"Annus horribilis"

Dunkle Wolken über Spaniens Königshaus

Adabei
14.04.2013 09:00
Die Familie kann sich leider niemand aussuchen. Aber dass ausgerechnet der eigene Cousin versucht, mit einem Skandalbuch über Prinzessin Letizia Kasse zu machen, trifft die Frau des spanischen Thronfolgers Felipe besonders hart. "Adios Princesa" (Auf Wiedersehen, Prinzessin) heißt das 300 Seiten starke Werk, das vor wenigen Tagen erschienen ist, aber schon im Vorfeld ganz Iberien in Aufruhr versetzte.

Der Autor David Rocasolano, ehemals ein Vertrauter der Prinzessin mit dem traurigen Blick, beschreibt die künftige spanische Königin als verkrampfte, misstrauische Furie, die ständig die Menschen in ihrer Umgebung im Verdacht habe, königliche Intimitäten an die Medien zu verraten.

Vor allem aber stellt Rocasolano eine Behauptung von politischer Sprengkraft auf: Die heute 40-jährige Letizia hätte im Oktober 2002 eine Abtreibung vornehmen lassen. Das lag zwar vor der Zeit, als sie Kronprinz Felipe, ihren späteren Ehemann, kennenlernte – allerdings war Schwangerschaftsabbruch damals illegal und nur aus medizinisch schwerwiegenden Gründen zulässig. Erst 2010 erhielt auch das streng katholische Spanien ein liberaleres Abortionsrecht, das aber politisch bis heute umstritten ist. Die konservative Zeitung "La Gaceta" blies denn auch sofort zum Sturm gegen jene Frau, die irgendwann – möglicherweise schon in naher Zukunft – Landesmutter sein wird, und forderte, dass der Fall von einer unabhängigen Kommission untersucht werden müsse.

Der nette Cousin bekennt übrigens ganz offen, woher er solche Geheimnisse weiß: Als Letizia ein Jahr nach dem Eingriff zur Verlobten des Kronprinzen wurde, hätten die beiden ihn beauftragt, den Krankenakt aus der entsprechenden Privatklinik zu vernichten. "Ich habe ihn im Abwaschbecken meiner Küche verbrannt", erzählte Rocasolano der Presse. Aber offenbar nicht, ohne die brisanten Papiere vorher gründlich zu lesen…

"Annus horribilis" für Spanien?
Ohnehin könnte 2013 für die spanischen Royals zum "Annus horribilis" werden. Die lateinischen Worte für "schreckliches Jahr" verwendete die englische Queen 1992, nachdem sie knapp hintereinander die Scheidung von Prinz Andrew und Fergie, die Scheidung von Prinzessin Ann, die Ehekrise zwischen Prinz Charles und Lady Di sowie ein Feuer in Windsor Castle hatte hinnehmen müssen.

In Madrid mussten die Bewohner des Palacio Real eben erst die Nachricht verdauen, dass die jüngste Königstochter Cristina in eine Korruptionsaffäre verwickelt ist. Ihrem Gatten Iñaki Urdangarin wird vorgeworfen, öffentliche Gelder einer gemeinnützigen Stiftung veruntreut zu haben, ein Gericht hat jetzt auch Infantin Cristina zur Verdächtigen erklärt ­– gegen sie wird wegen Beihilfe ermittelt (siehe Infobox). Vor wenigen Wochen musste sich auch König Juan Carlos bei seinen Landsleuten entschuldigen, weil er 2006 in Botswana Elefanten gejagt hatte – dabei ist er Ehrenpräsident des WWF. Auch die Berichte über amouröse Affären des Monarchen rüttelten am ehemals untadeligen Image des Madrider Königshauses.

Dort lässt man in Tagen wie diesen nur verlauten, dass man das Buch zwar kenne, aber nichts dazu sagen werde. Schließlich nimmt Kronprinz Felipe derzeit in Vertretung die politischen Aufgaben des Königs wahr, da Juan Carlos nach einer Bandscheiben-Operation in der Madrider Privatklinik "La Milagrosa" das Krankenbett hütet. Geht es nach den Spaniern, könnte das auch so bleiben: Laut einer Umfrage vom März wollen 85 Prozent, dass der Monarch zurücktritt und den 45-jährigen Felipe auf den Thron lässt.

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(Bild: kmm)



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