Heiße Phase läuft an

Justiz-Thriller um Entschädigung für Jackson-Kinder

Adabei
29.04.2013 10:16
In einem Gerichtssaal in Los Angeles werden die letzten Wochen vor dem Tod von Popstar Michael Jackson noch einmal lebendig. Mit den Eröffnungsplädoyers geht es am Montag in die heiße Phase eines Justiz-Thrillers, in dem schockierende Einzelheiten aus dem 50-jährigen Leben des Sängers ans Licht kommen dürften. Es geht um Jacksons Medikamentensucht, seinen Marktwert als "King of Pop", um Profitsucht im Musikgeschäft. Und um Millionen oder gar Milliarden für die Hinterbliebenen.

Jacksons Mutter Katherine (82) und seine drei Kinder haben den US-Konzertveranstalter AEG Live auf Schadenersatz verklagt. Sie werfen dem Unternehmen unter anderem vor, die Gesundheit und Sicherheit des Stars aus Geldgier vernachlässigt zu haben. Das Unternehmen organisierte die für Sommer 2009 geplanten Comeback-Konzerte des Sängers in London. Wenige Woche vor dem Auftakt starb Jackson - am 25. Juni 2009 - an der Überdosis eines Narkosemittels, das er zum Einschlafen nutzte.

Die mühsame Auswahl von zwölf Geschworenen in den vergangenen drei Wochen war der Vorgeschmack auf einen langwierigen Prozess, der sich nach Einschätzung des Gerichts bis zu vier Monate hinziehen könnte. Aus einem Pool von über 100 Kandidaten wurde ein Gremium von sechs Männern und sechs Frauen herausgefiltert. Dutzende waren ausgeschieden, allein weil sie ihrem Job nicht so lange fernbleiben konnten. "Ihr könnt euer Leben nun fortsetzen", gab Richterin Yvette Palazuelos denen, die am Ende nicht verpflichtet wurden, mit auf den Weg, berichtete die "Los Angeles Times".

Langer Prozess wird erwartet
Schnell geht es bei Jackson-Prozessen nie zu. Als der Sänger 2005 im kalifornischen Santa Maria wegen Verdachts auf Kindesmissbrauch vor Gericht stand, zog sich das Verfahren über vier Monate hin. Es endete mit einem für Jackson triumphalen Freispruch in allen Anklagepunkten. Auch der Prozess gegen den Leibarzt des Sängers, Conrad Murray, machte im Herbst 2011 über Monate hinweg Schlagzeilen. Der Herzspezialist wurde wegen fahrlässiger Tötung zur Höchststrafe von vier Jahren Haft verurteilt. Murray hatte dem schlaflosen Sänger über Wochen hinweg das Narkosemittel Propofol gegeben, das ihn am Ende das Leben kostete.

Jacksons Familie will AEG Live für die Einstellung von Murray zur Verantwortung ziehen. Der Leibarzt sollte den Sänger bei seinen Proben für die Auftritte gesund halten. AEG-Anwälte argumentieren, Jackson selbst habe Murray gewählt.

Die Familie erhebt schwere Vorwürfe. Der Sänger sei bei seinen letzten Proben körperlich am Ende gewesen. Der Veranstalter habe den labilen Zustand gekannt, den Star aber nicht geschont. Murray sei unter Druck gesetzt worden, seinen Patienten um jeden Preis fit zu machen. E-Mails und vertrauliche Anweisungen der Konzertmanager sollen der Anklage als Beweisstücke dienen.

Auch Ex-Frau und Musiker im Zeugenstand
Neben Familienangehörigen des Sängers könnten unter anderem Jacksons Ex-Frau Lisa Marie Presley, die Musiker Prince und Diana Ross und Regisseur Spike Lee in den Zeugenstand treten. Zudem sollen Ärzte, frühere Mitarbeiter des Popstars und Manager aus der Plattenindustrie aussagen. Mit Spannung wird auch der mögliche Auftritt von Jacksons älteren Kindern Prince (16) und Paris (14) erwartet. Beide wurden von den Anwälten des Konzertveranstalters bereits in die Mangel genommen. Nur der zehnjährige Blanket, der beim Tod seines Vaters gerade sechs Jahre alt war, blieb von eidesstattlichen Aussagen verschont.

Die Angehörigen wollen mit einer Summe entschädigt werden, die Jackson nach seiner Comeback-Tour und einem Karriereschub hätte verdienen können. Ein Experte schätzte im Voraus, dass der frühere "King of Pop" nach den London-Konzerten in Las Vegas über 260 Millionen Dollar (200 Mio. Euro) an Show-Einnahmen hätte kassieren können. Dies sei bloß Hoffnung und ein Traum, aber keine Grundlage für eine Entschädigung, konterte die Verteidigung in einer Anhörung.

Keine Live-Übertragungen
Das zu erwartende Drama im Gerichtssaal wird diesmal nicht von Kameras mitverfolgt. Mehrere TV-Sender hatten den Antrag gestellt, das Verfahren live ausstrahlen zu dürfen, doch die Richterin sprach sich dagegen aus. An Schaulustigen und Blitzlichtern vor dem Gericht dürfte es aber nicht fehlen.

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(Bild: kmm)



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