Kreischalarm in Wien

Justin Bieber mit Pop-Spektakel in der Stadthalle

Musik
31.03.2013 01:19
Kreischalarm in der Wiener Stadthalle. Am Samstagabend feierte der kanadische Pop-Prinz Justin Bieber seine Österreich-Live-Premiere und begeisterte 15.000 ekstatische Fans. Seine perfekt durchchoreografierte Bubblegum-Pop-Vorstellung traf den Geschmack seiner "Beliebers", war aber auch recht beliebig.
(Bild: kmm)

Mit seinen Eskapaden könnte er mittlerweile fast schon Bücher füllen. Ob der Vorwurf von Körperverletzung an seinem Nachbarn, Auszucker gegen Fotografen oder die Probleme mit seinen Bodyguards im Wiener Klub "Passage" Freitagnacht – Superstar Justin Bieber scheint der unaufhaltbare Erfolg zu viel zu werden.

Das Fan-Phänomen
Zumindest auf seiner zweistöckigen Megabühne in der Wiener Stadthalle ist davon am Samstagabend nichts zu merken. Dort gibt er den handzahmen, geschickt mit den Erwartungen seiner vorwiegend weiblichen Fans spielenden Popstar 2.0. Eben ein Phänomen, das sich seinen Ruhm durch Internet- und Medienpräsenz und nicht durch musikalische Glanzleistungen erobert hat.

Der 19-jährige Pop-Prinz lässt schon zu Beginn sämtliche Teenie-Träume wahr werden, indem er – von knalligen Pyrotechnik-Effekten begleitet - ganz in weiß gekleidet mit mechanischen Engelsflügen auf die Bühne schwebt. Wie bei den ganz großen Pop-Produktionen üblich, regiert hier Pomp und Trara, stellt der visuelle Bombast das auditive Vergnügen deutlich in den Schatten. "Seid ihr bereit für ein Abenteuer?", fragt Bieber rhetorisch in die Menge, und kann trotz aufbrandendem Jubel nicht verleugnen, dass sein Konzert eben weniger ein Konzert, sondern vielmehr eine Mischung aus Musical, Theater und Zirkus ist.

Tanzendes Alpha-Tier
Unzählige Kleidungswechsel, gut durchchoreografierte Tanzeinlagen und die großteils nicht live gesungenen Songs versprühen die Aura einer glattgebügelten Kommerzmaschinerie, die keinen Platz für Fehler oder Überraschungen zulässt. Bieber selbst tanzt, hampelt und läuft viele Bühnenkilometer, klatscht auch mal gerne mit den Fans ab, wahrt aber stets die Distanz des Alpha-Tieres. Wenn dann zwischendurch Kleidungsstücke oder Stofftiere seiner treu ergebenen Fans auf den Mittelsteg der Bühne fliegen, kickt sie der Kanadier anstands- und humorlos zurück ins Auditorium.

In den Song- und Kleidungswechselpausen lässt der Topstar Videos über seine Kindheit und Jugend in die Halle flimmern. Man kann diese als lästige Selbstbeweihräucherung oder als erwünschte Flucht sehen. Die Flucht zurück in die Anonymität, in eine normale Jugend, die ihm als personifiziertem Pop-Spektakel nie vergönnt war. Dazwischen spielt Bieber Gitarre, Schlagzeug und Klavier. Talente, für die er gerne mehr Anerkennung ernten würde, die im Dauergekreische und den häufig intonierten "Justin"-Rufen aber völlig untergehen.

Doch wieder nur der Posterboy
Am Ende lässt er noch einen Blick auf seinen Sixpack zu und verabschiedet sich mit einem lapidaren und emotionslosen "Thank you so much" hinter die Bühne. Er bleibt auch nach seinem Wien-Auftritt der liebliche Posterboy mit "Bad-Guy-Attitüde" – und tanzt in Tausenden Handyspeicherkarten seiner "Beliebers" wohl noch wochenlang weiter.

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