Wir gratulieren!

Catch-Ikone “Big Otto” Wanz feiert seinen 70er

Sport
13.06.2013 09:30
Österreichs ehemaliges Wrestling-Aushängeschild "Big Otto" Wanz feiert seinen 70. Geburtstag. Lesen Sie im Folgenden eine Hommage von "Steirerkrone"-Redakteur Werner Kopacka auf einen Ausnahme-Catcher aus Graz, der in die Welt hinauszog ist und kiloweise Karriere machte.

Er ist eine Grazer Ikone. Was heißt Grazer, der Otto Wanz ist eine steirische, nein - eine österreichische Ikone. Jeder in der Republik kennt ihn. Ein Händedruck von ihm zählt bei uns für viele mehr, als einer vom Bundespräsidenten. Da steht vielleicht nur der Körperkontakt mit einer anderen Steirer-Ikone drüber. Aber mit dem Arnold Schwarzenegger verbindet den Ottl - pardon: "Big Otto" - ja auch eine gemeinsame Vergangenheit. Damals, in den jungen Jahren, haben beide nebeneinander Steirerschweiß vergossen, um Kraft für große Aufgaben zu sammeln.

178 Kilo Kampfgewicht
Der Grund für diese Geschichte ist ein Datum: der 13. Juni, an dem Herr Wanz seinen 70. Geburtstag feiert. Unglaublich, er ist wirklich schon so alt. Das Alter - so sagt man ja - sei nur eine Ziffer auf der Geburtsurkunde. Wie alt man wirklich sei, bestimme der Kopf. Na ja, der Körper hat auch noch ein Wörtl mitzureden. Beim Otto sind's zwar nicht mehr ganz die 178 Kilo - sein einstiges Kampfgewicht -, aber ein bissl was müssen seine Haxn schon noch durch die Gegend schleppen. Es sind immer noch berühmte Kilos - und es ist immer noch jener Muskelapparat, der früher die Massen zum Toben gebracht hat.

Umjubelte Stadtfest-Auftritte
"Erinnerst du dich noch an die früheren Grazer Stadtfeste?", hat unser Fotograf Christian Jauschowetz gesagt, als ich ihn gebeten hatte, für diese Geschichte in seinem Archiv zu kramen. "Da haben internationale Superstars auf der Hauptplatzbühne die Sau rausgelassen, in Wahrheit hat die Masse aber nur auf eines gewartet, auf den Höhepunkt: den Ottl und seinen Catch-Kampf. Da haben sie dann gebrüllt und getobt und der Ottl war Graz und die Steiermark und der Ottl hat die Welt verprügelt!" Stimmt, so war's damals wirklich.

"Strongman" und "Minigiants"
Er war immer einer von uns, er war für uns aber auch die große Welt. Wenn sie ihn heute in Graz auf der Straße sehen, dann ist er es für seine Fans immer noch. Obwohl Herr Wanz längst keine Bösewichte mehr auf die Matte knallt. Jetzt unterstützt er seinen Sohn Michi (ein Abziehbildl des jungen Ottls - siehe weitere Fotos oben) bei der Veranstaltung von "Strongman"-Wettbewerben, bei denen die Stärksten der Welt ermittelt werden, und jenen der "Minigiants", bei denen Kindern spielerisch die Lust am Umgang mit der Muskelkraft vermittelt wird. Gute Sachen.

"Bauernbua", Ministrant und Mechaniker
Es wird zum 70er viele Gratulanten geben, aber der Ottl wird wohl auch Zeit finden, ein bissl zurückzudenken: an seine Jugend in Nestelbach, Papa Albin, der leider sehr früh verstorben war, Mama Theresia und Bruder Albin, der zwei Jahre älter ist als er. Es waren harte Zeiten. Die Mutter musste sich mit zwei Buben und einem kleinen Bauernhof durchschlagen. "Wir sind streng, aber gerecht erzogen worden", sagt Otto. Auch das erinnert ein bissl an die Schwarzenegger-Jugend. Der stets brave Bruder Albin (hat nie Sport betrieben) wurde Kaufmann, Otto hatte hingegen schon sehr früh das Abenteuer gesucht. Er war zwar ein Ministrant, aber ein ganz Braver war er nie.

Boxkarriere und Heirat
Die Mechaniker-Lehre erledigte er mit der anerzogenen Disziplin, aber mit innerem Widerwillen. Den Beruf hat er nie ausgeübt, seine Autos wurden später stets von Fachkräften gewartet. Aus dem Otto Wanz wurde ein Boxer. Der Klub hieß BC Heros Graz - und sein Aushängeschild Wanz gewann von 120 Kämpfen etwa 105. Der Mann gefiel einer stadtbekannten Schönheit namens Margarete Prattes, und trotz des Widerstandes ihrer Familie - betuchte Kaufleute - gab sie dem Boxer das Jawort. Sohn Michi und Tochter Ines machten aus dem Paar bald eine Familie.

Gastronom mit Vorliebe für Wiener Kaffeehauskultur
In dieser Zeit wurden die "Wanze" zu einer stadtbekannten Gastro-Familie. Ihr Café Glacis war der Inbegriff gediegener Wiener Kaffeehauskultur. Hier trafen sich Schachspieler und Bridgerunden, es wurde Billard gespielt und viel diskutiert. Vor allem wurde das "Wanz" aber zum Treffpunkt der multikulturellen Studentenschar aus Griechenland, Ägypten, Persien und anderen Ländern, die damals die Stadt Graz als Bildungsort entdeckt hatten.

Erster Ringkampf 1969: "Ali Baba" ausgeknockt
Otto wurde - man kann ja nicht immer im Kaffeehaus herumsitzen - zum Amateurringer. Seine große Stunde schlug im Jahre 1969, als erstmals die Berufsringer nach Graz kamen und einen Lokalmatador suchten, um mehr Publikum anzulocken. Ottl stieg unter dem Jubel der Massen gegen "Ali Baba" in den Ring und schlug den Bösewicht am Ende mit einem gelernten Box-Haken k. o. Das bescherte ihm zwar die Disqualifikation, aber Graz hatten einen neuen Helden.

Weltmeister, Europameister, Telefonbuch-Hasser
Was dann folgte, weiß man ja. "Big Otto" machte Wrestling-Weltkarriere. Er kämpfte gegen die Großen dieses Metiers und wurde nach dem Sieg gegen Nick Bockwinkel in Minnesota (USA) als erster Europäer Weltmeister der AWA (American Wrestling Association). Allein diesen Titel verteidigte er mehr als 30 Mal, drei Mal stand er als Telefonbuch-Zerreißer im Guinness-Rekordbuch, dazu gab's auch mehrere EM-Titel.

Detaillierte Infos zu Otto Wanz' Wrestling-Karriere finden Sie hier.

Bühnenausflüge, Promotor, Familienmensch
Alle wollten ihn damals. Mit Uschi Glas und Roy Black stand Herr Wanz in "Hilfe, ich liebe Zwillinge" vor der Kamera und in Graz und der Wiener Josefstadt testete er als Schauspieler die Haltbarkeit der dortigen Bühnenbretter. Irgendwann ließ er seine Kampf-Karriere dann ausklingen und wurde erfolgreicher Promotor. Das ist er zum Teil auch heute noch. Hauptsächlich genießt der Otto aber mit Lebensgefährtin Ludmilla und Haushund "Butch" die Ruhe in seinem geliebten Nestelbach. "Dreimal pro Woche fahr' ich ins Büro, der Rest ist Qualitätszeit mit der Familie und dem Hund."

Lieber Otto, wir danken dir für die unzähligen schönen Geschichten, die du uns geliefert hast, und wünschen dir Gesundheit und Zufriedenheit bis ins hohe Alter.

Steckbrief

  • geboren am 13.6.1943
  • Sternzeichen: Zwilling
  • Familie: Lebensgefährtin Ludmilla, Tochter Ines, Sohn Michi, Schwiegertochter Andrea, Enkerl Nina
  • Hobbys: Lesen und der Hund "Butch"
  • Lieblingsessen: Ribeye-Steak mit Salat
  • Lieblingsgetränk: Mineralwasser
  • Lieblingsbuch: Alle Mafia-Geschichten
  • Lieblingsfilm: "Der Pate"
  • Lieblingsmusik: Elvis Presley und sonstiger Rock'n'Roll
  • Traumreise: War schon fast überall, will jetzt eigentlich nur daheim bleiben
  • Das freut mich: Ein schöner Tag mit der Familie und mit guten Freunden
  • Das ärgert mich: Verlogenheit und Unpünktlichkeit
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(Bild: KMM)



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