Der "nette Python"

Mit Sprachfehlern zum Ruhm: Michael Palin wird 70

Adabei
04.05.2013 09:00
Michael Palin galt stets als der "nette Python", und in gewisser Weise nahm das Nesthäkchen der Komikertruppe "Monty Python's Flying Circus" auch eine Sonderstellung ein: Gemeinsam mit Schreibpartner Terry Jones, mit dem er in Oxford studierte, tendierte Palin zu viel fokussierteren und bizarreren Sketches als seine Kollegen. Seine Filmrollen, zumeist geprägt von einem Sprachfehler wie in "Das Leben des Brian" oder "Ein Fisch namens Wanda", brachten ihm Weltruhm ein. Am 5. Mai feiert der Schauspieler, Sänger und Autor seinen 70. Geburtstag.

Während des Zweiten Weltkriegs in Sheffield in Mittelengland geboren, trat Michael Edward Palin während seines Geschichtsstudiums in Oxford gemeinsam mit Jones einer Theatergruppe bei. 1969 gründeten sie zusammen mit John Cleese, Graham Chapman, Eric Idle und Terry Gilliam das Komikersextett "Monty Python's Flying Circus". Die subversiven Sketche der Blödeltruppe, die zunächst in der BBC liefen, kamen bald auch in Europa und Amerika ins Fernsehen und besiegelten schnell den Ruhm der Komiker. Das Publikum ist bis heute gespalten: Während die Fans die Späße als hintergründig, absurd und intelligent empfanden und gerne und oft zitieren, hielten (und halten) andere sie für geschmacklos.

Palin glänzte in seinen Rollen zumeist mit übertriebenem Enthusiasmus oder unerschütterlicher Ruhe. Im ersten Python-Kinofilm "Die Ritter der Kokosnuss" (1975) mimte er Sir Galahad ebenso wie den Anführer der Ritter der Ni und brannte sich damit ins Gedächtnis der eingeschworenen Fangemeinde. "Keine Ahnung, ob die Pythons einen Film drehen könnten, der etwas taugt", meinte Palin damals, angesprochen auf den amateurhaften Look aufgrund des minimalistischen Budgets von knapp 230.000 Pfund. Doch gerade diese Kaltschnäuzigkeit und die grandiosen Dialoge der Drehbücher ließen die Pythons den Siegeszug antreten.

Zorn der Kirche für "Das Leben des Brain"
Als sich Palin, Cleese und Co. vier Jahre später mit ihrem Kinofilm "Das Leben des Brian" (1979) an eine gnadenlose Bibelsatire machten und sich dabei den Zorn der Kirche zuzogen, erntete Palin als lispelnder römischer Statthalter Pontius Pilatus mit Sätzen wie "Chleudert den Purschen zu Poden" stürmische Kritiken. Wiederum vier Jahre später wurde er für den besten Filmsong in "Der Sinn des Lebens" für einen BAFTA Award nominiert, doch für eine Auszeichnung bei den britischen Filmpreisen (vergleichbar mit den Oscars in den USA) reichte es erst erneute vier Jahre später - und zwar nach der Auflösung der Komikertruppe.

Nach der Arbeit an der TV-Comedy-Serie "Ripping Yarns" und Auftritten in den frühen Terry-Gilliam-Filmen "Jabberwocky", "Time Bandits" und "Brazil" machte sich Palin 1988 mit seiner Rolle als stotternder Tierfreund Ken in Charles Crichtons Komödie "Ein Fisch namens Wanda" unsterblich. Obwohl sich Palin zu der Zeit bereits hauptsächlich dem Schreiben und Dokumentarfilmen zugewandt hatte, brachte ihm die Rolle den BAFTA-Preis für den besten Nebendarsteller, aber auch Kritik von Stotterern ein. Dies veranlasste ihn dazu, das "London Centre for Stammering Children" ("Londoner Zentrum für stotternde Kinder") zu gründen. Die "Wanda"-Nachfolgekomödie "Wilde Kreaturen", in der Palin den tapferen Insektenpfleger Bugsy spielte, war 1997 schließlich nur mehr wenig erfolgreich.

"Von Pol zu Pol" gereist
Neben der Filmarbeit hatte Palin ohnehin seine Reiselust entdeckt. So zog er "Von Pol zu Pol", wie seine seiner großen Reisedokumentationen hieß, welche die BBC ab 1992 ausstrahlte, zum letzten Mal im vergangenen Jahr aus Brasilien. Die Buchfassung brachte es ebenfalls 1992 zum Bestseller, die unter anderem Madonnas Werk "Sex" von der Spitze der Buchhitlisten verdrängte, was wohl vor allem seinen humorvollen Kommentaren und den ungewöhnlichen Reiserouten geschuldet ist. Nach fast jeder Veröffentlichung einer neuen Dokumentation kam es britischen Berichten zufolge zum sogenannten "Palin-Effekt", einer Zunahme von Interesse an der jeweiligen Region durch das britische Publikum. Sein Romanversuch "Hemingway's Chair" erfreute sich dagegen nicht ganz so großer Beliebtheit, obgleich 2012 sein Zweitwerk "The Truth" folgte.

Privat ist Michael Palin seit 1966 mit Helen Gibbins verheiratet und hat drei Kinder. Am 1. Jänner 2000 wurde er von der britischen Königin Elisabeth II. zum "Commander of the Order of British Empire (CBE)" ernannt. Zwei Jahre später bekam er den britischen Comedy Award für sein Lebenswerk zugesprochen und 2005 den Spezialpreis bei der BAFTA-Awards-Verleihung. Dabei hat Palin doch mit Sicherheit noch einige Jahre vor sich.

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(Bild: kmm)



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