimme Saint Lu überzeugte in der Nachmittagssonne, und die Beisl-Rocker von Alkbottle versammelten eine rekordverdächtige Publikumsmenge vor der Bühne.

Kontrast auf der "Red Stage"
Deutlich entspannter verlief der Tag auf der "Red Stage", wo statt harter Metalsalven alternativere Tracks durch die Boxen rauschten. Bosse, IAMX und Bauchklang sorgten für gemütliches Sommerfeeling, bevor die walisischen Brit-Rocker Stereophonics ein auf das Nova-Rock-Publikum zugeschnittenes, härteres Set im Gepäck hatten. Mit den eher ruhigen Tracks des deutschen Reggae-Künstlers Gentleman verschwanden auch die letzten Sonnenstrahlen, bevor das deutsche Elektro-Pop-Kollektiv Deichkind einmal mehr für grenzenlosen Spaß sorgen konnte.

Am Sonntag gibt es noch einmal eine gewaltige Band-Schlussoffensive für das Nova Rock. Mit den Kings Of Leon, Biffy Clyro, Paramore und den Sportfreunden Stiller wird vor allem die Alternative-Klientel angesprochen – die harte Kost gibt es diesmal auf der "Red Stage". Neben den dänischen Elvis-Metallern von Volbeat, sollten vor allem Korn, Bullet For My Valentine und Papa Roach für Jubel sorgen. Tageskarten für das Nova-Rock-Finish sind am Festivalgelände erhältlich.

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