Echtes Abenteuer

Sultanat Oman: Land der Wüsten und der Küsten

Reisen & Urlaub
01.06.2013 17:00
Das Sultanat Oman ist die Wohlfühl-Oase in der arabischen Welt. Die Menschen werden bald zu Freunden, man erlebt echte Wüsten-Abenteuer, und dann kann man sich am tiefblauen Meer entspannen.

Eine kleine Abkürzung sollte es sein. Zehn Minuten Rumpelfahrt, dann würden wir wieder auf die Piste treffen, hatten sie gesagt. Drei Geländeautos, drei Fahrer, drei Walkie-Talkies, aus denen hektisches Arabisch quillt. "Don't worry", sagt Mustafa, der unseren Toyota Land Cruiser steuert. Von einem Hügel auf den anderen.

Jeder ist etwa einen Meter hoch und einen Meter vom anderen entfernt. "Reifenpanne, Achsbruch, Totalschaden", denkt man, wenn man zwischen Hochschleudern und Niederplumpsen Zeit dafür hat. Sandberge und dürres Gewächs. Bis zum Horizont. Und von dem ist man ja umzingelt. Man kann in alle Richtungen schauen und sieht überall Wüste.

Ein Wüstenstaat, so groß wie Deutschland
Oman ist so groß wie Deutschland und besteht zum Großteil aus unserer jetzigen Umgebung. Wir haben in den vergangenen Tagen viel Schöneres gesehen, stimmt. Die Wüste hat aber auch ihre Reize. Stimmt. Aber jetzt wollen wir raus. Schluss mit dem Rumpeln. Das ungeplante Abenteuer dauert zwei Stunden lang. Mustafa tut so, als gehöre es zu unserer Tour. "Desert", sagt er und lacht laut. "So much desert!" Wie wahr.

Dann ist es plötzlich da, das Meer. Zunächst ist es nur der untere, türkisfarbene Teil des tiefblauen Himmels, der über dem Wüstenhorizont steht. Dann – nach vielen weiteren Rumplern – kann man die Linie erkennen, die Himmel und Wasser trennt. "Mein Gott", jubeln alle via Walkie-Talkie in ihren Sprachen, "ist das schön. Das Meer! Endlich!" Dann ziehen wir die Schuhe aus und waten in die angenehm warmen Wellen, mit denen die Arabische See die Küste Omans beleckt.

Nicht nur Wüste, auch viel Meer
Oman ist eben nicht nur Wüste – Oman ist auch sehr viel Meer. Auf einer Länge von 1.700 Kilometern treffen sich hier Land und Ozean. Da ist meistens nur Natur. Kein Haus, keine Leute. "Wenn du wieder einmal in mein Land kommst", sagt Mustafa, längst vom "Guide" zum Freund geworden (er nennt mich Abu = Vater, ich ihn Ibn = Sohn), dann packen wir ein Zelt ein und fahren die Küste runter bis Jemen. "Nur du und ich, okay?" Klingt verlockend. Nach echtem, hartem Abenteuer. Aber auch das, was man uns jetzt hier bietet, hat zumindest einen Hauch davon.

Was haben wir bisher alles erlebt? Dass der Koffer zwar in Muskat, aber nicht auf dem richtigen Förderband war, hat den äußerst komfortablen Sechseinhalbstundenflug von München mit der Oman Air nur kurz getrübt. Am nächsten Morgen war das Gepäckstück da. Irgendwie hat das Koffererlebnis bereits die Verlangsamung der Zeit eingeläutet, die uns von nun an begleiten würde. "No problem", wie Mustafa stets zu sagen pflegt.

Prächtige Bauten zieren das Sultanat
Zunächst zeigte man uns, welche Denkmäler sich der von allen Omanis verehrte Herrscher des Landes, Sultan Qaboos Al Said, gesetzt hat. Die mächtige Moschee und das neue Opernhaus, das eines der modernsten der Welt ist. In beiden hängen mächtige Kristallluster von den Decken, die von der österreichischen Firma Swarowski geliefert wurden. Auch beim Bau der neuen Autobahnen, die sich kreuz und quer durch das Land ziehen, ist Know-how aus unserem Land eingesetzt worden.

Das alte Oman, die engen Gassen, die rissigen Lehmmauern, die laut feilschenden Händler erlebt man nur selten. Der Sultan hat den Ölreichtum des Landes zu dessen Erneuerung eingesetzt. Nicht so protzig wie mancher Nachbar, aber doch klar sichtbar.

Das mit dem Tourismus als Haupteinnahmequelle nach dem Versiegen der Ölquellen wird auch hier einmal stattfinden, zurzeit ist es noch in der Anfangsphase. Es gibt zwar immer mehr Hotels im Land, aber die wirklich guten sind auch wirklich teuer.

Eine Küste voll Natur, Luxus und Romantik
Am Ende unserer Oman-Entdeckungsreise hat man uns in Muskat auf ein Wassertaxi verfrachtet, und das hat uns eine Stunde lang die Küste entlang nach Süden geschippert. Vorbei an schroffen, kahlen Bergen, die erst am Wasser aufhören, vorbei an versteckten Buchten, bei deren Anblick man sich wünscht, jetzt dort ganz allein mit der Liebe seines Lebens in Romantik pur schwelgen zu dürfen, vorbei an den echten Luxushotels, wie dem Al Bustan Palace, das keinen Vergleich mit den allerbesten Quartieren dieser Welt scheuen muss, oder dem nagelneuen Shangri-La.

Oman hat's. Auch den Luxus. Hier wird mit der Marke Amouage das teuerste Parfum der Welt erzeugt – es duftet natürlich hervorragend, aber die Normalnase kann die 200 Euro Unterschied zwischen dieser und einer anderen Duftmarke wohl kaum erschnuppern.

Rosenöl ist weniger zu empfehlen. Man zeigt dem Oman-Gast gerne, wie es gemacht wird. Vom Rosenfeld bei der Moschee über den düsteren Koch- und Destillierbereich bis zur Flasche.

Rosenöl: Das Allheilmittel des Oman
"Meine Mutter verwendet es zum Kochen und verteilt ein paar Tropfen davon im Raum, bevor Gäste kommen", sagt Mustafa. Auch bei körperlichen Beschwerden soll es helfen. Ich habe eine Flasche davon um zwölf Euro gekauft, weil ich es für das omanische Allheil- und auch Sonstwas-Mittel gehalten habe. Und: Wenn's sonst nix bringt, dann verbreitet es zumindest angenehmen Geruch im Raum.

Letzteres stimmt auf jeden Fall nicht. Das Zeug riecht nur nach Rauch und sonst nach nichts. Wir werden es aus diesem Grund auch dem Essen nicht beimengen. Meine Frau hat es auf ihr lädiertes Knie geschmiert. So richtig geholfen hat es auch dort nicht. Aber der Besuch bei den Erzeugern hat zu sehr schönen Fotomotiven geführt. So richtig uriges Oman, nicht das ölreich-neue.

Märkte voller Waffen
In den Souqs, den Märkten, in deren Verkaufsständen man vielen Indern und Pakistanis, aber kaum Einheimischen begegnet, gibt's fast alles, auch echte Handwerksware aus dem arabischen Teil der Welt. Überall werden Waffen angeboten.

Die meisten Flinten sehen so alt aus wie jene, die man zuvor im Museum gesehen hat. Dazu sieht man überall die Krummdolche, die auch jetzt noch zur omanischen Festtagskleidung gehören. Wer sich fein anzieht, schnallt sich einen davon an einem möglichst feinen Gürtel um die Mitte.

Tüchtige Händler statt wilde Kämpfer
Dabei waren die Omanis im Laufe ihrer Geschichte eher tüchtige Händler als wilde Kämpfer. Mit ihren Daus, geräumigen Segelschiffen, die man übrigens auch heute noch baut, haben sie die Handelsrouten entlang der afrikanischen Ostküste – darunter das von ihnen lange regierte Sansibar – beherrscht (auch die Märchengestalt Sindbad der Seefahrer ist ein Omani).

Portugiesen und Briten waren hier keine Kolonialherren, sondern Beschützer und Handelspartner. Die Briten haben ihre Sprache hinterlassen, die von den meisten Omanis beherrscht wird und dem ausländischen Gast den Weg zu allen möglichen Informationen erleichtert.

Sommerhitze im Oman nur schwer erträglich
Eine ganze Woche lang hat uns Mustafa durch sein Land geführt. Da waren mächtige Festungen dabei, für deren Bau ängstliche Herrscher damals die Armen im Lande gequält hatten. Angegriffen wurden sie nie. Genutzt haben ihnen die dicken Mauern aber ganz sicher als Spender kühlenden Schattens. Denn es ist heiß in Oman. Im Sommer ist die Hitze sogar für Einheimische kaum erträglich. Unser Frühling, Herbst und Winter sind die Reisemonate.

Eines der schönsten Erlebnisse hat uns Mustafa mitten in der Wüste beschert. Im Wadi Bani Khaled, einem von gelbfarbenen Felsbrocken umsäumten Tal, konnten wir in bis zu zehn Meter tiefen Tümpeln schwimmen. Bizarr. Ringsum kahle Wüste, hier herrlich kühlendes Wasser.

Neuer Luxus und billige Benzinpreise
Im Sifawy Boutique Hotel sind wir kurz vor der Abreise der touristischen Zukunft Omans begegnet. Die von einem Designer gestaltete Herberge ist das Kernstück einer neuen Stadt, die gerade an der Küste aus dem Boden gestampft wird. Die Marina, in der jeder Bewohner seine Jacht gratis andocken darf, den Golfplatz und anderes gibt's bereits.

Wer sich hier ansiedelt (Wohnungen mit zwei Schlafzimmern kosten etwa 200.000 Euro), lebufenthaltsrecht auf Lebenszeit. Noch ein Oman-Zuckerl: Für Benzin zahlt man 30 Cent pro Liter und der Toyota Land Cruiser, mit dem wir unterwegs waren, kostet (Neupreis) 18.000 Euro.

Und natürlich riecht hier alles nach Weihrauch. In jeder Hotellobby und auch sonst recht oft erschnuppert man den Duft, der an die Heiligen Drei Könige erinnert. Die sind ja auch aus dieser Gegend gekommen, oder? Man hat uns die dicken Harztropfen gezeigt, die an den Bäumen hängen und vor allem früher wertvolle Handelsware waren.

Land und Leute wissen zu verzaubern
Es war ja eine Schnupperreise. Aber Mustafa hat uns abseits vom Weihrauch auch sehr viel von seinem Land gezeigt. Wir waren in Beduinenzelten und haben dort Ziegenfleisch gegessen, das im Erdofen gegart wurde (nicht jedermanns Sache), haben mitten in der Wüste im Fünfstern-"Desert Nights Camp" unerwarteten Luxus genossen, bevor uns die Guides beim "Dune Bashing" die Grausbirnen aufsteigen ließen.

Dabei jagen sie die treuen Allradgefährte gnadenlos über die bis zu 300 Meter hohen, goldfarbenen Sandberge. Ein bissl erinnert's an Tiefschneefahren auf vier Rädern. Wer will, kann das Dünen-Abenteuer aber natürlich auch viel gemütlicher angehen. Auf dem Rücken der Dromedare, der traditionellen "Wüstenschiffe". Vielleicht mach ich das später einmal. Wenn ich mit Mustafa das ganze lange Wüstenland entlang bis zur Grenze von Jemen fahre.

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