"Gedruckte" Häuser

3D-Drucker bei Architekten und Künstlern beliebt

Elektronik
21.05.2013 13:47
Als Burlesque-Model Dita von Teese den Raum betrat, wirkte sie wie aus einer anderen Welt. "Ein Reporter sagte: 'Das sieht aus wie ein Computerspiel' - und er hatte recht", erinnert sich Francis Bitonti. Es war ein Kleid aus Nylon, versehen mit unzähligen schwarzen Maschen und 12.000 Swarovski-Steinen, das diesen Eindruck erweckte. Der New Yorker Architekt und Designer Bitonti hat das Kleid zusammen mit Designer Michael Schmidt entworfen - und in einem 3D-Drucker gefertigt. Es ist das erste Kleid aus dem Drucker, das diese mediale Aufmerksamkeit bekommen hat.

In den Augen von Technikfans läutet die neue Druckertechnologie die nächste industrielle Revolution ein. Herzklappen, Ersatzteile für Maschinen, künstliche Ohren oder gar Waffen (siehe Infobox) sollen aus dem Drucker kommen. Doch auch Künstler und Designer nutzen die Technik, um neuartige Gebilde, Skulpturen oder Schmuck herzustellen. Die Technik funktioniert wie bei einem herkömmlichen Tintendrucker: Ein Schiffchen fährt hin und her und legt Schicht für Schicht auf zu einem dreidimensionalen Gebilde. Statt Tinte verwenden die verschiedenen Drucker etwa Nylon, Keramik und vor allem Plastik.

Wissenschaftler wollen Häuser "ausdrucken"
Francis Bitonti arbeitet schon seit sechs Jahren mit dem Drucker. Halsketten, Gürtel und einen Fahrradständer hat der Designer am Computer entworfen und von einer Spezialfirma drucken lassen. Ein weißer Stuhl, der aussieht, als sei er aus vielen Ästen geflochten, ist ihm genau im Gedächtnis geblieben. "Das Gebilde war so komplex, dass man es auf keine andere Art hätte fertigen können", sagt Bitonti. Schon während seines Architekturstudium interessierte sich der 29-Jährige für verrückte Formen und Muster und simulierte diese in dreidimensionalen Bildern am Computer. Nun kann er die Kunst ausdrucken. Für ihn ist es neue Ausdrucksart in der Kunst: "Man sieht keine Spur der Hand mehr."

Am renommierten Massachusetts Institute of Technology, kurz MIT, werkeln Wissenschaftler ebenfalls daran, wie man die Technik des 3D-Drucks für Design und Architektur der Zukunft verwenden könnte. Im Labor versucht Professorin Neri Oxman, größere Gegenstände entstehen zu lassen. "In der nahen Zukunft können wir Gebäude ausdrucken." Mit einem Roboterarm, der zu einem 3D-Drucker umgebaut wurde, sollen etwa Schicht für Schicht Wände aus Beton entstehen. In der Zukunft könne jeder sein eigenes Haus entwerfen, sagt Oxman.

3D-Drucker sollen Kunst nachhaltig verändern
Wie beeinflussen ein Drucker und der technische Fortschritt unser Leben schon heutzutage? Der New Yorker Künstler Josh Kline versucht, dieser Frage mit seiner Kunst aus dem 3D-Drucker nachzugehen. Dafür hat er die Hände von Freunden einscannen lassen und ihnen am Computer eine Flasche in die Hand gelegt. In den Innenraum hat er Getränke wie Cola gefüllt, die dem Kunstwerk eine Farbe geben. "Mir gefiel die Idee, reale Dinge in Information zu verwandeln und aus Informationen wieder echte Objekte zu schaffen", sagt Kline.

Der Künstler zieht die Parallele zum eigenen Leben, indem etwa das Smartphone ein Teil unseres Gedächtnis ist. "Wir digitalisieren unser Leben in Facebook und indem wir Fotos online stellen", sagt der Künstler. Die Hand und weitere Werke aus der Düse des 3D-Druckers waren im Museum of Modern Art (MoMA) ausgestellt. Kline denkt, dass schon bald viele jungen Künstler ihre Skulpturen mit 3D-Druckern fertigen. Die Technik werde die Kunst "in der gleichen Art verändern wie Photoshop und digitale Kameras die Fotografie verändert haben", sagt er. Sobald die Geräte und Design-Vorlagen im Internet günstiger werden, finde der Drucker auch Einzug in die Haushalte und das Leben der Menschen - da sind sich die beiden New Yorker sicher.

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