Pro und Contra

Debatte um die 6. Urlaubswoche lässt Wogen hochgehen

Wirtschaft
25.03.2013 15:05
Die vorige Woche von Sozialminister Rudolf Hundstorfer gestartete Debatte über eine sechste Urlaubswoche ab einem bestimmten Alter, und das unabhängig von der Betriebszugehörigkeit, lässt die Wogen weiter hochgehen. Die Gewerkschaften sind dafür, die Wirtschaft ist dagegen - und die Parteien beziehen unterschiedliche Positionen.

Hundstorfer hatte am Freitag die Erhöhung des jährlichen Urlaubs von fünf auf sechs Wochen ins Spiel gebracht. Denn die hohe Mobilität der Arbeitnehmer brächte es mit sich, dass nur noch die wenigsten Menschen sechs Wochen Urlaub aufgrund der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit erreichten. Derzeit haben Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche nur dann, wenn sie 25 Jahre im gleichen Unternehmen gearbeitet haben.

Gewerkschaften: Sechste Urlaubswoche muss "früher greifen"
Für die Gewerkschaft der Privatangestellten verweist der Vorsitzende Wolfgang Katzian darauf, dass die Ausdehnung des Anspruchs auf eine sechste Urlaubswoche insbesondere Frauen zugutekäme, die seltener 25 Jahre bei einem Arbeitgeber blieben. Laut Katzian könnte man den Anspruch auf sechs Wochen Urlaub schrittweise ausdehnen, etwa nach 15 statt nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit oder durch bessere Anrechnungsbestimmungen bei Beginn von neuen Dienstverhältnissen.

Auch Norbert Schnedl, Bundesvorsitzender der Christgewerkschafter, findet, dass die derzeitige gesetzliche Lage nicht mehr den beruflichen Realitäten mit einem häufigen Wechsel des Arbeitsplatzes entspreche. Die sechste Urlaubswoche müsse "früher greifen". Die Anrechnungsmöglichkeiten von Vordienstzeiten seien zu kurz bemessen. Ähnlich wie bei der Abfertigung sollten auch Urlaubsansprüche von Betrieb zu Betrieb mitgenommen werden. Schnedl schlägt vor, dass die sechste Urlaubswoche nach 25 Berufsjahren für alle gelten sollte.

WK: "Ein absolut falsches Signal zu einer absolut falschen Zeit"
Dem hält Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer, entgegen, dass eine Ausweitung von Urlaubsansprüchen Unternehmen massiv belasten würde. Damit wären Arbeitsplätze gefährdet. "Die Umsetzung dieser Forderung wäre ein absolut falsches Signal zu einer absolut falschen Zeit", meint Gleitsmann. Österreich liege beim gesetzlichen Anspruch auf Urlaub und Feiertage ohnehin bereits im internationalen Spitzenfeld. Da die Belegschaft im Schnitt altere, kämen ohnehin mehr Mitarbeiter als früher in den Genuss der sechsten Urlaubswoche. Die Schweizer hätten eine Verlängerung jüngst "aus gutem Grund" abgelehnt.

SPÖ unterstützt Hundstorfer-Pläne, andere Parteien skeptisch
SPÖ-Sozialsprecherin Renate Csörgits wiederum hält einen erleichterten Zugang zur sechsten Urlaubswoche als Reaktion auf den sich verändernden Arbeitsmarkt und als "Frage der Geschlechtergerechtigkeit" für nötig. Wie Katzian weist sie darauf hin, dass vor allem Frauen um den längeren Urlaub umfallen, weil sie besonders stark in Branchen und Berufen mit hoher Mobilität und geringer Arbeitsdauer anzutreffen seien. Grundsätzlich seien Arbeitnehmer mit sechs Urlaubswochen leistungsfähiger, was den Betrieben und der Volkswirtschaft Vorteile bringe.

FPÖ-Vizeparteiobmann Norbert Hofer will sich bezüglich des Themas zunächst einmal informieren und verlangt von Hundstorfer "eine brauchbare Datengrundlage". Man müsse insbesondere überlegen, ob damit die Beschäftigung älterer Menschen erschwert wird.

Für die grüne Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz würde eine sechste Urlaubswoche "weder die dringend notwendige Entlastung für ArbeitnehmerInnen noch mehr Arbeitsplätze" bringen. Sie fordert vorrangig eine Reduktion der Überstunden und der Tages- und Wochenarbeitszeiten. Demnach würden immer mehr Burn-Out-Fälle und steigende Arbeitslosigkeit nach einer "intelligenten Form der Arbeitszeitverkürzung" verlangen.

BZÖ-Obmann Josef Bucher sieht in Hundstorfers Vorschlag "reines Wahlkampfgetöse und eine Ablenkungsfalle". Ein viel größeres Problem seien die Arbeitslosigkeit und die zu niedrigen Löhne. Daher sei eine Steuer- und Abgabensenkung wichtiger. Bei den Urlauben müsse "die Ungleichbehandlung zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst abgeschafft werden".

Das Team Stronach schließlich fürchtet durch eine häufigere sechste Urlaubswoche einen Nachteil im globalen Wettbewerb. "Wir stehen in Konkurrenz mit wirtschaftlich aufstrebenden Staaten, die einen großen Druck ausüben. Österreich muss konkurrenzfähig bleiben", so Obmann Robert Lugar. Da kein deutlicher wirtschaftlicher Aufschwung in Sicht sei, seien "derartige Vorschläge momentan einfach nicht umsetzbar".

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