Starke Vorstellung

Of Monsters And Men trumpfen in der Wiener Arena auf

Musik
17.03.2013 00:55
Die Isländer Of Monsters And Men haben in den letzten zwei Jahren einen unaufhaltsamen Popularitätsschub erfahren und für Live-Auftritte mittlerweile die isländischen Kellerlokale gegen europäische Hallen eingetauscht. Dass auch melancholischer Folk-Pop für Spaß sorgen kann und leichte Unsicherheiten auf der Bühne nicht unbedingt schlecht sein müssen, bewies die Band Samstagabend in der Wiener Arena.
(Bild: kmm)

Sie sind begnadete Geschichtenerzähler, erinnern ein bisschen an den Märchenonkel aus der Kindheit und lassen selbst bei voll im Leben stehenden Erwachsenen noch einmal die eigene Kindheit vor dem geistigen Auge vorbeirauschen. Man riecht das Harz der Tanne vom Baumkraxeln, schürft sich in Gedanken noch mal das Knie am heimischen Schotter auf und erinnert sich ein bisschen wehmütig an Omas selbst gebackene Kekse.

Träumerische Wortpoeten
Hierbei handelt es sich um die isländischen Senkrechtstarter Of Monsters And Men, die auch in der ausverkauften Wiener Arena viel mehr Träumer und Wortpoeten als eine herkömmliche Musikband sind. Angeführt vom hervorragenden Wechselgesang von Nanna Bryndís Hilmarsdóttir und ihrem sympathischen Kompagnon Ragnar Þórhallsson, umwebt das Septett sein begeisterungsfähiges Publikum mit sanft-naturbelassenen Folk-Pop-Klängen, die wunderbar zum Scheiden des kalten Winters passen.

Schon das Anfangs-Dreigestirn "Dirty Paws", "From Finner" und "Slow And Steady" spiegelt – in Kombination mit behutsam eingesetzten Lichteffekten – die melancholische Grundbeschaffenheit der Isländer wider. Neben den beiden ausdrucksstarken Stimmen unterstützen Klavier, Akkordeon und Trompeten das Dargebotene, das an echte, handgemachte Volksmusik – nicht volkstümliche Musik – erinnert und den kometenhaften Aufstieg samt hoher Chartsplatzierungen in England, den USA und Mitteleuropa noch ein bisschen unerklärlicher macht.

Sympathische Ausstrahlung
Trotz ausgiebigen Tourens merkt man der Band selbst noch an, dass sie mit dem Aufstieg vom beschaulichen Reykjavik in den internationalen Alternative-Pop-Himmel so ihre Probleme haben. Doch die teils unvollständige, teils einfach nur schüchterne Interaktion von Sängerin Nanna zur Menschenmenge macht den Gesamteindruck von Of Monsters And Men nur noch liebenswerter. Man sieht und hört Musiker mit Herzblut, noch unberührt von den Widrigkeiten des Musikgeschäfts und einfach nur glücklich, ob der positiven Rezeption ihrer Kompositionen.

Irgendwie ähnelt das Ganze dem Hype rund um Mumford & Sons. Hier wie dort erdige Musik, bescheidenes Auftreten, gediegene Atmosphäre. Nur dass Of Monsters And Men wesentlich mehr Folklore in ihre Songs einbauen und grundsätzlich mehr Nachdenklichkeit denn überbordende Fröhlichkeit versprühen. Stimmt so ganz aber auch nicht, denn die gute Laune ist allen Anwesenden trotz ruhiger Songs anzumerken. Mit Mitsing-kompatiblen Krachern wie "Lakehouse" oder dem flotten "Mountain Sound" wird das Tanzen fast zur Pflicht, zudem erweisen sich die ersten Reihen als ungemein textsicher.

Heimelige Sounds
Am allerbesten funktioniert das Gute-Laune-Gebräu natürlich beim Band-Tophit "Little Talks", der sich hierzulande nicht nur durch Radio-Airplay, sondern auch durch die A1-Werbung in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Die Veranstaltung hat etwas Heimeliges und Bodenständiges inne. Wenn die Isländer sich auf "Sloom" oder dem grandiosen Closer "Yellow Light" in ihrer nordischen Elegie suhlen, rücken alle ein kleines bisschen zusammen. So wie damals bei Oma am Kachelofen. Es fehlen nur noch die Kekse.

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