Gasometer-Show

The xx bauten auf entschleunigte Kompositionen

Musik
16.05.2013 11:00
Das britische Trio The xx begeisterte Mittwochabend das Publikum im Wiener Gasometer mit Songs nahe dem Stillstand, einer aufwendigen Lichtshow und einigen melodieverliebten Höhepunkten.
(Bild: kmm)

Käme das britische Durchstartertrio The xx aus Österreich, wäre ihr Motto wohl: Nur nicht hudeln. Was das Sanges- und Saitendoppel Romy Madley Croft und Oliver Sim mit Jamie Smith, ihrem kongenialen Partner an diversesten Tasten- und Rhythmusinstrumenten, seit 2009 zelebriert, geht getrost als entschleunigte Hitfabrik durch. Auf einem Fundament aus minimalistischen Beats, oszillierenden Synthieklängen und dezenten Gitarrenfiguren wird so melodische Schönheit in fragile, den meditativen Höhepunkt ansteuernde Songs gegossen.

Dass das live zwar wunderschön und kompakt umgesetzt wird, mitunter aber gewisse Längen aufweisen kann, davon konnte sich ein enthusiasmiertes Wiener Publikum beim Gastspiel der Band am Mittwochabend im ausverkauften Gasometer überzeugen.

In der Ruhe liegt die Kraft
Wobei ein Start-Ziel-Sieg zu keiner Zeit infrage stand, zumindest, wenn es nach den Fans ging. Von der ersten Sekunde hingen sie den zart gehauchten Worten Crofts nach, feierten Sims tiefen Bass (in Stimme wie Instrument) und rissen zu den von Smith zwischendurch eingestreuten Disco-Ausreißern die Hände in die Luft. Einer wirklichen Interaktion bedurfte es dafür nicht, ein schüchternes "Dankeschön" hier, ein verschmitztes Lächeln dort war vollkommen ausreichend. Angesichts des überzeugenden Songmaterials aber auch kein Wunder.

Schon eher ein Stirnrunzeln verursacht, dass eine derart junge Gruppe mit gerade einmal zwei Alben in den vergangenen vier Jahren - das selbstbetitelte Debüt erschien 2009, im Vorjahr folgte das groß gefeierte "Coexist" - diese Fülle an einprägsamen Liedern vorweisen kann. Beinahe jedes der gut eineinhalb Dutzend Stücke wurde gierig aufgesogen, auch wenn die klug zwischen beiden Platten wählende Setlist ihre Durchhänger aufzuweisen hatte. Aber schließlich kann man nicht dauernd Stücke wie "Crystalised" (in einer die Geduld herausfordernden, reduzierten Form dargeboten) oder das den Calypso ins 21. Jahrhundert transportierende "Reunion" aufeinanderfolgen lassen.

Effektshow
Es braucht wohl auch für The xx - trotz einer elegischen, die alles durchdringende Ruhe gerade zu zelebrierenden Performance - ab und zu mal Zeit zum Durchschnaufen. Zeit, um die zig Licht- und Lasereffekte ruhen zu lassen. Allerdings: So überzeugend ungehemmt wie beim aufbrausenden Schluss von "Infinity" würde man die Briten gerne öfter hören. Zügellos dem Rhythmus frönend wurden hier schlussendlich auch die Beine bedient, die nach einer guten Stunde Kopfarbeit in Bewegung kamen.

Großer Jubel war dann auch dem Zugabenteil aus "Intro" und "Angels" gewiss, auch wenn hier die übliche Tabulatur wieder bedient wurde und ganz Dienst nach Vorschrift angesagt war: Melancholie, süßliche Harmonien, ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Wohin die musikalische Reise das Trio zukünftig führen wird, lässt sich noch nicht ablesen. Der Druck wird angesichts der Erfolge der vergangenen Jahre jedenfalls nicht geringer werden. Aber solange solide Auftritte wie dieser Gig im Gasometer auf der Habenseite stehen, müssen sich Croft, Sim und Smith vorerst keine Sorgen machen, gilt für sie doch: In der Ruhe liegt die Kraft.

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