LTE für Zuhause

“Home Net”: DSL-Ersatz von T-Mobile im Empfangstest

Elektronik
20.05.2013 10:00
Bis zu 100 Megabit pro Sekunde – das schafft keine DSL-Verbindung, selbst über das Kabelnetz ist dieser Speed nur schwer zu erreichen. Ausgerechnet über das Mobilfunknetz soll es aber möglich sein: mit "Home Net", T-Mobiles mobiler Antwort auf Festnetz-DSL. Schnell ist es tatsächlich – und zwar nicht nur in Ballungsräumen, sondern auch in ländlicheren Gefilden. Die 100 Megabit, mit denen es beworben wird, erreichten wir im Empfangstest allerdings nie.

Bewohner ländlicher Gebiete können ein Lied davon singen: Quälend langsame Festnetz-DSL-Anschlüsse, die oft schon beim Videostreaming in die Knie gehen, kosten Zeit und Nerven. T-Mobile verspricht mit seinen "Home Net"-Tarifen (siehe Infobox) Abhilfe. Zu Preisen zwischen 16 und 60 Euro gibt's eine LTE-Flatrate inklusive Router mit Downloadgeschwindigkeiten zwischen zehn und 100 Megabit pro Sekunde - auf dem Papier.

Tatsächlich erreichte das Testmodem, das wir sowohl in Wien als auch in Niederösterreich einem Speedtest unterzogen, nämlich zu keiner Zeit auch nur ansatzweise die 100 Megabit, die es bei LTE-Abdeckung eigentlich erreichen sollte. Lahm war es aber auch nicht. In Wien schwankten unsere Ergebnisse zwischen 20 und 40 Megabit pro Sekunde - je nachdem, wo wir das Modem platzierten.

Das Fensterbrett als Empfangsturbo
Es macht mit dem mobilen Breitbandrouter nämlich einen gewaltigen Unterschied, ob dieser fernab jedes Fensters steht oder direkt am Fensterbrett die Verbindung zum nächsten Sendemast herstellt. In einer Wohnung im obersten Stock eines Altbaus in Wien-Währing erreichten wir bei Platzierung des Routers am Fensterbrett auf Speedtest.net eine Downloadgeschwindigkeit von stattlichen 40 Megabit im LTE-Netz.

Platzierte man denselben Router in der gleichen Wohnung ein Stück weit vom Fenster entfernt, kam hingegen keine LTE-Verbindung mehr zustande und die Übertragungsgeschwindigkeit im 3G-Netz sank auf rund 20 Megabit. Der Huawei-Router, den T-Mobile "Home Net"-Kunden beim teuren Tarif zur Verfügung stellt und bei den günstigeren Tarifvarianten für 30 Euro verkauft, verfügt aber glücklicherweise über eine LED-Empfangsanzeige, die das richtige Platzieren in der Wohnung erleichtert.

Lage der Wohnung ist entscheidender Faktor
Letztlich hängt nämlich vieles von der Wohnung ab, in der das Mobilfunk-Breitband genutzt werden soll. In einer Erdgeschoßwohnung in Wien-Hernals, in der die Bewohner üblicherweise auch mit dem Handy schlechten Empfang haben, stieß das LTE-Modem an seine Grenzen. Inmitten der Wohnung platziert, kam zunächst lange Zeit gar keine Verbindung zustande, nach einer Weile buchte sich das Modem aber doch ins Netz ein. Surfen war allerdings nur mit quälend langsamer Geschwindigkeit möglich, der Speedtest versagte gar den Dienst.

Wurde das Modem in der gleichen ebenerdigen Wohnung direkt am Fensterbrett platziert, verbesserte sich der Datendurchsatz massiv auf jene rund 20 Megabit, die zuvor auch in Währing gemessen wurden. Ein beachtlicher Wert, vor allem angesichts dessen, dass das Modem zu dieser Zeit nicht das LTE-, sondern das 3G-Netz nutzte.

LTE nicht immer besser als gut ausgebautes 3G
Generell wurde im Test festgestellt: LTE-Empfang führt nicht automatisch zu höherer Geschwindigkeit. Die Tatsache, dass das Modem bei Vorhandensein einer LTE-Verbindung automatisch auf diese zurückgreift, kann sich sogar nachteilig auswirken. Nämlich dann, wenn der LTE-Empfang bescheiden ist, 3G-Empfang gleichzeitig in akzeptabler Qualität gegeben wäre.

In unserem Test kam es gelegentlich vor, dass das Modem auf eine LTE-Verbindung mit schlechter Signalqualität zurückgriff und Geschwindigkeiten im Bereich der zehn Megabit lieferte, obwohl die eigentlich ebenfalls vorhandene 3G-Verbindung besseren Empfang und somit auch höhere Datenraten geboten hätte. Abhilfe schaffte in diesem Fall eine Positionsveränderung des Modems: Die brachte entweder besseren LTE-Empfang oder er fiel gänzlich weg und das Modem wechselte ins 3G-Netz.

Ping-Zeiten am Land schlechter als in der Stadt
Interessant für Spieler: Die Latenzzeiten lagen bei allen in Wien durchgeführten Tests zwischen 40 und 60 Millisekunden. Genug für Strategiespiele und MMOs wie "World of Warcraft", bei schnellen Shootern kann sich der Ping aber nachteilig auswirken. In ländlichen Gefilden war die Latenz schlechter und kletterte auch schon mal über 100 Millisekunden. Was beim Surfen oder Streamen nicht auffällt, kann bei Online-Games schon etwas stören.

Dafür stimmten auch in ländlichen Gefilden die Übertragungsgeschwindigkeiten. In einem Vorort von Tulln, in dem wir mit dem "3"-Handy überhaupt keinen Internetempfang hatten, lieferte "Home Net" im 3G-Betrieb gut 25 Megabit. Eine beachtliche Leistung und weit mehr, als DSL-Anschlüsse liefern, die über das Telefonnetz arbeiten.

Gutes Angebot für Menschen mit Zweitwohnsitz
Auch wenn die 100 Megabit pro Sekunde, die mit dem LTE-Modem grundsätzlich möglich wären, in der Praxis nie erreicht wurden: "Home Net" lieferte in unserem Test - zumindest, wenn der Router günstig platziert wurde - durchwegs brauchbare Downloadgeschwindigkeiten und stellte gerade am Land normale DSL-Anschlüsse klar in den Schatten.

Besonders für zwei Personengruppen halten wir "Home Net" für geeignet: Einerseits Städter, die einen Zweitwohnsitz am Land haben und für selbigen nicht extra einen Internetanschluss bezahlen wollen. Die nehmen das "Home Net"-Modem beim Wochenendausflug einfach mit und haben idealerweise sowohl in der Wohnung als auch im Wochenendhaus schnelles Internet.

Am Land oft schneller als Festnetz-DSL
Andererseits Bewohner ländlicher Gegenden, die die DSL-Leitungen der Telekom satthaben und endlich schneller durchs Web surfen wollen. Auch wenn die Latenzzeiten mitunter höher sein können: Mobiles Breitband schlägt vielerorts das Festnetz, was die Downloadgeschwindigkeiten angeht.

Wie es sich am eigenen Wohnort schlägt, können Interessenten ohne großes Risiko ausprobieren. T-Mobile bietet "Home Net"-Interessenten nämlich ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht, wenn sie mit der Empfangsleistung nicht zufrieden sind. Angesichts dessen, dass die beworbenen Geschwindigkeiten in der Praxis nicht erreicht wurden, raten wir im Zweifelsfall allerdings nicht zum teuren LTE-Tarif mit 100 Megabit Downloadgeschwindigkeit, sondern zu einem der günstigeren Tarife, deren maximal mögliche Geschwindigkeit am eigenen Wohnort dann auch tatsächlich erreicht werden kann.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele