Zwischenfall in NÖ

Atom-Zentrum Seibersdorf: Zwei Arbeiter verstrahlt

Österreich
03.05.2013 17:41
Bei einem dramatischen Zwischenfall in einem Labor des Atomforschungszentrums im niederösterreichischen Seibersdorf sind am Donnerstagnachmittag zwei Arbeiter verstrahlt worden. Nach Informationen der "Krone" kam es zum Austritt von Americium-241, einem leicht verformbaren radioaktiven Metall, das ähnlich gefährliche Eigenschaften aufweist wie etwa Plutonium.

Das Unglück ereignete sich zwischen 15 und 15.30 Uhr im Zuge der routinemäßigen Aufarbeitung von Strahlenquellen in der Nuclear Engineering Seibersdorf GmbH (NES), die im Auftrag der Republik alle in Österreich anfallenden radioaktiven Abfälle aufarbeitet, konditioniert und zwischenlagert.

Ursache für das Unglück sei ein falsch deklariertes Abfallgebinde, wie das Unternehmen erklärte. Dabei kamen die beiden Arbeiter mit dem radioaktiven Element, das auf der Erde ausschließlich in künstlicher Form vorkommt, in Kontakt und wurden verstrahlt. Die genaue Analyse des Unfallherganges wird nun in Abstimmung mit den zuständigen Strahlenschutzbehörden erfolgen.

Weitere Strahlungsausbreitung verhindert
Die Kontamination sei sofort festgestellt, eine Strahlungsausbreitung verhindert worden, versicherte NES. Die für solche Fälle vorgesehenen Schutz- und Meldemaßnahmen seien unverzüglich eingeleitet worden. Die Arbeiter wurden von einem Spezialteam des Roten Kreuzes dekontaminiert und dann in die nuklearmedizinische Abteilung des SMZ Ost nach Wien gebracht.

Zahlreiche medizinische Tests stehen nun auf dem Programm. "Sie werden gründlich durchgecheckt und beobachtet", so die Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes gegenüber der "Krone". Den beiden Opfern gehe es "grundsätzlich gut", teilte NES-Geschäftsführer Roman Beyerknecht mit. "Es ist nicht zu erwarten, dass sie Krankheitssymptome entwickeln." Die gesetzlichen Grenzwerte seien aber deutlich überschritten worden, so Beyerknecht. Daher stünden der etwa 50-Jährige und sein 35 Jahre alter Kollege weiterhin unter Beobachtung - und das wohl noch einige Tage.

Unfall ereignete sich einen Tag vor Großübung
Der Unfall ereignete sich ausgerechnet einen Tag vor einer Großübung am Seibersdorfer Gelände, bei der das Zünden einer schmutzigen Bombe im Rahmen einer Großveranstaltung mit zahlreichen Verletzten und Verstrahlten simuliert wurde. Diese Übung fand am Freitag auch planmäßig statt.

Verstrahlte Verletzte wurden in einer Dekontaminationsstraße versorgt, bevor man sie gefahrlos behandeln und in ein Krankenhaus überstellen konnte, ohne die Helfer zu verstrahlen. Die ABC-Abwehrschule demonstrierte ihre neuesten Fahrzeuge, in denen Ärzte ohne Eigengefährdung die radioaktiven Patienten betreuen können. Aber auch Fahrzeuge, die im Einzugsgebiet der „Dirty Bomb" agierten, wurden von den Bundesheer-Einsatzkräften dekontaminiert.

Das höchst strahlungsaktive Americium-241 - auch unter der Bezeichnung Americanium-241 bekannt - weist in Knochen eine Halbwertszeit von knapp 50 Jahren, in der Leber von knapp 20 Jahren auf und kann zu massiver Tumorbildung führen.

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