Trocken beschreiben die Rechnungshofprüfer die Missstände im Wiener AKH in ihrem 169 Seiten starken Bericht. Der schwerste Vorwurf: Immer wieder werden Bettensperren verhängt, weil Pflegepersonal fehlt - dem Großspital (10.000 Mitarbeiter, 1,2 Milliarden Euro Jahresbudget) entgingen so in fünf Jahren Einnahmen in der Höhe von 319 Millionen Euro.
Der Rechnungshof schildert dazu auf Seite 63 des Berichts ein Beispiel: Weil eine Abteilungshelferin ausfiel und keine Aushilfe eingestellt worden ist, wurden zwar in einem Monat 2.300 Euro an Personalkosten gespart, aber aufgrund des dadurch bedingten Bettenleerstands Mehrkosten in der Höhe von 16.000 Euro verursacht.
Ärzte verweigern Infos über Zweitjob
Und: Die Zahl der Krankenstandstage pro Mitarbeiter stieg in lediglich drei Jahren von durchschnittlich 33,8 auf nun 44,1 Tage pro Jahr. Privatangestellte fallen im Jahr 13 Tage aus.
Kritik äußern die Prüfer auch an den Nebenbeschäftigungen der AKH-Mediziner: 54 Prozent der Ärzte haben "mindestens einen Nebenjob", verweigern aber darüber jede Auskunft. Dazu ein besonderer Fall auf Seite 146 des Berichts: "Eine Mitarbeiterin durfte trotz Langzeitkrankenstands weiterhin eine Nebenbeschäftigung ausüben."
Wehsely: "Es gab ein Managementversagen"
Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) verweist einmal mehr darauf, dass Reformen bereits beschlossen worden sind: "Ja, es gab ein Managementversagen. Es kommt jetzt eine realistische Bettenzahl im AKH und eine bessere Personalplanung. Bisher hat es auf einigen Stationen nur eine Auslastung von 60 Prozent gegeben, auf anderen aber 98 Prozent und sogar Gangbetten - so geht das nicht weiter."
Wiens ÖVP-Obmann Manfred Juraczka nimmt den neuen Rechnungshofbericht zum Anlass für heftige Kritik an der SPÖ: "Reformen sind längst überfällig. Da wurde doch viel zu lange zugewartet: Die Sozialdemokraten regieren ja nicht erst seit gestern in Wien."
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