Sechs Monate bedingt

Bengalen-Attacke im Stadion: Fan in Salzburg verurteilt

Österreich
30.04.2013 08:51
Einem 20-jährigen Tiroler, der beim Bundesliga-Spiel gegen Innsbruck in Wals-Siezenheim im April 2012 einen bengalischen Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen und dabei einen Polizisten verletzt hatte, ist am Montag der Prozess gemacht worden. Der junge Mann bestritt die Tat. Aufgrund der Videoaufzeichnungen wurde der Tiroler jedoch für schuldig befunden und zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Einen Aktenordner in der Hand, die ansonsten dominante Stimme zittrig: Thomas Felber (46), Gruppeninspektor der Polizeiinspektion Flughafen, stand am Montag kurz nach 13 Uhr sichtlich nervös vor dem Saal 400 am Salzburger Landesgericht. "Alles kommt hoch", sagte er leise. "Mir geht es nicht gut."

Mit Verspätung eröffnete Einzelrichterin Bettina Maxones-Kurkowski das Verfahren, nachdem Verteidiger Thaddäus Schäfer und sein Mandant in den obersten Stock gehetzt waren. Der Vorwurf: Absichtlich schwere Körperverletzung. Der Angeklagte, 20 Jahre jung, schlacksig, mit dunkler Hornbrille. Das Hemd locker über der hellen Hose, das Sakko warf er über die Sessellehne.

"Das stimmt alles nicht"
Ganz ruhig beantwortete der angehende Freizeitpädagoge mit mehreren Vor- und adeligem Nachnamen die Fragen. Er selbst, zwar nicht vorbestraft, dafür mit zwei rechtskräftigen außergerichtlichen Einigungen am Buckel. Nach einer Sachbeschädigung und einem Einbruch, bei dem er eine Zeitungskasse geknackt hatte.

"Das stimmt alles nicht. Ich habe diesen Bengalen nicht geworfen", sagte er im Prozess. So sei er als Mitglied einer Fangruppierung zum ersten Mal mit dem Fan-Bus zu einem Auswärtsspiel von Wacker Innsbruck gefahren. Sicher, im Bus wurde getrunken, sagte er. "Angeheitert", beschrieb er seinen Zustand, als der Bus mit einem zweiten bei der Autobahn am Parkplatz Glanegg von der Einsatzeinheit gefilzt wurde.

214 Böller, 32 Bengalen und acht Rauchzünder in Bus
214 Böller, 32 Bengalen, acht Rauchzünder wurden beschlagnahmt. "Ich habe bei der Fahrt von der Pyrotechnik nichts gesehen", beteuerte der Angeklagte. "Mit mehr Kooperation wäre die Kontrolle schneller gegangen", hieß es im Polizeibericht. So kamen die gut 150 Fans per Polizei-Eskorte erst zur zweiten Halbzeit ins Stadion. "Die Stimmung war entsprechend", sagte der Tiroler. "Die Tumulte überlagerten das Spiel. Davon habe ich nicht viel gesehen."

"Ich hab gesehen, wie der Bengale geworfen wurde"
Die Situation in Gästesektor war aufgeheizt, es gab einige Scharmützel. "Als sich die Fans vermummten, war das kein gutes Zeichen", schilderte Felber die gereizte Lage beim Stadion. Und dann geschah es: Der Polizist sah einen Bengalen auf sich zufliegen. Der Feuerwerkskörper traf ihn im Gesicht, fiel ihm dann in die regennasse Schutzuniform. Heißes Magnesium tropfte auf seine Haut. "Ich hab' gesehen, wie der Bengale geworfen wurde", erinnerte sich Felber, mittlerweile dreifacher Familienvater. "Ich wollte den Täter noch aus dem Stadion holen. Das gelang mir aber nicht mehr."

Felber erlitt Verbrennungen an Hals und Oberkörper, leidet heute noch an den Spätfolgen. "Oft wache ich in der Nacht auf und versuche mich zu löschen."

"Ein faires Urteil"
Der mutmaßliche Werfer wurde später anhand der Kameras ausgeforscht - konkret wegen der Kleidung. Auffällig die grün-gelbe Kapuzenjacke, die helle Hose, die Brille. "Ich hatte mir so eine Jacke ausgeborgt", gestand der Angeklagte. "Eine Mutprobe unter Fans beim ersten Mal?", fragte Anklagevertreterin Stephanie Rieger. "Nein, ich war das nicht", beharrte der Tiroler.

Für Richterin Maxones-Kurkowski war das Video allerdings Beweis genug: sechs Monate bedingt auf zwei Jahre, dazu 3.000 Euro Teilschmerzensgeld. Der Angeklagte nahm Bedenkzeit. Thomas Felber: "Ein faires Urteil."

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